Der „Big Chill“ hinterfragt die Urknall-Theorie

Schematische Darstellung von der Entwicklung des Universums nach der gängigen Urknall-Theorie. (NASA / WMAP Science Team)
Schematische Darstellung von der Entwicklung des Universums nach der gängigen Urknall-Theorie. (NASA / WMAP Science Team)

Einem Team aus theoretischen Physikern der University of Melbourne und der RMIT University zufolge sollte der Beginn des Universums nicht als Urknall modelliert werden, sondern eher wie Wasser, das zu Eis gefriert. (Anm. d. Red.: Dieser Ansatz wird im Titel der englischen Originalmeldung als „Big Chill“ bezeichnet, zu deutsch wörtlich „Großer Frost“ oder „Große Abkühlung“.)

Sie haben darauf hingewiesen, dass unser Verständnis von der Natur des Universums durch die Untersuchung der Risse und Sprünge, die allen Kristallen – auch Eis – gemein sind, revolutioniert werden könne. Der leitende Wissenschaftler des Projekts, James Quach, sagte, dass die derzeitige Überlegung die jüngste in dem langen Bemühen der Menschen sei, den Ursprung und die Natur des Universums zu verstehen.

„Alte griechische Philosophen fragten sich, woraus Materie besteht: ist sie aus einer beständigen Substanz gemacht oder besteht sie aus einzelnen Atomen?“, sagte er. „Aufgrund von sehr leistungsfähigen Mikroskopen wissen wir jetzt, dass Materie aus Atomen besteht. Tausende Jahre später vermutete Einstein, dass Raum und Zeit zusammenhängend sind und weich fließen, aber jetzt glauben wir, dass diese Vermutung bei sehr kleinen Maßstäben keine Gültigkeit mehr haben könnte.“

„Eine neue Theorie, bekannt als Quantengravitation, besagt, dass der Raum aus unteilbaren Bausteinen bestehen könnte, wie winzige Atome. Diese unteilbaren Bausteine können mit Pixeln verglichen werden, die ein Bild auf einem Monitor darstellen. Die Herausforderung ist, dass diese Bausteine des Raums sehr klein sind und es daher unmöglich ist, sie direkt zu beobachten.“ James Quach und seine Kollegen glauben allerdings, dass sie eine Möglichkeit herausgefunden haben könnten, um sie indirekt zu beobachten.

„Man muss sich das frühe Universum wie eine Flüssigkeit vorstellen“, sagte er. „Wenn sich das Universum dann abkühlt, ‚kristallisiert‘ es in die drei Raumdimensionen und die eine Zeitdimension aus, die wir heute sehen. Dieser Überlegung folgend würden wir erwarten, dass sich während der Abkühlung des Universums Risse bilden sollten, ähnlich zu der Art und Weise, wie sich Risse bilden, wenn Wasser zu Eis gefriert.“

Der außerordentliche Professor Andrew Greentree, Teammitglied von der RMIT University, sagte, dass einige dieser Defekte sichtbar sein könnten. „Licht und andere Teilchen würden von solchen Defekten gebeugt oder reflektiert werden und deshalb sollten wir theoretisch in der Lage sein, diese Effekte zu registrieren“, sagte er.

Das Team hat einige dieser Effekte berechnet und wenn ihre Vorhersagen experimentell bestätigt werden, wird die Frage, ob der Raum glatt ist oder aus winzigen unteilbaren Stücken besteht, ein für alle Mal gelöst werden.

Das Team wird von dem Australian Research Council unterstützt und die Forschungsarbeit wurde in der neuesten Ausgabe des Journals Physical Review D. veröffentlicht.

Quelle: http://newsroom.melbourne.edu/news/n-885

(THK)

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