Fossile Riesenameisen geben Hinweis auf globale Erwärmung

Größenvergleich von Ameisenfossil und Kolibri (Bruce Archibald / Rolf Mathewes / SFU)
Größenvergleich von Ameisenfossil und Kolibri (Bruce Archibald / Rolf Mathewes / SFU)

Vier Paläontologen, darunter zwei von der Simon Fraser University (SFU) in Kanada, haben das Fossil einer riesigen Ameise entdeckt, deren Ausbreitung auf der Erde ein wenig Licht darauf wirft, wie Geschehnisse im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung die Verbreitung von Leben vor etwa 50 Millionen Jahren beeinflusst haben.

Das britische Wissenschaftsmagazin Proceedings of the Royal Society B hat die Studie mit dem Titel Intercontinental dispersal of giant thermophilic ants across the Arctic during early Eocene hyperthermals am 4. Mai 2011 online veröffentlicht.

Die Autoren der Studie sind Bruce Archibald und Rolf Mathewes von der SFU British Columbia, Kanada, David Greenwood von der Brandon University (Manitoba, Kanada) und Kirk Johnson vom Denver Museum of Nature & Science (Colorado, USA).

Sie beschreiben das Fossil einer neuen Art von Riesenameisen, die sie Titanomyrma lubei genannt haben. Diese geflügelte Ameisenkönigin lebte vor etwa 50 Millionen Jahren im Zeitalter des Eozän. Der Körper des Insekts ist über fünf Zentimeter lang – vergleichbar mit der Größe eines Kolibris – und damit von einer Größe, die heutzutage nur noch von der enormen Größe der Königinnen einer bestimmten Ameisenart im tropischen Afrika erreicht werden kann.

Archibald entdeckte das Fossil zufällig in einer Schublade, als er Johnson im Denver Museum besuchte. Er sagte: „Was daran überraschend ist, ist, dass diese Ameise einst durch einen urtümlichen Wald im heutigen Wyoming lief. Damals war das Klima dort heiß, so wie heutzutage in den Tropen. Tatsächlich wurden alle Fossilien eng miteinander verwandter Arten von Riesenameisen aus Europa und Nordamerika an Orten entdeckt, die ein solches Klima hatten.“

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Lebensräume der größten, heutzutage lebenden Ameisenarten und fanden heraus, dass beinahe jede davon in den Tropen lebt, was darauf hindeutet, dass es einen Faktor geben könnte, der voraussetzt, dass Ameisen hohe Temperaturen benötigen, um groß zu werden.

Das Ameisenfossil im Vergleich mit einem Kolibri (Bruce Archibald / Rolf Mathewes / SFU)
Das Ameisenfossil im Vergleich mit einem Kolibri (Bruce Archibald / Rolf Mathewes / SFU)

Während des Eozän migrierten viele Pflanzen- und Tierarten zwischen Europa und Nordamerika über eine Landverbindung in der Arktis, welche die beiden Kontinente verband. Doch es ist ein Rätsel, wie diese Urzeitameisen das gemäßigte Klima der Arktis überwanden, das viel zu kalt für sie war.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Lösung des Rätsels in den zwar kurzen, doch intensiven Phasen von globaler Erwärmung liegt, die in diesem Zeitraum auftraten. Sie scheinen Bewohnern der heißen Klimazonen periodisch Gelegenheiten geboten zu haben, um über die Arktis zwischen den Kontinenten zu wechseln. Archibald nennt sie kurzzeitige Öffnungen eines physiologischen Tores, um die physikalische Landbrücke zu überqueren.

Bruce Archibald und Rolf Mathewes bei der Untersuchung des Fossils (Bruce Archibald / Rolf Mathewes / SFU)
Bruce Archibald und Rolf Mathewes bei der Untersuchung des Fossils (Bruce Archibald / Rolf Mathewes / SFU)

Er merkt an, dass diese Erkenntnisse Wissenschaftlern dabei helfen werden, den Einfluss der globalen Erwärmung auf das Leben besser erfassen zu können. Er sagt: „Weil sich das Klima der Erde verändert, sehen wir plötzlich alle möglichen Arten von tropischem Ungeziefer seinen Lebensraum in die mittleren Breitengrade ausweiten und Libellen erscheinen sogar in der Arktis. Das genaue Verständnis darüber, wie sich in der Vergangenheit die Lebensformen an die globale Erwärmung angepasst haben, wird in der Zukunft an Bedeutung zunehmen.“

Quelle: http://www.sfu.ca/pamr/media_releases/media_releases_archives/giant-fossil-ants-linked-to-global-warming.html

(THK)

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