Als die NASA-Raumsonde Dawn im Juli in die Umlaufbahn um den Riesenasteroiden Vesta eintrat, erwarteten die Wissenschaftler, dass sie einige überraschende Anblicke offenbaren würde. Aber niemand erwartete darunter einen 21 Kilometer hohen Berg – zweieinhalb Mal höher als der Mount Everest.
Die Existenz dieses Gipfels könnte ein lange bestehendes Rätsel lösen: Wie endeten so viele Bruchstücke von Vesta hier auf unserem eigenen Planeten?
Seit vielen Jahren sammeln Forscher Vesta-Meteoriten aus Einschlagstellen auf der ganzen Welt. Die chemischen Fingerabdrücke der Steine lassen wenig Zweifel daran, dass sie von dem Riesenasteroid stammen. Die Erde wurde von so vielen Vesta-Fragmenten übersät, dass Menschen sogar Augenzeugen der Feuerbälle wurden, die von den Meteoroiden beim Sturz durch die Atmosphäre erzeugt werden. Die neuesten Beispiele umfassen Niedergänge nahe der afrikanischen Ortschaft Bilanga Yanga im Oktober 1999 und außerhalb von Millbillillie in Australien im Oktober 1960.
„Diese Meteoriten könnten Stücke des Beckens sein, die herausgeschleudert wurden, als Vestas riesiger Berg entstand“, sagte Chris Russell von der University of California in Los Angeles (UCLA), leitender Wissenschaftler der Dawn-Mission.
Russell glaubt, dass der Berg durch einen „großen, üblen Einschlag“ eines kleineren Körpers entstand; verdrängtes Material prallte zurück und dehnte sich nach oben aus, um einen Gipfel zu bilden. Dieselbe gewaltige Kollision, die den Berg erzeugte, könnte Splitter von Vesta in Richtung Erde geschleudert haben.
„Einige der Meteoriten in unseren Museen und Laboratorien könnten Fragmente von Vesta sein, die bei dem Einschlag entstanden – Stücke aus dem gleichen Material, aus dem der Berg selbst besteht“, sagt Russell.
Um die Theorie zu bestätigen, wird das Wissenschaftsteam der Dawn-Mission versuchen zu beweisen, dass die Vesta-Meteoriten aus der Umgebung des Berges stammen. Dabei werden das Alter und die chemische Zusammensetzung einbezogen.
„Vesta entstand in der Frühzeit des Sonnensystems“, sagt Russell. „Milliarden Jahre voller Kollisionen mit anderen Felsbrocken haben ihm eine kraterreiche Oberfläche gegeben.“
Die Oberfläche in der Umgebung des Berges ist allerdings sehr eben. Russell glaubt, dass der Einschlag die gesamte Kratergeschichte in seiner Nähe ausgelöscht hat. Durch Zählung der Krater, die sich seitdem angesammelt haben, können die Forscher das Alter der Landschaft schätzen.
„Auf diese Weise können wir das ungefähre Alter der Bergoberfläche herausfinden. Mittels radioaktiver Datierungsmethoden können wir auch sagen, wann die Meteoriten von Vesta ‚freigelassen‘ wurden. Eine Übereinstimmung zwischen diesen Daten wäre ein zwingender Beleg für einen Zusammenhang zwischen dem Meteorit und dem Berg.“
Für weitere Beweise werden die Wissenschaftler die chemische Zusammensetzung der Meteoriten mit der des Berggebietes vergleichen.
„Dawns Sensoren können leichte Farbvariationen bei Vestas Mineralien registrieren, daher können wir Regionen aus Mineralien kartieren, die sich auf der Oberfläche gebildet haben. Dann werden wir diese Farben mit denen der Meteoriten vergleichen.“
Quelle: http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2011/30dec_spacemountain/
(THK)
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