Das Astro-Bild der Woche bietet einen Einblick in die Anfangsstadien des stellaren Lebenszyklus: Das von der NASA betriebene Weltraumteleskop Spitzer zeigt eine ausgedehnte Gas- und Staubwolke, in der zahlreiche neue Sterne geboren werden. Die Aufnahme repräsentiert allerdings nur einen kleinen Ausschnitt des Reflexionsnebels mit der Katalogbezeichnung IC 2118, besser bekannt als der Hexenkopfnebel.
Der Hexenkopfnebel liegt rund 800 Lichtjahre entfernt in Richtung der Sternbilder Orion und Eridanus. Als Reflexionsnebel leuchtet er, weil er das Licht nahegelegener Sterne reflektiert, insbesondere das bläuliche Licht des Sterns Rigel. Im optischen Wellenlängenbereich erscheint der Hexenkopfnebel daher in bläulichen Farbtönen, weil die Staubteilchen die blauen Wellenlängen stärker streuen und reflektieren als die Wellenlängen anderer Farben. Übrigens sieht der irdische Taghimmel aus demselben Grund ebenfalls blau aus. Es ist im Prinzip der gleiche physikalische Streuungsvorgang, aber mit dem Unterschied, dass das Licht in der Erdatmosphäre nicht von Staubteilchen, sondern von Stickstoff- und Sauerstoffmolekülen gestreut wird.
Spitzer arbeitet im infraroten Wellenlängenbereich, weshalb der Nebel auf dieser Aufnahme ein anderes Erscheinungsbild hat. Das langwelligere Infrarotlicht kann die dichten Staubschwaden besser durchdringen und erlaubt den Astronomen einen Blick tief hinein in die zentralen Regionen solcher Gas- und Staubwolken. Auf diese Weise war es möglich, allein in dem hier gezeigten Ausschnitt des Hexenkopfnebels, dem „spitzen Kinn“ des Hexenkopfes, zwölf neugeborene Sterne nachzuweisen.
Diesbezüglich sind besonders die Fragestellungen interessant, die sich mit der Ursache dieser Sternentstehungsprozesse beschäftigen. Der Kollaps massereicher Gaswolken benötigt einen Auslöser, der Störungen in der zunächst stabilen Molekülwolke verursacht, woraufhin sie unter ihrer eigenen Schwerkraft langsam aber stetig zu kollabieren beginnt. Dieser Auslöser kann unterschiedlichen Ursprungs sein: gravitative Wechselwirkungen mit einem vorbeiziehenden Stern, Schockwellen einer Supernova-Explosion, starke Sternwinde und Ähnliches.
Im Fall des Hexenkopfnebels gibt es die Vermutung, dass der nahegelegene blaue Riesenstern Rigel nicht nur für die bläulichen Farbnuancen des Nebels im optischen Bereich verantwortlich ist, sondern auch eine Rolle beim Auslösen der dortigen Sternentstehungsprozesse spielen könnte. Nachfolgende Beobachtungen mit Spitzer und anderen leistungsfähigen Instrumenten werden versuchen, diese Frage zu beantworten.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.spitzer.caltech.edu/uploaded_files/images/0009/3115/sig06-013_Sm.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Der Materiejet eines Quasars
Bild 3: Der Trümmerschweif des Kometen Encke
Bild 4: Ein geisterhafter Ring um einen Magnetar
(THK)
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