
Eine kunstvoll verzierte Maske und darin zwei leuchtende Augen, die in die Dunkelheit starren – diese Vorstellung könnte man haben, wenn man die nebenstehende Aufnahme betrachtet. Sie basiert auf Daten der Weltraumteleskope Spitzer und Hubble und zeigt das Galaxienpaar NGC 2207 und IC 2163, das sich seit einigen Millionen Jahren in einem Verschmelzungsprozess befindet. Die beiden Galaxien liegen rund 140 Millionen Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Canis Major (Großer Hund).
Nach Ansicht der Astronomen, die diesen Verschmelzungsprozess untersuchen, begann er vor etwa 40 Millionen Jahren, als die beiden Galaxien sich erstmals so nahe kamen, dass ihre Gravitationskräfte die Kontrolle über ihre zukünftige Entwicklung übernehmen konnten. Die gravitativen Wechselwirkungen sind auch direkt für die perlenschnurartigen Strukturen in den Spiralarmen der beiden Galaxien verantwortlich. Gas- und Staubmassen wurden in ihrer normalen Bewegung gestört, wodurch sie sich mit der Zeit in zahllosen Knoten ansammelten. Die gasförmige Materie in den Knoten kollabierte unter ihrer eigenen Schwerkraft, was zu vermehrten Sternentstehungsprozessen führte.
Spitzer beobachtet im Infrarotbereich und kann daher den Staub sehen, der von den neu gebildeten Sternen erwärmt wird und dann in diesem Wellenlängenbereich leuchtet (hier dargestellt in rötlichen Farbtönen). Am linken Bildrand erkennt man einen besonders auffälligen Knoten, der Berechnungen zufolge fünf Prozent der gesamten Infrarotemissionen beider Galaxien ausmacht. In Anbetracht der Stärke seiner Infrarotabstrahlung vermuten die Wissenschaftler, dass die Kollisionen einiger Zentralsterne innerhalb dieses dichten Sternhaufens möglicherweise ein Schwarzes Loch erzeugt haben könnten.
Die bläulichen Augen sind die Kernregionen der beiden verschmelzenden Galaxien. Der Gravitationstanz wird noch viele Millionen Jahre andauern, bis der Verschmelzungsprozess in schätzungsweise 500 Millionen Jahren weitgehend abgeschlossen sein wird. Die Untersuchung derartiger Verschmelzungen von Galaxien hilft auch dabei, die Entwicklung großräumiger Strukturen wie Galaxienhaufen – und letztendlich auch die des Universums – besser zu verstehen.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.spitzer.caltech.edu/uploaded_files/images/0008/6498/ssc2006-11b.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Das erste Foto der Erde, das vom Mond aus gemacht wurde
Bild 3: Der Kugelsternhaufen Mayall II in der Andromeda-Galaxie
Bild 4: Curiositys erste Röntgenanalyse des Marsgesteins
(THK)
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