Astro-Bild der Woche: Die nahe Umgebung des Sterns Beteigeuze

Die nahe Umgebung des Sterns Beteigeuze, aufgenommen von der Infrarotkamera des Very Large Telescope. (ESO / P. Kervella)
Die nahe Umgebung des Sterns Beteigeuze, aufgenommen von der Infrarotkamera des Very Large Telescope. (ESO / P. Kervella)

Beteigeuze gehört zu den bekanntesten Sternen am Firmament und bildet die Schulter des mystischen Jägers Orion. Durch seine stark rötliche Färbung kann er leicht mit bloßem Auge als der obere linke Stern im Sternbild Orion beobachtet werden. Beteigeuze ist schätzungsweise 640 Lichtjahre von der Erde entfernt, wobei dieser Wert nur ein Mittelwert ist. Je nach verwendeter Messmethode kommen andere Quellen auf Werte zwischen 500 und 800 Lichtjahren.

Beteigeuze wird als sogenannter Roter Überriese klassifiziert und befindet sich in den letzten Entwicklungsstadien seiner Existenz. Der Begriff „Überriese“ lässt schon auf eine gewaltige Größe schließen, aber einen wirklichen Eindruck von seinem Durchmesser kann man sich nur verschaffen, wenn man geeignete Objekte zum Größenvergleich heranzieht. In diesem Fall wäre ein geeignetes Objekt unser komplettes Sonnensystem: Beteigeuze besitzt etwa den 700-fachen Sonnendurchmesser (also gut 1.000.000.000 km), das bedeutet, er würde sich über den Marsorbit hinaus bis in den Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter erstrecken. Er ist so groß, dass moderne Teleskope ihn sogar als kleine runde Fläche abbilden können und nicht als Punkt, wie es sonst bei Fixsternen üblich ist. Weil der Stern pulsiert, schwankt sein Durchmesser allerdings auch stark – er kann auf knapp 600 Millionen Kilometer schrumpfen, bevor er sich wieder ausdehnt.

Auf dem Bild ist der Umfang des eigentlichen Sterns als roter Kreis im Zentrum markiert. Sein Durchmesser entspricht ungefähr 4,5 Erdbahndurchmessern. Die sich daran anschließende schwarze Kreisfläche verdunkelt einen Bereich in der direkten Umgebung des Sterns, der so hell ist, dass er sonst alles überstrahlen würde und keinerlei Strukturen mehr erkennbar wären. Die nebelartigen Strukturen in größerer Entfernung von Beteigeuze bestehen aus Materie, die er in der Vergangenheit abgestoßen hat und sich jetzt mit hohen Geschwindigkeiten in den interstellaren Raum ausbreitet.

Das ist ein normales Verhalten für einen Stern dieser Größe, der sich seinem Lebensende nähert. Man geht davon aus, dass Beteigeuze als hell leuchtende Supernova explodieren wird. Der Zeitpunkt dieses Ereignisses lässt sich jedoch nicht exakt vorhersagen. Es könnte heute geschehen, in 1.000 Jahren oder erst in 100.000 Jahren. Tatsache ist aber, dass wir auf der Erde die Supernova mit bloßem Auge sehen würden: Sie wäre mindestens so hell wie der Halbmond, wahrscheinlich aber noch deutlich heller.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso1121a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Nebelstrukturen um einen Wolf-Rayet-Stern
Bild 2: Die Molekülwolke RCW 108
Bild 3: Der Fornax-Galaxienhaufen

(THK)

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