
Um den 21. Jahrestag von Hubbles Start in die Umlaufbahn zu feiern, richteten Astronomen am Space Telescope Science Institute in Baltimore (Maryland) das Auge des Weltraumteleskops auf ein besonders fotogenes Paar interagierender Galaxien, genannt Arp 273.
„In den 21 Jahren hat Hubble unsere Sicht des Universums grundlegend verändert und uns erlaubt, tief in die Vergangenheit zu blicken, während wir unsere Augen für die Erhabenheit und Wunder um uns herum öffneten“, sagte NASA-Administrator Charles Bolden. „Ich hatte das Privileg, das Space Shuttle Discovery zu steuern, als es Hubble im Weltraum aussetzte. Nach all dieser Zeit erwecken neue Hubble-Bilder immer noch Ehrfurcht und sie sind ein Testament der außergewöhnlichen Arbeit der vielen Menschen hinter dem bekanntesten Observatorium der Welt.“
Hubble wurde am 24. April 1990 an Bord der Discovery (Mission STS-31) gestartet. Seine Entdeckungen revolutionierten nahezu alle Bereiche aktueller astronomischer Forschungsarbeit von Planetenwissenschaften bis hin zur Kosmologie.
„Hubble ist Amerikas Geschenk an die Welt“, sagte Senatorin Barbara Mikulski aus Maryland. „Seine atemberaubenden Bilder haben die Bücher neu geschrieben und Generationen von Schülern dazu bewegt, Mathe und Wissenschaft zu studieren. Es hat die Geschichte unseres Universums seit 21 Jahren dokumentiert. Dank dem Mut unserer tapferen Astronauten gab eine erfolgreiche Service-Mission Hubble 2009 neues Leben. Ich freue mich auf Hubbles fantastische Bilder und begeisternde Entdeckungen der kommenden Jahre.“
Das kürzlich veröffentlichte Hubble-Bild zeigt eine große Spiralgalaxie, bekannt als UGC 1810, mit einer Scheibe, die von den Gravitationskräften der darunter liegenden Begleitgalaxie (UGC 1813) zu einer rosenförmigen Gestalt verzerrt wurde. Ein Streifen blauer, juwelenartiger Punkte im oberen Bildausschnitt ist das kombinierte Licht von Clustern aus sehr hellen und heißen jungen blauen Sternen. Diese massiven Sterne leuchten enorm stark in ultraviolettem Licht.
Die kleinere, fast von der Seite gesehene Begleitgalaxie zeigt deutliche Anzeichen ausgeprägter Sternentstehungsprozesse in ihrem Kern, möglicherweise ausgelöst durch die Begegnung mit der anderen Galaxie.
Arp 273 liegt im Sternbild Andromeda und ist rund 300 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Das Bild zeigt eine dünne Gezeitenbrücke aus Materie zwischen den beiden Galaxien, welche einige Zehntausend Lichtjahre voneinander getrennt sind.
Eine Reihe ungewöhnlicher Spiralmuster in der großen Galaxie ist ein deutliches Anzeichen für Wechselwirkungen. Der große, äußere Arm erscheint teilweise als Ring – ein Merkmal, das beobachtet wird, wenn sich zwei interagierende Galaxien gegenseitig durchdringen. Das deutet darauf hin, dass die kleine Begleitgalaxie tief durch UGC 1810 drang, allerdings nicht zentral. Die inneren Spiralarme wurden klar aus ihrer Ebene gerissen, einer der Arme windet sich hinter den zentralen Bulge (die zentrale Ausbuchtung) und kommt auf der anderen Seite wieder zum Vorschein. Welche Beziehungen zwischen diesen beiden Spiralmustern bestehen, ist noch nicht vollständig verstanden.
Eine mögliche Mini-Spirale könnte in den Spiralarmen von UGC 1810 oben rechts sichtbar sein. Es ist erwähnenswert, wie der äußerste Spiralarm sein Aussehen verändert, wenn er diese dritte Galaxie passiert. Aus seinem ruhigen Erscheinungsbild mit vielen alten Sternen (in rötlichen Farben dargestellt) auf der einen Seite wird ein klumpiges, blau leuchtendes auf der anderen. Die praktisch regelmäßige Anordnung der blauen sternproduzierenden Knoten stimmt mit denen in anderen Galaxien überein und basiert auf voraussehbaren Instabilitäten der in dem Arm enthaltenen Gasmassen.
Die größere Galaxie des Paares besitzt etwa die fünffache Masse der kleineren Galaxie. In ungleichen Paaren wie diesem erzeugt die relativ schnelle Passage einer Begleitgalaxie die asymmetrische Struktur in der Hauptspirale. Bei solchen Begegnungen beginnen die Sternentstehungsprozesse typischerweise in den kleineren Galaxien auch früher als in den größeren. Diese Effekte könnten auftreten, weil die kleineren Galaxien weniger von dem Gas in ihren Zentren verbraucht haben, welches zur Produktion neuer Sterne benötigt wird.
Die Interaktion wurde am 17. Dezember 2010 von Hubbles Wide Field Camera 3 (WFC3) aufgenommen. Das Bild ist ein Komposit aus Daten, die mit drei verschiedenen Filtern der WFC3 gesammelt wurden und einen weiten Bereich der Wellenlängen abdecken, darunter ultraviolette, blaue und rote Teile des Spektrums.
Quelle: http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2011/11/full/
(THK)
Antworten