Video: Wissenschaftler filmen „Anti-Hai-Schleimwaffe“ von Schleimaalen

Ein Schleimaal zeigt seine Zähne (unten). Die Beschriftungen kennzeichnen die Positionen des Mundes, seiner Zähne und der Schleimporen (oben) (Massey University)
Ein Schleimaal zeigt seine Zähne (unten). Die Beschriftungen kennzeichnen die Positionen des Mundes, seiner Zähne und der Schleimporen (oben) (Massey University)

Der Schleimaal aus den tiefsten Gewässern vor Neuseeland ist grotesk genug, dank seiner furchterregenden vorstehenden Zähne, die direkt aus einem Horrorfilm stammen könnten. Jetzt wurden Wissenschaftler Zeugen der vollen Leistungsfähigkeit eines anderen grausamen Merkmals von ihm – einer eingebauten Schleimwaffe zur Abwehr von Räubern wie beispielsweise Haien, was ihn zu einem der besten Überlebenskünstlern auf dem Planeten macht.

Forscher der Massey University und des Te Papa Tongarewa (Anm. d. Red.: das ist das Nationalmuseum Neuseelands) haben kürzlich Unterwasser-Aufnahmen veröffentlicht, die erstmals zeigen, wie der primitive Schleimaal sich verteidigt, indem er einen Schleim absondert, der einen Würgereiz auslöst und die Kiemen verklebt, worum ihn jeder Surfer beneiden würde, der gerade von einem Hai angegriffen wird.

Das Video ist Teil einer Studie über die Vielfalt von Tieren in der Tiefsee vor Neuseeland und wurde mit Spezialkameras gemacht, die Bilder von verschiedenen Fischen aufnahmen, welche Schleimaale vor Three Kings Island und den Great Barrier Inseln attackierten, während sie an der Kamera befestigte Köder fraßen. Sobald er angegriffen wird, sondert der Schleimaal eine klebrige, schleimartige Substanz aus seinen Schleimdrüsen und bis zu 200 Schleimporen ab, was die Räuber zum Würgen bringt, bevor selbige sich hastig zurückziehen.

„Unsere Videoaufnahmen aus den Gewässern Neuseelands haben bewiesen, dass Schleimaale ihren Schleim mit einer unglaublich schnellen Geschwindigkeit absondern, wenn sie von Räubern wie großen Haien oder Knochenfischen angegriffen werden“, sagt Dr. Vincent Zintzen vom Te Papa Tongarewa, der leitende Wissenschaftler des Projekts.

Eine Abhandlung mit den Ergebnissen wurde kürzlich unter dem Titel Hagfish predatory behaviour and slime defence mechanism online in Scientific Reports (Nature Publishing Group) veröffentlicht und beschreibt die Effektivität des Schleims bei der Abwehr von Räubern, offenbar ohne sie zu vergiften oder zu töten. Das wiederum erlaubt den Schleimaalen, ihre Mahlzeit fortzusetzen oder zu flüchten, ein klarer Erfolg als eine evolutionäre Strategie.

Andere neue Ergebnisse beinhalten die Entdeckung, dass der Schleimaal nicht nur ein Aasfresser des Ozeans ist, sondern auch ein Jäger – mit einer Windung. Die Aufnahmen enthüllen seine bizarre Methode, um sich bei der Verfolgung eines roten Bandfisches in den Sand zu bohren, indem er seinen Schwanz für zusätzliche Hebelwirkung verknotet, bevor er seine Beute packt, sich wieder entknotet und aus dem Sand herauskommt.

Professor Marti Anderson, eine Meeresbiologin und Statistikerin am New Zealand Institute for Advanced Study der Massey University in Albany, ist Co-Autorin der Studie. Sie sagt, die Aufnahmen liefern klare Belege dafür, wie der einzigartige Schleim-Verteidigungsmechanismus arbeitet und auch wie die Schleimaale verschiedene, angepasste Fressstrategien zeigen.

„Zusammen genommen helfen die Ergebnisse dabei zu erklären, warum der Schleimaal, ein sehr primitiver Fisch, seit 300 Millionen Jahren erfolgreich überlebt“, sagt sie. Zum Vergleich: Anatomisch moderne Menschen gibt es erst seit 200.000 Jahren.

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Video-Link: https://youtu.be/Bta18FdkVcA

 

„Wir wissen so wenig über die Tiefsee. Das einfache, systematische Hinunterlassen von Kameras in verschiedene Tiefen gibt uns nicht nur gute quantitative Daten, um die Vielfalt und das Verhalten einzuordnen, sondern es gibt auch eine hohe Wahrscheinlichkeit, etwas Neues zu finden“, sagt Professor Anderson. „Durch die Verwendung von Unterwasser-Kameras können wir Fische in ihrer eigenen Umgebung beobachten, was deutlich informativer ist als das was aus den oft verwahrlosten Exemplaren gelernt werden kann, die auf Forschungsfahrten an die Oberfläche gebracht werden.“

Dr. Clive Roberts, Co-Autor und Kurator für Fische am Te Papa Tongarewa, sagt, dass die ökologische Rolle der Schleimaale weit vielfältiger sein könnte als zuvor angenommen. „Schleimaale, die in der Tiefsee recht häufig vorkommen, wurden bereits dabei beobachtet, wie sie sich von den Kadavern toter Wale, Fische und wirbelloser Tiere ernährten. Unser Video zeigt jetzt deutlich, dass Schleimaale auch Jäger sind und dazu fähig, lebende Fische zu jagen.“

Seit 2009 haben die Wissenschaftler Kameras in Tiefen zwischen 50 und 1.500 Metern um Neuseeland herum aufgestellt. Bis jetzt wurden mehr als 1.000 Stunden Videomaterial vor den Kermadec Islands, den Three Kings Islands, dem Great Barrier Island, White Island und Kaikoura gesammelt, wobei die Studien 2012 bis vor die Otago Halbinsel und bis runter zu den Auckland Islands ausgedehnt werden.

Diese Forschungsarbeit wurde von Fördergeldern der Royal Society of New Zealand Marsden finanziert, welche Dr. Robers und Professor Anderson zur Verfügung gestellt wurden. Weitere finanzielle Unterstützung kam vom Te Papa Collection Development Grant und vom Ministry of Science and Innovation und der University of Western Australia.

Quelle: http://www.massey.ac.nz/massey/about-massey/news/en/article.cfm?mnarticle_uuid=961B8977-E8C4-B6B6-BA8D-7B19D98AA798

(THK)

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