Modernste Röntgentechnologie enthüllt die Geheimnisse römischer Münzen

Ein computergeneriertes Bild der Münzen in dem Topf, der im District Selby entdeckt wurde. (University of Southampton)
Ein computergeneriertes Bild der Münzen in dem Topf, der im District Selby entdeckt wurde. (University of Southampton)

Archäologen und Ingenieure der University of Southampton arbeiten mit dem British Museum zusammen, um mit Hilfe der neuesten Röntgen-Bildgebungstechnologie verborgene römische Münzen zu untersuchen.

Ursprünglich für die Analyse substanzieller Bauteile wie zum Beispiel Jet-Turbinenblätter entwickelt, wird die leistungsfähige Scan-Ausrüstung am μ-VIS Centre for Computed Tomography dafür verwendet, um römische Münzen zu untersuchen, die in drei archäologischen Artefakten aus drei Münzhorten in Großbritannien verborgen sind.

Die Ausrüstung des Centers kann in Objekte hineinscannen: Sie werden um 360 Grad gedreht, während tausende 2D-Bilder gemacht werden, die dann für die Erstellung detaillierter 3D-Aufnahmen benutzt werden. Im Fall der Münzen erlaubt die außergewöhnliche Kombination dieser Einrichtung aus hoher Energie und hoher Auflösung ihre Untersuchung in komplexen Einzelheiten, ohne dass eine physische Freilegung oder Säuberung notwendig ist. Bei den kürzlich in Southampton gescannten Münzen war es möglich, die Fähigkeiten der 3D-Computervisualisierung zu nutzen, um Inschriften zu lesen und Abbildungen von Kaisern auf den Münzen zu identifizieren. Beispielsweise wurden auf einigen Münzen die Köpfe von Claudius II und Tetricus I enthüllt.

Der Archäologe Dr. Graeme Earl von der University of Southampton sagt: “Die Freilegung und Säuberung von nur einer einzigen Münze kann Stunden oder sogar Tage dauern, aber diese Technologie gibt uns die Möglichkeit, sie in diesem Zustand schnell und ohne die Notwendigkeit einer Konservierungsbehandlung zu untersuchen und zu identifizieren. Sie hat auch das Potenzial für die Untersuchung vieler anderer archäologischer Objekte.”

Die Archaeological Computing Research Group an der Universität kann noch einen Schritt weiter gehen und exakte, hochaufgelöste CGI-Visualisierungen produzieren, die auf den Scandaten basieren. Das gibt Archäologen und Konservatoren auf der ganzen Welt die Möglichkeit, Objekte virtuell zu untersuchen, freizulegen und zu “säubern”.

Dr. Roger Bland, Vorsitzender für Portable Antiquities and Treasure am British Museum, kommentiert: “Diese Scan-Methode erbringt schon jetzt einige faszinierende Ergebnisse und die Möglichkeit, eine Ansammlung von Münzen in einem Topf zu identifizieren, ohne sie zu entfernen, ist sehr aufregend. Es ist spannend, mit Archäologen und Ingenieuren der Southampton University zusammenzuarbeiten und das Potenzial eines Prozesses zu ergründen, der schneller, günstiger und weniger invasiv als eine Ausgrabung ist.”

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Video-Link: https://youtu.be/VRmq0_l1a4k

3D-Animation der Münzen aus dem im District Selby entdeckten Topf. (University of Southampton)

Die drei untersuchten Objekte sind:

  • Eine Bestattungsurne mit neun Münzen aus dem Jahr 282 nach Christus, die in der Region Cotswolds gefunden wurde. Besonders die Freilegung dieses Fundes würde Monate dauern, wobei Archäologen die Knochenfragmente und Überreste sorgfältig untersuchen müssten, um mehr Informationen über ihre Vergangenheit zu erfahren.
  • Etwa 30.000 römische Münzen, die in Bath entdeckt wurden und auf die Zeit um 270 nach Christus datiert werden. Sie sind zusammen in einem großen Block verdichtet, der über 100 Kilogramm wiegt.
  • Ein kleiner Topf aus dem 2. Jahrhundert, der im District Selby (Yorkshire) gefunden wurde.

Professor Ian Sinclair, der Direktor des μ-VIS Centre for Computed Tomography, sagt: “Unser Center untersucht eine breite Vielfalt an Objekten – von der Laminierung einzelner Karbonfasern in Teilen von Flugzeugflügeln bis zu den empfindlichen Wurzeln wachsender Pflanzen – und jetzt antike römische Münzen. Es ist unsere Verflechtung von modernster Bildgebungs-Hardware, Weltklasse-EDV und Erfahrung bei der Bildverarbeitung, die es uns erlaubt, neuen Boden zu betreten.”

“Wir haben kürzlich eine interdisziplinäre Forschungsgruppe für anspruchsvolle Bildgebung mit hoher Rechenkapazität gebildet, die ein breites Spektrum an Bildgebungsaktivitäten aus verschiedenen Disziplinen an der Universität zusammenbringt – dafür ist dieses Projekt ein ausgezeichnetes Beispiel.”

Die University of Southampton und die Besitzer der Artefakte haben Pläne, die Scandaten online und hoffentlich im Rahmen zukünftiger Ausstellungen mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Quelle: http://www.southampton.ac.uk/mediacentre/news/2012/jul/12_106.shtml

(THK)

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