Wenn sich pazifische Schleimaale in einen Kadaver hineinbohren und sich hindurchfressen, können sie Nahrung direkt über ihre Kiemen und ihre Haut aufnehmen, genau wie mit ihrem Darm.
Laborversuche deuten darauf hin, dass Schleimaale Nährstoffe aktiv über ihr äußeres Gewebe aufnehmen, sagt Fisch-Physiologe Chris M. Wood von der McMaster University in Hamilton (Kanada). Viele Meerestiere ohne Rückgrat können Nahrung über ihre Haut aufnehmen, aber keines davon gehört einer Spezies an, die so eng mit Fischen und modernen Wirbeltieren verwandt ist, schreiben Wood und seine Kollegen in einer Studie, die in den Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht werden soll.
“Einer der wichtigsten Schritte der Evolution war die Abkehr von der Nahrungsaufnahme über die Haut und die Konzentration auf die Nahrungsaufnahme durch den Darm”, sagt Wood. Die Haut mit ihrer starken Blockade gegen äußere Fremdsubstanzen erlaubte den Tieren, ihre Körperchemie von der Außenwelt getrennt zu halten und sich in Süßwasser oder auf dem Land zu bewegen.
Schleimaale zählen nicht direkt als richtige moderne Wirbeltiere, weil ihre knochigen Schädel nicht in ein knochiges Rückgrat übergehen. Stattdessen besitzen sie eine so genannte Rückensaite, einen flexiblen Gewebestab, der sich durch den Rücken der Schleimaale erstreckt. Wood nennt Schleimaale “alte Wirbeltiere”, ihres Status zu Ehren, welcher derzeit debattiert wird, weil sie Nachkommen von nahen Verwandten der ersten Wirbeltiere mit voll entwickeltem Rückgrat sind.
Um die Vermutung zu testen, dass diese Fast-Wirbeltiere ihre Haut bei Vollkontakt mit ihrer Mahlzeit zur Nahrungsaufnahme benutzen, entfernten Wood und seine Kollegen kleine Stückchen aus der Haut oder den Kiemen des Fisches, aber tröpfelten Glucose auf das Gewebe, um die Zellen für mehrere Stunden funktionstüchtig zu halten. Dann setzten die Forscher die Außenseite der Gewebestücke verschiedenen Lösungen aus zwei Aminosäuren aus und überprüften die innere Gewebeseite, um zu sehen, wieviel der Nährstoffe dort ankamen und unter welchen Umständen.
Wenn die Nährstoffe das Gewebe passiert hätten als wäre es ein lebloses Blatt, dann hätte eine Erhöhung der Nährstoffkonzentration auf der einen Seite auch eine Erhöhung der Konzentration auf der anderen Seite nach sich gezogen. Das hat aber nicht stattgefunden. Steigende Konzentrationen erreichten ein Plateau auf der inneren Seite des Schleimaalgewebes. Das sei ein charakteristisches Anzeichen dafür, dass das Gewebe aktiv Substanzen aufnehme, wobei der Transportmechanismus gesättigt werden könne, erklärte Wood.
Außerdem unterbrach die Entfernung von Natrium aus der seewasserähnlichen Nährstofflösung auf der Außenseite des Gewebes den Transport über die Kiemen. Diese Blockade spricht Wood zufolge dafür, dass das Gewebe der Schleimaale ein Transportsystem vergleichbar mit anderen Organismen benutzt, in denen Natrium benötigt wird, um sich an eine chemische Ladung zu binden, damit diese durch das Gewebe transportiert werden kann.
Ein anderer langjähriger Experte für Schleimaale, Frederic Martini von der University of Hawaii in Manoa, begrüßt die Aufmerksamkeit für die Physiologie der Schleimaale, aber er sagt, er würde gerne sehen, was Schleimaale mit anderen Nährstoffen neben Aminosäuren machen.
Auch “ist das, was man im Labor zeigen kann, nicht immer funktionell relevant”, warnt er. In der Realität bohren Schleimaale möglicherweise nicht soviel in Kadavern, weil einige Populationen so groß zu sein scheinen, dass sie seiner Meinung nach lebender Beute nachstellen.
Wood sagt, dass er versucht, das natürliche Fressverhalten besser zu untersuchen. In Labortanks stellten sich Schleimaale als unkooperative, wählerische Esser heraus.
Quelle: http://www.sciencenews.org/view/generic/id/70457/title/Hagfish_may_eat_through_their_skin
(SOM)
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