Astro-Bild der Woche, Asteroid Lutetia, Rosetta, Oberfläche, Sonnensystem

Die ESA-Raumsonde Rosetta machte diese Aufnahme des Asteroiden Lutetia im Juli 2010 während ihrer engsten Annäherung. (ESA 2010 MPS for OSIRIS Team MPS / UPD / LAM / IAA / RSSD / INTA / UPM / DASP / IDA)
Die ESA-Raumsonde Rosetta machte diese Aufnahme des Asteroiden Lutetia im Juli 2010 während ihrer engsten Annäherung. (ESA 2010 MPS for OSIRIS Team MPS / UPD / LAM / IAA / RSSD / INTA / UPM / DASP / IDA)

Der Asteroid Lutetia, hier aufgenommen von der ESA-Raumsonde Rosetta, umkreist die Sonne im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, zusammen mit zahlreichen weiteren Gesteinsbrocken unterschiedlichster Größen. Lutetia ist deutlich kleiner als der Zwergplanet Ceres, der ebenfalls im Asteroidengürtel seine Bahn um die Sonne zieht. Aufgrund der viel geringeren Größe und der damit einhergehenden geringeren Masse und Gravitation ist Lutetia nicht kugelförmig oder zumindest annähernd rund, sondern besitzt eine längliche, kartoffelförmige Gestalt. Das Objekt misst etwa 121km * 101km * 75km und gehört zu den Asteroiden des M-Typs.

M-Typ-Asteroiden zeichnen sich durch einen vergleichsweise hohen Anteil von Metallen aus. Man vermutet, dass es sich bei Lutetia und anderen M-Typ-Asteroiden um die Bruchstücke von Kernen ehemaliger größerer und ausdifferenzierter Objekte handelt, die vor mehreren Milliarden Jahren durch Kollisionen freigelegt und auseinander gesprengt wurden. Der Asteroidengürtel scheint neuesten Untersuchungen zufolge auch nicht der Entstehungsort dieses Asteroiden zu sein. Wissenschaftler haben die Rosetta-Daten mit spektroskopischen Beobachtungen kombiniert, die andere Teleskope von Lutetia gemacht haben, darunter das Spitzer Space Telescope und die Infrared Telescope Facility der NASA auf Hawaii.

Ihnen fiel auf, dass das Spektrum Lutetias bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit den Spektren einer bestimmten Meteoriten-Klasse aufweist, den sogenannten Enstatit-Chondriten. Das ist von großer Bedeutung, weil diese Meteoriten nach den gängigen Theorien im inneren Sonnensystem entstanden, dort wo sich jetzt die Gesteinsplaneten Merkur, Venus und auch unsere Erde (sowie der Mars) befinden. In der Frühzeit des Sonnensystems sammelte sich ein Großteil der schweren Elemente in Sonnennähe, während die leichteren Gase hauptsächlich weiter von der Sonne entfernt Anhäufungen bildeten.

Aus den schwereren Elementen entstanden schließlich die Gesteinsplaneten, die mehr und mehr Masse erhielten, indem sie andere Gesteinsbrocken anzogen und sie sich einverleibten. Ihre Gravitation kann aber auch wie ein Katapult wirken und größere Gesteinsbrocken mit hoher Geschwindigkeit aus ihrer ursprünglichen Bahn in Richtung äußeres Sonnensystem schleudern. Genau das ist offenbar mit Lutetia passiert, denn Lutetia ist wie bereits erwähnt kein typisches Beispiel für einen Hauptgürtel-Asteroiden. Aufgrund von gravitativen Wechselwirkungen mit anderen massereichen Objekten, möglicherweise dem Mars oder auch dem Jupiter, gelangte Lutetia schließlich auf ihre heutige Umlaufbahn im Asteroidengürtel.

Diese Besonderheiten machen Lutetia zu einem interessanten Forschungsobjekt, das neue Erkenntnisse über die Entstehung der Gesteinsplaneten liefern kann. Wenn man die Entwicklung unseres eigenen Sonnenystems besser versteht, lassen sich dadurch wiederum Rückschlüsse auf die Entwicklung fremder Sonnensysteme und deren Exoplaneten ziehen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso1144a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Braune Zwerg CFBDSIR 1458+10
Bild 2: Die Starburst-Galaxie NGC 1313
Bild 4: Die Sternentstehungsregion N 164 in der Großen Magellanschen Wolke

(THK)

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