Das Astro-Bild der Woche zeigt zwei Objekte, von denen eines in (astronomisch gesehen) naher Zukunft für Furore sorgen wird: den Hyperriesen Eta Carinae und den in seiner Nähe liegenden Schlüssellochnebel. Die beiden Objekte liegen im Sternbild Carina (Kiel des Schiffs), wobei die Entfernungsangaben zwischen 6.500 und 10.000 Lichtjahren schwanken, abhängig davon, welche Datengrundlage und Messmethode angewandt wird.
Der Superlativ “Hyperriese” deutet schon an, dass Eta Carinae ein außergewöhnliches Objekt sein muss. In der Tat besitzt dieser Stern physikalische Eigenschaften, die unsere Sonne dagegen geradezu zwergenhaft und dunkel erscheinen lassen. Die Masse von Eta Carina beträgt zwischen 100 und 120 Sonnenmassen, damit gehört er zu den massereichsten Sternen, die bislang entdeckt wurden. Seine Leuchtkraft entspricht ungefähr der fünfmillionenfachen Sonnenleuchtkraft.
Mit diesen physikalischen Parametern befindet sich der Stern gewissermaßen auf der Überholspur der stellaren Entwicklung. Im Gegensatz zu unserer Sonne, die eine geschätzte Lebenserwartung von etwa zehn Milliarden Jahren hat, verbrauchen derart massereiche und leuchtkräftige Sterne ihren Brennstoff bereits innerhalb weniger Millionen Jahre. Eta Carinae durchläuft eine der finalen Phasen seiner Existenz, in der Astronomen ihn als sogenannten Leuchtkräftigen Blauen Veränderlichen bezeichnen. Diese Phase ist verglichen mit dem bisherigen Alter des Sterns sehr kurz – den aktuellen Modellen zufolge dauert sie nur einige tausend Jahre. Da man nicht exakt sagen kann, wie lange sich der Stern schon in dieser Phase befindet und wie lange sie noch andauern wird, könnte es sein, dass der Stern seiner Existenz schon bald ein Ende setzt und als spektakuläre Supernova oder sogar Hypernova den Himmel erhellt. “Bald” meint in diesem Fall innerhalb der nächsten paar tausend Jahre – oder vielleicht schon morgen.
Video-Link: https://youtu.be/ysKTpURiKMg
Dieses Video beginnt mit einer Aufnahme des Carinanebels und zoomt anschließend den Hyperriesen Eta Carinae heran. (ESO, Digitized Sky Survey 2 and A. Fujii)
Es ist nicht verwunderlich, dass solche Sterne stark mit ihrer Umgebung interagieren, indem sie beispielsweise gigantische Materieausbrüche zeigen und in der Nähe liegende Gas- und Staubwolken anstrahlen. Eine dieser Gaswolken in der Umgebung von Eta Carinae ist der Schlüssellochnebel (Bildmitte). Der Astronom John Herschel beschrieb die Nebelstrukturen erstmals im Jahr 1838. Er sah eine fast kreisförmige, helle Struktur im oberen Teil, die zusammen mit den sich nach unten erstreckenden Staubfilamenten einen schlüssellochförmigen Nebel bildeten. Seitdem ist die Helligkeit der oberen Region allerdings stark abgesunken. Es scheint so, als hätte sich Eta Carinae in einen Materiekokon eingesponnen, der einen nicht unerheblichen Prozentsatz des Lichts blockiert, wodurch speziell diese Region nicht mehr so stark beleuchtet wird wie damals.
Eta Carinae und der Schlüssellochnebel sind Teil eines viel größeren Nebelkomplexes mit der Bezeichnung NGC 3372, besser bekannt als der Carinanebel. Mit einer Ausdehnung von 200 bis 300 Lichtjahren zählt dieser Nebel zu den größten HII-Regionen der Milchstraßen-Galaxie. In diesen ausgedehnten Wolken aus ionisiertem Wasserstoff können intensive Sternentstehungsprozesse stattfinden – Prozesse, die einst auch zur Geburt des jetzigen Hyperriesen Eta Carinae und vieler anderer Riesensterne in dem Gebiet geführt haben.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eta.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die aktive Galaxie NGC 4945
Bild 2: Die Gas- und Staubscheibe um den jungen Stern HD 142527
Bild 3: Der Adlernebel NGC 6611
(THK)
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