Vor 20 Jahren begann der Bau der Internationalen Raumstation ISS

Links: Start des Zarya Functional Cargo Block vom Baikonur-Kosmodrom. Rechts: Start des Space Shuttle Endeavour vom Kennedy Space Center mit dem Modul Unity Node 1 an Bord. (Credits: NASA)
Links: Start des Zarya Functional Cargo Block vom Baikonur-Kosmodrom. Rechts: Start des Space Shuttle Endeavour vom Kennedy Space Center mit dem Modul Unity Node 1 an Bord. (Credits: NASA)

Vor 20 Jahren begann in der Steppe Kasachstans das größte und komplexeste internationale Bauprojekt im Weltraum: Von seiner Proton-Rakete getragen, startete am 20. November 1998 der Zarya Functional Cargo Block (FGB) von der Startrampe des Baikonur-Kosmodroms in den kalten Winterhimmel. Zarya wurde von GKNPZ Chrunitschew in Moskau gebaut und diente als temporäres Kontrollmodul für die entstehende Internationale Raumstation ISS. Neun Minuten später war Zarya in der Umlaufbahn und begann seine Antennen und Solarzellensegel zu entfalten und in der luftleeren Umgebung der niedrigen Erdumlaufbahn scheinbar zu leben. Der Start des ersten Elements der Internationalen Raumstation ISS stieß eine unglaubliche Geschichte der Konstruktionen, Operationen und Wissenschaft in der Erdumlaufbahn an.

Das ISS-Programm hat seine Wurzeln im Jahr 1984, als der damalige US-Präsident Ronald W. Reagan erklärte, dass die Vereinigten Staaten eine erdumkreisende Raumstation entwickeln. Die Vereinigten Staaten luden im Jahr 1988 Kanada, Japan und die European Space Agency (ESA) ein, sich dem Projekt anzuschließen, und fünf Jahre später lud Bill Clinton Russland ein, sich an der Partnerschaft zu beteiligen. Russland brachte nicht nur seine vielen Jahre Erfahrung mit langfristiger, bemannter Raumfahrt in das Programm mit ein, sondern auch Module für die geplante Raumstation Mir 2. Frühere Gegner auf der Erde arbeiteten nun zusammen, um das größte Labor im Weltraum zu bauen.

Links: Zarya, aufgenommen während der STS-88-Mission. Rechts: Die Kopplung von Zarya und Unity im Frachtraum des Space Shuttle. (Credits: NASA)
Links: Zarya, aufgenommen während der STS-88-Mission. Rechts: Die Kopplung von Zarya und Unity im Frachtraum des Space Shuttle. (Credits: NASA)

Am 4. Dezember 1998 hob das Space Shuttle Endeavour im Rahmen der STS-88-Mission vom Launch Complex 39A am Kennedy Space Center in Florida ab, das Modul Unity Node 1 in seinem Frachtraum. Unity wurde von der Boeing Corporation an einer Einrichtung des Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville (Alabama) konstruiert und war die erste US-amerikanische Komponente der ISS. Zwei Tage nach dem Start trafen sich die Endeavour und ihre sechsköpfige Besatzung mit Zarya. Dabei wurde der Roboterarm des Shuttle genutzt, um das russische Modul einzufangen und es mit Unity zu verbinden.

Links: Die ersten beiden Segmente der ISS, Unity Node 1 links und Zarya rechts. Rechts: Die erste Crew der ISS: Flugingenieur Sergey Krikalev, Kommandant William Shepard und Flugingenieur Yuri Gidzenko. (Credits: NASA)
Links: Die ersten beiden Segmente der ISS, Unity Node 1 links und Zarya rechts. Rechts: Die erste Crew der ISS: Flugingenieur Sergey Krikalev, Kommandant William Shepard und Flugingenieur Yuri Gidzenko. (Credits: NASA)

Die ersten beiden Module der ISS wurden von Ingenieuren entwickelt und gebaut, die tausende Kilometer voneinander entfernt arbeiteten, und sie passten perfekt zusammen, als sie im Weltraum zusammengefügt wurden. Die STS-88-Besatzung verbrachte die nächsten paar Tage damit, Verbindungen zwischen den beiden Modulen herzustellen, bevor die neu entstandene aber immer noch unfertige ISS freigegeben wurde. Das markierte den ersten Schritt des Zusammenbaus der ISS, der 13 Jahre lang fortgesetzt wurde.

Die Internationale Raumstation im Jahr 2018. Zarya befindet sich in der Mitte der Konstruktion. (Credits: NASA)
Die Internationale Raumstation im Jahr 2018. Zarya befindet sich in der Mitte der Konstruktion. (Credits: NASA)

Gegen Ende des Jahres 2000 war die ISS bereit, ihre ersten langfristigen Bewohner zu empfangen. Am 31. Oktober 2000 hob die Expedition-1-Crew, bestehend aus William M. Shepard, Sergey K. Krikalev, and Yuri P. Gidzenko, von Baikonur ab und dockte zwei Tage später an die ISS an. Seit diesem Tag hielten internationale Teams aus Astronauten und Kosmonauten die ISS ständig bemannt und führten die Routineoperationen auf der Station durch, darunter Dutzende Weltraumspaziergänge und Forschung in einem breiten Spektrum an wissenschaftlichen Fachrichtungen.

Heute ist die ISS die größte Weltraumkonstruktion, die bislang gebaut wurde und ein einzigartiges Labor zur Durchführung von Forschungsprojekten in einer Vielzahl an Fachrichtungen. Mit ihren Solarzellensegeln ist sie so groß wie ein Football-Feld. Das bewohnbare Volumen in ihren verschiedenen internationalen Modulen ist größer als das eines Haus mit sechs Schlafzimmern. Seit November 2000 haben mehr als 230 Personen aus 18 Ländern die ISS besucht. Als Labor hat die ISS über 2.500 wissenschaftliche Experimente von mehr als 100 Ländern beherbergt.

Quelle

Anmerkung der Redaktion:
Die ISS ist auch ein beliebtes Ziel für Hobbyastronomen und Astrofotografen. Bereits mit einer handelsüblichen Spiegelreflexkamera und einem Objektiv kann man sie als Strichspur abbilden. Größere Brennweiten erlauben sogar die Beobachtung von Details wie Modulen oder Solarzellensegeln. Ein paar Tipps dazu gibt es hier im Tutorial.

Die Internationale Raumstation ISS am 16. Juli 2018, aufgenommen mit einem Amateurteleskop. (Credits: astropage.eu)
Die Internationale Raumstation ISS am 16. Juli 2018, aufgenommen mit einem Amateurteleskop. (Credits: astropage.eu)

(THK)

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