Astro-Bild der Woche: Der bipolare planetarische Nebel NGC 6537

Der bipolare planetarische Nebel NGC 6537, auch Red-Spider-Nebel genannt. Die Aufnahme stammt vom New Technology Telescope (NTT) der Europäischen Südsternwarte in der chilenischen Atacama-Wüste. (ESO)
Der bipolare planetarische Nebel NGC 6537, auch Red-Spider-Nebel genannt. Die Aufnahme stammt vom New Technology Telescope (NTT) der Europäischen Südsternwarte in der chilenischen Atacama-Wüste. (ESO)

Das Aussehen dieses Objekts erinnert an eine Spinne, deswegen wird der bipolare planetarische Nebel NGC 6537 oft auch als Red-Spider-Nebel bezeichnet. Er liegt aufgrund mehrerer ungewöhnlicher Strukturen und Eigenschaften im Fokus von Astronomen und Astrophysikern, die sich mit der Entwicklung sonnenähnlicher Sterne beschäftigen. NGC 6537 befindet sich in Richtung des Sternbildes Sagittarius (Schütze) und ist mehrere tausend Lichtjahre entfernt. Die Messungen ergeben Werte zwischen 3.000 und 8.000 Lichtjahren, basierend auf den jeweils verwendeten Daten und Messmethoden.

Planetarische Nebel wie NGC 6537 haben nichts mit Planeten zu tun. Die Bezeichnung ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten, als die Astronomen noch erheblich schwächere Teleskope benutzten, um die Objekte am Himmel zu beobachten. Durch die ersten aufkommenden Teleskope betrachtet, glich das Aussehen dieser eigenartigen Objekte der kleinen, sichtbaren Scheibe eines Planeten. Trotz des irreführenden Charakters wurde die Bezeichnung bis heute beibehalten und sorgt gerade bei Menschen, die den Begriff zum ersten Mal hören, für Verwunderung.

Man unterscheidet drei Klassen von planetarischen Nebeln. Der erste Typus ist elliptisch und besitzt innere Strukturen, die mit den Außenregionen ausgerichtet sind. Die zweite Klasse besitzt ebenfalls eine elliptische Form, zeigt aber keine Anzeichen für ausgerichtete Strukturen im Inneren der Gaswolken. Die dritte Klasse sind die bipolaren planetarischen Nebel, deren Erscheinungsbild einem Schmetterling, einer Eieruhr oder – wie in diesem Fall – einer lauernden Spinne ähnelt.

Allen drei Klassen ist gemein, dass sie entstehen, wenn ein sonnenähnlicher Stern in die letzten Phasen seiner Entwicklung eintritt. Aufgrund gestiegener Temperaturen in seinem Kernbereich wird das empfindliche Gleichgewicht zwischen dem nach außen gerichteten Strahlungsdruck und der entgegen gerichteten Gravitationskraft gestört. Der Strahlungsdruck überwiegt jetzt und der Stern dehnt sich mehr und mehr aus, wobei er eine äußeren Atmosphärenschichten in das interstellare Medium abstößt. Zurück bleiben die weiterhin expandierenden Gashüllen und der Kern des ehemaligen Sterns, ein sogenannter Weißer Zwerg, der sich im Laufe von vielen Milliarden Jahren langsam abkühlt.

Bei bipolaren planetarischen Nebeln wird die stellare Materie vorwiegend entlang der Polachse abgestoßen, was zu zwei auffälligen, gegenüberliegenden Gasstrukturen führt. Bei dem Red-Spider-Nebel sind sie besonders gut erkennbar und zeigen zudem ein ausgeprägtes Wellenmuster. Die Wellen werden durch extrem starke Sternwinde erzeugt, die von dem Weißen Zwerg im Zentrum des Nebels ausgehen – so wie der Wind auf offener See Wellen auftürmt. Die Wellen in den Gasstrukturen besitzen eine Amplitude von ungefähr 100 Milliarden Kilometern – damit sind sie weit höher als der Durchmesser unseres Sonnensystems. Zum Vergleich: Der größte Durchmesser der elliptischen Umlaufbahn von Eris, dem entferntesten Zwergplaneten unseres Sonnensystems, beträgt etwa 20,4 Milliarden Kilometer.

Der Weiße Zwerg, von dem die starken Sternwinde ausgehen, ist selbst auch ein interessantes Beobachtungsobjekt für die Astronomen. Verschiedene Messungen konnten belegen, dass seine Oberflächentemperatur zwischen 250.000 und 500.000 Kelvin liegt, damit gehört er mit Abstand zu den heißesten bekannten Sternen. Angesichts solcher Werte sind die Sternwinde, die sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 16 Millionen Kilometern pro Stunde ausbreiten und dabei die Wellenmuster hervorrufen, nicht verwunderlich.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso1338a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Das galaktische Zentrum
Bild 3: Der instabile Stern Eta Carinae (K-Band)
Bild 4: Der Rote Riese R Sculptoris

(THK)

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