Die Färöer-Inseln wurden viel früher besiedelt als bislang gedacht, und laut einer neuen Forschungsarbeit waren es nicht die Wikinger. Neue archäologische Hinweise platzieren die menschliche Besiedlung in den Zeitraum zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert nach Christus – mindestens 300-500 Jahre früher als bislang angegeben.
Die Forschungsarbeit unter Leitung von Dr. Mike J. Church von der Durham University und Símun V. Arge vom Nationalmuseum der Färöer-Inseln ist Teil des fachübergreifenden Projekts “Heart of the Atlantic” und wurde in den Quarternary Science Reviews veröffentlicht. Die Arbeit stellt die Natur, die Größenordnung und den Zeitablauf der menschlichen Ansiedlung in der weiteren Nordatlantikregion in Frage und hat Auswirkungen auf die Besiedlung vergleichbarer Inselgruppen auf der ganzen Welt.
Die Färöer-Inseln waren nach den Shetland-Inseln das nächste Sprungbrett für die Ausbreitung von Europäern über den Nordatlantik, die im 11. Jahrhundert nach Christus an den Küsten des kontinentalen Nordamerikas gipfelte – etwa 500 Jahre, bevor Columbus seine berühmte Reise machte. Die Arbeit wurde an einer archäologischen Stätte bei Á Sondum auf der Insel Sandoy durchgeführt.
Die Analyse zeigte eine ausgedehnte, vom Wind angewehte Sandablagerung mit Flecken verbrannter Torfasche menschlichen Ursprungs, was die menschliche Siedlung auf Prä-Wikinger-Phasen datiert. Diese Asche enthielt Gerstenkörner, die versehentlich auf häuslichen Feuerstellen verbrannten und vom 4.-6. Jahrhundert und vom 6.-8. Jahrhundert dann von Menschen auf der Sandoberfläche verteilt wurden. Dies war in der Nordatlantikregion zu jener Zeit eine häufige Praxis, um die Winderosion zu überwachen.
“Es gibt jetzt stichhaltige archäologische Hinweise für die menschliche Besiedlung der Färöer-Inseln etwa 300-500 Jahre vor der weitreichenden Besiedlung durch die Wikinger im 9. Jahrhundert nach Christus. Wir wissen aber noch nicht, wer diese Menschen waren oder woher sie kamen”, sagte der leitende Autor Dr. Mike Church vom Department of Archaeology der Durham University. “Die Mehrheit der archäologischen Hinweise auf diese frühe Besiedlung wurde wahrscheinlich durch die Invasion der Wikinger zerstört, was den Mangel an Belegen für die frühere Ansiedlung auf den Färöer-Inseln erklären würde. Dies wirft auch Fragen über den Zeitablauf der menschlichen Aktivität auf anderen Inselsystemen auf, wo ähnliche Anhaltspunkte zerstört worden sein könnten.”
“Obwohl wir nicht wissen, wer die Menschen waren, die hier siedelten und woher sie kamen, ist es klar, dass sie Torf zum Gebrauch bearbeiteten, indem sie ihn stachen, trockneten und verbrannten. Das spricht dafür, dass sie eine Weile hier gelebt haben müssen”, sagte der Co-Autor Símun V. Arge vom Nationalmuseum der Färöer-Inseln. “Wir müssen jetzt die Daten dieser frühen Hinweise in Relation zu anderen Quellen setzen und erwägen, ob es ähnliche Orte auf den Inseln geben könnte, die möglicherweise weitere strukturelle archäologische Belege liefern können.”
Die Studie wurde von der Durham University und dem Nationalmuseum der Färöer-Inseln geleitet, in Zusammenarbeit mit den Universitäten von Aberdeen, Edinburgh, Bradford, Stirling und Glasgow, sowie dem Scottish Universities Environmental Research Center und der City University of New York. Sie wurde von dem Faroese Research Council, dem Leverhulme Trust, der US National Science Foundation, der Anadarko Faroes Company und BP Amoco Explorations finanziert.
Quelle: https://www.dur.ac.uk/news/newsitem/?itemno=18471
(THK)
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