Drei Tage, an denen man abends und nachts den Mond beobachten konnte – noch dazu an einem Wochenende. Angesichts des durchwachsenen Wetters in den vergangenen Wochen darf man das schon als Mini-Schönwetterkatastrophe bezeichnen. Und der Zeitpunkt war äußerst günstig, denn am Donnerstagabend zeigte sich mit dem sogenannten “Mond-X” eine Formation auf der Oberfläche unseres Trabanten, die jeweils nur für eine relativ kurze Zeitspanne beobachtet werden kann.
Es handelt sich dabei um eine X-förmige Struktur direkt auf dem Terminator, also auf der Tag-Nacht-Grenze auf dem Mond. Sie entsteht, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel auf zwei benachbarte Krater namens Purbach und Blanchinus trifft. Das Licht beleuchtet den östlichen Kraterwall von Purbach und den westlichen Kraterwall von Blanchinus, während der Rest der beiden Krater bereits im Schatten liegt. So entsteht der optische Eindruck einer kreuzförmigen Struktur inmitten der Dunkelheit.
Oben: Das “Kreuz” hat einen Durchmesser von ungefähr 75 Kilometern und ist ein beliebtes Ziel für Mondbeobachter mit den verschiedensten Instrumenten – vom Fernglas bis hin zu großen Amateurteleskopen. Dieses Bild entstand mit einem kleinen Maksutov-Teleskop (90 Millimeter Öffnung, 1.250 Millimeter Brennweite) und ist das Ergebnis eines Stacking-Prozesses, wie er hier im Tutorial beschrieben ist. Zum Bild auf Flickr.
Video-Link: https://youtu.be/6SwcmYT5SMQ
Oben: Dieses Video ist die Live-Beobachtung, auf dem das obige Mond-X-Bild basiert. Wenn man genau hinschaut, erkennt man ein Muster aus regelmäßig angeordneten Punkten, was darauf zurückzuführen ist, dass das Video im Raw-Modus aufgenommen wurde. Das Muster ist die Bayer-Matrix des Kamerasensors, die für die spätere Zuordnung der Farbinformationen verantwortlich ist. Die Luft war vergleichsweise ruhig – ein Vorteil der kalten Wetterlage.
Oben: Dieses Mosaik-Bild des Mondes wurde mit demselben Teleskop gemacht. Lediglich die Belichtungszeit war etwas kürzer, um die hellsten Bereiche auf der Oberfläche nicht ausbrennen zu lassen. Der oben gezeigte Detailausschnitt mit dem Mond-X ist auf dem Mosaik im Südwesten auf der Tag-Nacht-Grenze zu finden. Zum Bild auf Flickr.
Erfreulicherweise war der nächste Abend ebenso schön klar und nahezu wolkenfrei. Für die Bedeckung des Sterns Aldebaran durch den Mond war ich leider etwas zu spät, deshalb reichte es nur für einen kurzen Schnappschuss (hier auf Flickr), nachdem der Stern einige Minuten nach der Bedeckung wieder sichtbar war. Dafür kam an dem Abend aber genug Rohmaterial für zwei Mond-Mosaikbilder zusammen, eins mit 650 Millimetern Brennweite (hier auf Flickr) und eins mit dem oben erwähnten Maksutov-Teleskop.
Oben: Man erkennt, dass ich die Tag-Nacht-Grenze im Vergleich zum Vorabend deutlich verschoben hat und dass jetzt andere Oberflächenformationen aufgrund der neuen Lichtsituation plastischer wirken.
Kaum zu glauben, aber es folgte tatsächlich der dritte Abend hintereinander, der einen guten Blick auf den Mond erlaubte. Das Titelbild dieses Artikels stand zuerst auf dem Plan. Die Kälte war zwar nicht besonders angenehm, aber dafür war die Luft vergleichsweise ruhig, was der Bildqualität zugute kommt.
Oben: In der Bildmitte ist eine sehr markante Kraterkette zu sehen: oben Ptolemaeus (ca. 154 Kilometer Durchmesser), darunter Alphonsus (ca. 118 Kilometer Durchmesser) und unten schließlich Arzachel mit ca. 98 Kilometern Durchmesser. Arzachel besitzt außerdem einen 1.500 Meter hohen Zentralberg, der auf dem Bild gut zu erkennen ist. Ein Stück unterhalb von Arzachel liegt übrigens der große Krater Purbach, der – wie bereits erläutert– eine Rolle bei dem “Mond-X” spielt. Zum Bild auf Flickr.
Oben: Das abschließende Mosaik-Bild des kleinen “Mond-Marathons” hebt besonders eindrucksvoll die interessanten Regionen im Norden und Süden hervor. Die Wälle des Kraters Plato und die benachbarten Montes Alpes im Norden wirken dank des schrägen Lichteinfallswinkels sehr strukturiert, genau wie weiter südlich der große Krater Copernicus, dessen Westrand gerade noch von den Lichtstrahlen erfasst wird. Ganz im Süden ist der Krater Clavius mit seinen vier halbkreisförmig angeordneten kleineren Kratern im Innern zu sehen. Zum Bild auf Flickr.
Nach einer langen Durststrecke mit wolkenverhangenen Tagen und nur wenigen Gelegenheiten für kurze Beobachtungen mit dem Fernglas haben sich die letzten Tage endlich auch mal wieder fotografisch gelohnt. Dafür nimmt man als engagierter Mondbeobachter auch die vorübergehend kältetauben Finger in Kauf ;)
(THK)
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