Paläontologe löst ein anatomisches Rätsel um ein Merkmal von Plattfischköpfen

Skelett des primitiven Plattfisches Heteronectes: Röntgenbild (links), Skelett vor der Präparierung (Mitte) und nach der Präparierung (rechts). (Image by M. Friedman)
Skelett des primitiven Plattfisches Heteronectes: Röntgenbild (links), Skelett vor der Präparierung (Mitte) und nach der Präparierung (rechts). (Image by M. Friedman)

Die köstlichen Plattfische wie Heilbutt und Seezunge sind auch evolutionäre Rätsel. Ihre ungemein asymmetrischen Köpfe haben einen der ungewöhnlichsten Baupläne von allen Tieren mit einem Rückgrat (Wirbeltiere), aber die Entwicklung ihrer bizarren Anatomie war lange ein Rätsel. Wie entwickelten sich Plattfische, deren Augen sich jeweils auf einer Seite ihres Kopfes befinden? Die Anatomie der Flundern und ihrer Verwandtschaft war so rätselhaft, dass sie in früheren Zeiten als Argument gegen Darwin und seine Theorie der natürlichen Selektion verwendet wurde. Skeptiker fragten sich, wie sich derart ungewöhnliche Merkmale so langsam entwickeln konnten, obwohl sie vorteilhaft für das Überleben des Fisches waren.

Die Entdeckung eines neuen Fossils, das Dr. Matt Friedman von der Oxford University in der neuesten Ausgabe des Journal of Vertebrate Paleontology beschreibt, löst das Rätsel letztendlich. Friedmans fossiler Fisch namens Heteronectes (was soviel wie “anderer Schwimmer” bedeutet) wurde in 50 Millionen Jahre alten Meeressedimenten im Norden Italiens gefunden. Die Studie liefert die erste detaillierte Beschreibung eines primitiven Plattfisches und enthüllt, dass das migrierte Auge bei frühen Mitgliedern dieser Gruppe noch nicht auf die entgegengesetzte Seite des Schädels gewandert war. Heteronectes zeigt mit seiner abgeflachten Form das perfekte Zwischenstadium zwischen Fischen, die ihre Augen auf jeder Seite des Kopfes besitzen, und spezialisierten Plattfischen, bei denen beide Augen auf derselben Seite liegen.

“Dieses Fossil stammt aus Bolca in Norditalien, einer Stätte, die wegen ihrer fossilen Fische seit hunderten Jahren wortwörtlich umgegraben wird. Diese bemerkenswerte Fossillagerstätte liefert eine Momentaufnahme einer frühen Ansammlung von Korallenriffen. Riffe sind als Hotspots der biologischen Vielfalt wohlbekannt, daher ist es wahrscheinlich nicht überraschend, dass Bolca uns mit den ersten Hinweisen auf viele moderne Fischgruppen versorgt”, sagte Friedman. “Unser Verständnis der Beziehungen einiger dieser Gruppen ist im Begriff, sich durch das steigende Aufkommen molekulargenetischer Untersuchungen zu verändern. Fossilien haben nicht sehr viel zu dieser Debatte beigetragen, aber Exemplare wie das von Heteronectes offenbaren den hervorragenden Detailreichtum, der aus ausgestorbenen Spezies entnommen werden kann.”

Friedman betonte, dass “das Exemplar selbst – ohne Identifizierung – in einer Museumssammlung in Wien entdeckt wurde. Es zeigt, dass auch gut bekannte Fossillagerstätten wichtige Überraschungen bereithalten können und dass nicht alle neuen Entdeckungen draußen in der Natur gemacht werden.”

“Dies ist eine tiefgreifende Entdeckung, die uns deutlich macht, dass zwischenstufliche Fossilformen, die bestimmten kreationistischen Theorien zufolge nicht existieren sollten, regelmäßig zum Vorschein kommen, wenn Wissenschaftler nach ihnen suchen”, sagt Dr. John Long vom Natural History Museum im LA County, ein Experte für fossile Fische, der nicht an der Studie beteiligt war.

Quelle: http://vertpaleo.org/The-Society/SVP—Paleo-News/Society-News-and-Events/PRESS-RELEASE—MYSTERY-OF-THE-FLATFISH-HEAD-SOLVE.aspx

(THK)

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