Die Aktivität der Sonne nimmt zu

Sonneneruption, aufgenommen vom Solar Dynamics Observatory (SDO / NASA)
Sonneneruption, aufgenommen vom Solar Dynamics Observatory (SDO / NASA)

Wenn man jemals vor einem Herd stand, einen Topf voller Wasser beobachtete und darauf wartete, dass das Wasser zu Kochen beginnt, dann weiß man wie man sich als Sonnenphysiker fühlt.

Im Jahr 2008 fiel der Sonnenzyklus in das tiefste Minimum seit fast einem Jahrhundert. Sonnenflecken verschwanden, Ausbrüche klangen ab und die Sonne war unheimlich ruhig.

“Seitdem warteten wir auf einen Anstieg der Sonnenaktivität”, sagt Richard Fisher, Kopf der Heliophysics Devision am NASA Hauptquartier in Washington DC. “Es waren drei lange Jahre.” Ruhige Sonnenphasen sind nichts Neues. Sie treten ungefähr alle elf Jahre auf – sie sind ein natürlicher Teil des Sonnenzyklus. Dieses besondere Sonnenminimum hielt allerdings länger als gewöhnlich an und einige Forscher fragten sich, ob es jemals enden würde.

Eilmeldung: Der Topf fängt an zu kochen. “Endlich”, sagt Fisher, “werden wir etwas Action sehen.”
Animation einer kürzlichen Sonneneruption, aufgenommen vom Solar Dynamics Observatory:
http://science.nasa.gov/media/medialibrary/2011/04/14/x1_anim.gif

Während das Jahr 2011 ins Land zieht, kamen die Sonnenflecken zurück und knistern vor Aktivität. Am 15. Februar und nochmal am 9. März registrierten erdumkreisende Satelliten zwei Sonneneruptionen der “X-Klasse” – der kraftvollste Typ von Röntgenausbrüchen auf der Sonne. Die letzte derartige Eruption trat im Dezember 2006 auf.

Eine andere Eruption am 7. März schleuderte eine Wolke aus Milliarden Tonnen Plasma mit 2.200 Kilometern pro Sekunde von der Sonne weg. Die schnell expandierende Wolke war nicht direkt auf die Erde gerichtet aber hatte Effekte auf das irdische Magnetfeld. Der nicht zentrale Aufprall am 10. März genügte, um Nordlichter über die kanadische Grenze hinweg bis in die US-Bundesstaaten Wisconsin, Minnesota und Michigan zu schicken.

“Das war der schnellste koronale Masseauswurf seit fast sechs Jahren”, sagt Angelos Vourlidas vom Naval Research Lab in Washington DC. “Er erinnert mich an eine vergleichbare Reihe von Ereignissen im November 1997, die den Sonnenzyklus Nummer 23 anstießen, der Sonnenzyklus vor dem jetzigen.”

“Für mich”, sagt Vourlidas, “markiert das den Beginn des Sonnenzyklus Nummer 24.”

Der langsame Anstieg bis zu diesem Moment ist mehr als nur “den beobachteten Topf nicht kochen zu sehen”, sagt Ron Turner, ein Analytiker für Weltraumwetter von Analytiv Services, Inc. “Er war wirklich außergewöhnlich langsam.” Es gab 24 durchnummerierte Sonnenzyklen seit Forscher in der Mitte des 18. Jahrhunderts anfingen, sie zu beobachten.

Nordlichter über Grand Portage, Minnesota, am 10. März 2011 (Travis Novitsky)
Nordlichter über Grand Portage, Minnesota, am 10. März 2011 (Travis Novitsky)

In einem Artikel, der für die Veröffentlichung im Space Weather Journal akzeptiert wurde, zeigt Turner, dass in der ganzen Zeit nur vier Zyklen langsamer starteten als der jetzige. “Drei davon lagen im Dalton-Minimum, einer Periode niedriger Sonnenaktivität im frühen 19. Jahrhundert. Der vierte war Sonnenzyklus Nummer 1 um das Jahr 1755 herum, ebenfalls ein relativ langsamer Sonnenzyklus”, sagt er.

In dieser Studie benutzte Turner Sonnenflecken als Schlüsselfaktor für die Sonnenaktivität. Die kürzliche Fülle von Sonnenflecken ändert nichts an seiner Schlussfolgerung: “Sonnenzyklus Nummer 24 ist ein Spätzünder”, sagt er.

Besser spät als nie.

Verlauf der Sonnenfleckenanzahl (NOAA/Space Weather Prediction Center)
Verlauf der Sonnenfleckenanzahl (NOAA/Space Weather Prediction Center)

Quelle: http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2011/14apr_thewatchedpot/

(THK)

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