Astro-Bild der Woche: Eine Dunkelwolke in der H-II-Region Gum 15

Diese Aufnahme des Very Large Telescope (VLT) zeigt eine Dunkelwolke in der Sternentstehungsregion Gum 15. (ESO)
Diese Aufnahme des Very Large Telescope (VLT) zeigt eine Dunkelwolke in der Sternentstehungsregion Gum 15. (ESO)

Die dunkle Silhouette, die sich vor dem rötlich leuchtenden Hintergrund abhebt, ist eine Dunkelwolke in der Sternentstehungsregion Gum 15. Das abgebildete Gebiet zeigt die Zentralregion des ausgedehnten Nebels. Gum 15 befindet sich ungefähr 3.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Vela (Segel des Schiffs).

Im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums können Dunkelwolken wie diese einen Großteil des Lichts blockieren, oft verschlucken sie praktisch das gesamte Licht der hinter ihnen liegenden Sterne, so dass sie schwarz (oder zumindest sehr dunkel) erscheinen. Die einzelnen, verstreuten Sterne, die scheinbar innerhalb der Dunkelwolke liegen, befinden sich in Wirklichkeit zwischen uns und den dichten Staubbändern. Dadurch entsteht die Illusion, dass wir gewissermaßen durch ein kleines Fenster einen Blick auf die Geschehnisse hinter der Dunkelwolke werfen.

Die dort ablaufenden Prozesse lassen sich mit herkömmlichen optischen Teleskopen jedoch nicht verfolgen. Astronomen benutzten daher andere Wellenlängen, die imstande sind, die dichten Staubwolken zu durchdringen und Informationen über das ansonsten Verborgene preiszugeben. Dabei haben sich verschiedene Hochleistungsteleskope bewährt, beispielsweise das im Infraroten arbeitende Weltraumteleskop Spitzer. Das geplante James Webb Space Telescope (JWST) wird ebenfalls im Infrarotbereich beobachten, und man erhofft sich zahlreiche neue und spektakuläre Einblicke in das Universum.

Es ist gut möglich, dass auch der hier gezeigte Zentralbereich von Gum 15 zu den Beobachtungszielen des James Webb Space Telescope gehören wird. Ein erklärtes Ziel der Mission ist es, die Struktur entstehender Sterne und Planetensysteme zu untersuchen. Die hinter den Dunkelwolken verborgenen, jungen Sterne – noch eingebettet in ihre Geburtskokons aus Gas und Staub – wären geeignete Forschungsobjekte für dieses Vorhaben. Andererseits ist Gum 15 nur eine von sehr vielen Sternentstehungsregionen in unserer Milchstraßen-Galaxie – und noch nicht einmal eine besonders bekannte.

Gum 15 ist als sogenannte H-II-Region klassifiziert, was bedeutet, dass das Gebiet einen hohen Anteil ionisierten atomaren Wasserstoffs enthält. Die Ionisation geschieht durch junge, massereiche Sterne, die einen Großteil ihrer Strahlungsenergie im Ultraviolettbereich abgeben. Die ultraviolette Strahlung ist energiereich genug, um Gasmoleküle zum Leuchten in charakteristischen Wellenlängen anzuregen. Physikalisch betrachtet, handelt es sich bei H-II-Regionen also um einen bestimmten Typ Emissionsnebel.

Diese Aufnahme wurde nicht von einem Weltraumteleskop gemacht, sondern von einem Teleskop auf der Erdoberfläche, das aufgrund seiner Größe dennoch zu den leistungsstärksten Instrumenten gezählt werden darf: dem Very Large Telescope (VLT). Das VLT wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben und steht auf dem Gipfel des Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste. Das Very Large Telescope besteht aus vier zusammenschaltbaren Einzelteleskopen mit je 8,2 Metern Spiegeldurchmesser. Die Kombination der vier Instrumente und die einzigartigen Beobachtungsbedingungen in der Atacama-Wüste ermöglichen faszinierende Aufnahmen, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch einen unschätzbaren wissenschaftlichen Wert haben.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/potw1444a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Der Kugelsternhaufen M54
Bild 3: wird nächste oder übernächste Woche zum Astro-Bild der Woche (Losentscheid)
Bild 4: wird nächste oder übernächste Woche zum Astro-Bild der Woche (Losentscheid)

(THK)

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