Neues Fossil liefert Hinweis auf leistungsstarke Augen

Fossil des über 500 Millionen Jahre alten Komplexauges (John Paterson / University of New England)
Fossil des über 500 Millionen Jahre alten Komplexauges (John Paterson / University of New England)

Paläontologen haben ein über 500 Millionen Jahre altes Fossil freigelegt, welches beweist, dass primitive Tiere einen ausgezeichneten Sehsinn besaßen.

Ein internationales Team unter der Leitung von Wissenschaftlern des South Australien Museum und der University of Adelaide fanden die bemerkenswerten Fossilien, die wie zerdrückte Augen einer totgeschlagenen Fliege aussehen.

Diese Entdeckung wurde am 30.6.2011 in dem angesehenen Journal Nature veröffentlicht.

Der leitende Autor ist Dozent Michael Lee vom South Australian Museum und der School of Earth and Environmental Sciences der University of Adelaide.

 

Zusammengesetzte Augen

Moderne Insekten und Krustentiere besitzen “zusammengesetzte Augen” (Komplexaugen, Anm. d. Red.), die aus Hunderten oder sogar Tausenden einzelner Linsen bestehen. Sie sehen ihre Welt als Pixel – jede Linse erzeugt ein Pixel beim Sehen. Mehr Linsen bedeuten mehr Pixel und eine bessere visuelle Auflösung. (Jede Linse erzeugt kein Miniaturbild – das ist ein Mythos, der oft von Hollywood aufgegriffen wird.)

Evolutionärer Vorteil

Die fossilen Komplexaugen wurde auf Kangaroo Island in Südaustralien gefunden und sind 515 Millionen Jahre alt. Sie haben über 3.000 Linsen, was sie leistungsfähiger als alles andere aus dieser Zeit macht. Die Augen gehörten wahrscheinlich einem aktiven Raubtier, das dazu fähig war, bei gedämpftem Licht zu sehen.

Ihre Entdeckung enthüllt, dass einige der frühesten Tiere über einen enorm leistungsfähigen Sehsinn verfügten. Vergleichbare Augen findet man in vielen lebenden Insekten wie etwa Raubfliegen. Ein scharfer Sehsinn muss sich deshalb sehr schnell entwickelt haben, kurz nachdem während der “Kambrischen Explosion des Lebens” die ersten Räuber in Erscheinung traten, als diese vor rund 540 Millionen Jahren begann.

Das Facettenauge eines lebenden Insekts - einer Raubfliege (Peter Hudson / South Australian Museum)
Das Facettenauge eines lebenden Insekts – einer Raubfliege (Peter Hudson / South Australian Museum)

Der gewaltigen Anpassungsvorteil durch scharfes Sehen ermöglichte es, Fressfeinden aus dem Weg zu gehen und Nahrung und Schutz zu suchen, deswegen muss ein riesiger evolutionärer Druck bestanden haben, die Sehorgane zu vervollkommnen und weiter zu entwickeln

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Video-Link: https://youtu.be/WQE3x8zp3jc

 

Wer besaß sie?

Weil die fossilen Augen isoliert gefunden wurden, ist es nicht sicher, von welchem Tier sie stammen, aber sie gehörten vermutlich einer großen Garnelenartigen Kreatur. Die Gesteine, welche die Augen enthielten, konservierten auch eine umwerfende Vielfalt mariner Lebewesen, viele davon der Wissenschaft unbekannt. Sie umfassen primitive Trilobitenähnliche Lebewesen, gepanzerte Würmer und große schwimmende Räuber mit verbundenen Fortsätzen zur Nahrungsaufnahme.

Mehr Pixel, höhere Überlebenswahrscheinlichkeit

Die kürzlich entdeckten fossilen Augen hätten die Welt mit über 3.000 Pixeln wahrgenommen, was ihrem Besitzer einen großen visuellen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten gegeben hätte, die eine sehr verschwommene Welt mit circa 100 Pixeln gesehen hätten. Das ist weit besser als die heutige Pfeilschwanzkrebse, die die Welt mit 1.000 Pixeln sehen, aber nicht so gut wie heutige Libellen, die über die besten Komplexaugen verfügen und die Welt mit ungefähr 28.000 Pixeln sehen.

Vergleich der visuellen Auflösung zwischen einem kambrischen Trilobiten (ca. 100 Pixel, links), dem neuen Fossil (ca. 3.000 Pixel, Mitte) und einer Libelle (ca. 28.000 Pixel, rechts) (Thierry Laperousaz / South Australian Museum und Mike Lee / South Australian Museum / University of Adelaide)
Vergleich der visuellen Auflösung zwischen einem kambrischen Trilobiten (ca. 100 Pixel, links), dem neuen Fossil (ca. 3.000 Pixel, Mitte) und einer Libelle (ca. 28.000 Pixel, rechts) (Thierry Laperousaz / South Australian Museum und Mike Lee / South Australian Museum / University of Adelaide)

Quelle: http://www.adelaide.edu.au/news/news46741.html

(THK)

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