Kleine Fische machen ihren Jägern schöne Augen

Zwei Ambon-Demoisellen (Pomacentrus amboinensis). Die auffallenden Augenflecken am hinteren Ende der Fische sind klar erkennbar. (ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies)
Zwei Ambon-Demoisellen (Pomacentrus amboinensis). Die auffallenden Augenflecken am hinteren Ende der Fische sind klar erkennbar. (ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies)

Einer neuen Forschungsarbeit zufolge kann kleinen Beutefischen ein größeres “Auge” auf ihren Rückenflossen wachsen, um Räuber zu verwirren und ihre Überlebenschancen damit deutlich zu erhöhen. Wissenschaftler des ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies (CoECRS) in Australien haben die weltweit erste Entdeckung gemacht, dass kleinen Ambon-Demoisellen nicht nur ein größerer “Augenfleck” nahe ihren hinteren Rückenpartien wächst, sondern dass sie auch die Größe ihrer echten Augen reduzieren, wenn sie ständig Gefahr laufen, gefressen zu werden.

Oona Lönnstedt, einer Doktorandin am CoECRS und der James Cook University, zufolge ist das Ergebnis ein Fisch, der aussieht, als würde er in die entgegengesetzte Richtung schwimmen, was möglicherweise Raubfische verwirrt, welche die Absicht haben, ihn zu fressen. Seit Jahrzehnten haben Wissenschaftler darüber diskutiert, ob Augenflecken (dunkle, kreisförmige Flecken auf weniger verwundbaren Körperpartien von Beutetieren) eine wichtige Rolle dabei spielen, sie vor Räubern zu schützen, oder ob sie einfach ein evolutionärer Zufall sind. Das CoECRS-Team hat den ersten überzeugenden Beleg dafür erbracht, dass Fische sowohl die Größe ihrer Augenflecken als auch die Größe ihrer richtigen Augen verändern können, um ihre Überlebenschancen zu maximieren, wenn sie bedroht werden.

“Das ist eine erstaunliche List für einen kleinen Fisch”, sagte Lönnstedt. “Junge Ambon-Demoisellen haben eine hellgelbe Farbe und besitzen dieses charakteristische, schwarze, kreisförmige ‘Auge’ in der Nähe ihres hinteren Rückens, das sich mit zunehmendem Alter abschwächt. Wir stellten fest, dass es einem wichtigen Zweck dienen muss, wenn sie jung sind.”

“Wir fanden heraus, dass junge Ambon-Demoisellen automatisch damit begannen, einen größeren Augenfleck wachsen zu lassen, wenn sie in einem Spezialbehälter platziert wurden, in dem sie Raubfische sehen und riechen konnten, aber nicht von ihnen angegriffen wurden. Ihre echten Augen wurden relativ gesehen kleiner, verglichen mit isolierten Ambon-Demoisellen oder Ambon-Demoisellen, die nur pflanzenfressenden Fischen ausgesetzt waren”, ergänzte sie.

“Wir glauben, dies ist die erste Studie, die von Räubern ausgelöste Veränderungen bei der Größe der Augen und Augenflecken von Beutetieren dokumentiert.” Als die Forscher untersuchten, was in der Natur in einem Korallenriff mit zahlreichen Raubfischen geschieht, entdeckten sie, dass junge Ambon-Demoisellen mit vergrößerten Augenflecken erstaunlicherweise eine fünfmal höhere Überlebensrate im Vergleich zu Fischen mit normal großen Augenflecken hatten. “Das war ein deutlicher Beweis dafür, dass Augenflecken funktionieren und jungen Fischen eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit geben, nicht gefressen zu werden. Wir denken, dass die Augenflecken den Räuber nicht nur dazu bringen, das falsche Ende des Fisches anzugreifen, damit selbiger durch Beschleunigen in die entgegengesetzte Richtung entkommen kann. Die Augenflecken reduzieren auch das Risiko einer tödlichen Verletzung am Kopf”, erklärte sie.

Das Team bemerkte außerdem, dass junge Ambon-Demoisellen auch andere schützende Verhaltensmuster annahmen, wenn sie in der Nähe eines Räubers platziert wurden. Dazu zählten beispielsweise die Verringerung ihrer Aktivitätslevel, das häufigere Aufsuchen einer Zuflucht und die Entwicklung einer stämmigeren Körperform, die ein Räuber weniger leicht schlucken kann. “Dies alles zeigt, dass sogar ein sehr junger, kleiner Fisch mit einer Länge von ein paar Millimetern eine Reihe cleverer Überlebensstrategien entwickelt hat, die er anwenden kann, wenn es die Situation erfordert”, sagte Lönnstedt.

Die Abhandlung “Predator-induced changes in the growth of eyes and false eyespots” von Oona M. Lönnstedt, Mark I. McCormick und Douglas P. Chivers erscheint in der neuesten Ausgabe des Journals Scientific Reports.

Quelle: http://www.coralcoe.org.au/news/tiny-fish-make-eyes-at-their-killer

(THK)

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