Aristarchos-Teleskop wirft neues Licht auf einen alten Stern

Ein Bild des Gebäudes, in dem sich das neue 2,3-Meter Aristarchos-Teleskop des Helmos Observatory befindet. (P. Boumis, National Observatory of Athens)
Ein Bild des Gebäudes, in dem sich das neue 2,3-Meter Aristarchos-Teleskop des Helmos Observatory befindet. (P. Boumis, National Observatory of Athens)

Einer mehr als 25 Jahrhunderte zurückreichenden Tradition folgend, haben Astronomen das neue 2,3-Meter Aristarchos-Teleskop des 2.340 Meter hoch gelegenen Helmos Observatory in den Bergen der Peloponnes (Griechenland) benutzt, um die Geschichte eines rätselhaften Sternensystems und dessen Entfernung zu bestimmen. Sie stellten fest, dass es sich wahrscheinlich um ein Doppelsternsystem handelt, das von einem exotischen Nebel eingehüllt wird. Die Forscher, Panos Boumis vom National Observatory of Athens und John Meaburn von der University of Manchester, veröffentlichen die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse des Teleskops im Journal Monthly Notices of the Royal Astronomical Society.

Sterne, deren Masse mit jener der Sonne vergleichbar ist, beenden ihre Existenz, indem sie einen Großteil ihrer äußeren Atmosphäre in den Weltraum abstoßen und einen Kernüberrest zurücklassen, der schließlich zu einem sogenannten Weißen Zwerg wird. Die Hüllen der abgestoßenen Materie besitzen manchmal das äußerliche Erscheinungsbild von Planeten und wurden daher als planetarische Nebel bezeichnet. Astronomen können die Bewegung und das Aussehen der Materie in planetarischen Nebeln untersuchen, um daraus abzuleiten, wie sich die Stern-Überreste im Lauf der Zeit verändert haben.

In den 1950er Jahren wurde auf Platten des Palomar Observatory Sky Survey der planetarische Nebel “KjPn8” entdeckt. Nachfolgende Studien von mexikanischen Astronomen des San Pedro Martir Observatory in den 1990er Jahren führten zu der Entdeckung riesiger Materiehüllen (bis zu 0,25 Grad Winkeldurchmesser) in dem System, bevor das Hubble Space Telescope im Jahr 2000 schließlich den Zentralstern erkennen ließ.

Dr. Boumis und Prof. Meaburn nahmen sich vor, dieses System zu untersuchen und installierten eine Schmalband-Kamera auf dem Aristarchos-Teleskop (dem größten optischen Teleskop Südost-Europas), um die Expansion exakter zu messen. Durch Messung der Geschwindigkeit und der wachsenden Größe der expandierenden Materie waren die beiden Wissenschaftler in der Lage, die Entfernung zu dem System abzuleiten und die Geschichte der drei abgestoßenen Hüllen zurückzuverfolgen. Sie fanden heraus, dass KjPn8 etwa 6.000 Lichtjahre entfernt ist und dass die Materie in drei Phasen vor 3.200 Jahren, vor 7.200 Jahren und vor 50.000 Jahren abgestoßen wurde.

Die innere Materiehülle expandiert mit 334 Kilometern pro Sekunde, was dafür spricht, dass sie ihren Ursprung in einem Intermediate Luminosity Optical Transient (ILOT) Ereignis hat. (Anm. d. Red.: Für diesen Begriff gibt es keine exakte deutsche Übersetzung. Sinngemäß bedeutet es soviel wie “Vergängliche, optische Lichtquelle von mittlerer Helligkeit”.) ILOTs werden durch den Materietransfer von einem massereichen Stern auf seinen weniger massereichen Begleiter verursacht und erzeugen wiederum Jets, die in verschiedene Richtungen strömen. Boumis und Meaburn glauben deswegen, dass der Kern von KjPn8 ein Doppelsternsystem ist, in dem ILOT-Ereignisse gelegentlich zur Abstoßung von Materie mit hohen Geschwindigkeiten führen.

Dr. Boumis ist erfreut zu sehen, dass die ersten Ergebnisse des neuen Teleskops Anhaltspunkte über die Vergangenheit eines so faszinierenden Systems geben. Er kommentiert: “Griechenland ist einer der globalen Geburtsorte der Astronomie, deshalb passt es, dass die Erforschung des entfernteren Universums im 21. Jahrhundert fortgesetzt wird. Mit dem neuen Teleskop hoffen wir, in den kommenden Jahren etwas zu diesem weltweiten Bestreben beitragen zu können.”

Quelle: http://www.ras.org.uk/news-and-press/224-news-2013/2223-new-greek-observatory-sheds-light-on-old-star

(THK)

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