Bildveröffentlichung / Hubble: Die “Quallen”-Galaxie JO204

Hubble-Aufnahme der Quallen-Galaxie JO204. (Credits: ESA / Hubble & NASA, M. Gullieuszik and the GASP team)
Hubble-Aufnahme der Quallen-Galaxie JO204. (Credits: ESA / Hubble & NASA, M. Gullieuszik and the GASP team)

Hier sieht man JO204, eine “Quallen”-Galaxie, die diese Bezeichnung aufgrund der hellen Gasfilamente erhielt, welche unterhalb ihrer Zentralregion zu hängen scheinen. Die Galaxie liegt fast 600 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Sextant. Das Bild wurde vom Weltraumteleskop Hubble gemacht und ist das dritte Bild der Woche, das eine Quallen-Galaxie zeigt. Diese Bildreihe wurde durch ein Himmelsdurchmusterungsprojekt ermöglicht, bei dem Hubble Beobachtungen von sechs dieser faszinierenden Galaxien durchführte, darunter JO204. Dieses Projekt wurde in der Absicht durchgeführt, die Sternentstehung unter extremen Bedingungen besser zu verstehen.

Wenn man das ruhige Aussehen auf diesem Bild bedenkt, ist es verständlich sich zu fragen, warum Quallen-Galaxien so eine Feuerprobe für die Sternentstehung darstellen sollten. Die Antwort lautet (wie es in der Astronomie oft der Fall ist): Der erste Eindruck kann trügen. Obwohl die feinen Gasfilamente unter JO204 wie die ruhig und frei schwebenden Tentakel einer Qualle aussehen, sind sie in Wirklichkeit die Folge eines gewaltigen astronomischen Prozesses, der als Ram Pressure Stripping bezeichnet wird.

Ram Pressure (Staudruck) ist ein spezieller Typ von Druck, der auf einen Körper ausgeübt wird, wenn er sich relativ zu einem Fluid bewegt. Ein intuitives Beispiel ist der Druck, den man spürt, wenn man in einer starken Windböe steht: Der Wind ist ein sich bewegendes Fluid und übt einen Druck auf den Körper aus. Eine Erweiterung dieser Analogie ist, dass der Körper selbst zusammenhängend bleiben wird, aber die lockeren Dinge wie die Haare oder die Kleidung werden im Wind flattern.

Dasselbe gilt für Quallen-Galaxien. Sie spüren den Staudruck aufgrund ihrer Bewegung gegen das intergalaktische Medium, das den Raum zwischen den Galaxien in einem Galaxienhaufen füllt. Die Galaxien erfahren diesen intensiven Staudruck aus dieser Bewegung und infolge dessen wird ihr locker gebundenes Gas aus ihnen herausgerissen. Dieses Gas ist größtenteils das kühlere und dichtere Gas in der Galaxie. Wenn es durch den Staudruck aufgewühlt und komprimiert wird, kollabiert es und bildet neue Sterne wie in den schönen Tentakeln der Quallen-Galaxie.

(Anm. d. Red.: Das Weltraumteleskop Hubble ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der National Aeronautics and Space Administration (NASA) und der European Space Agency (ESA).)

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
https://cdn.spacetelescope.org/archives/images/large/potw2315a.jpg

Quelle

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*