Astro-Bild der Woche: Der Rosettennebel in Infrarot

Der Rosettennebel, aufgenommen vom Weltraumteleskop Spitzer in infraroten Wellenlängen. (NASA / JPL-Caltech / Univ. of Ariz.)
Der Rosettennebel, aufgenommen vom Weltraumteleskop Spitzer in infraroten Wellenlängen. (NASA / JPL-Caltech / Univ. of Ariz.)

Ähnlich wie das letzte Astro-Bild der Woche zeigt auch der dieswöchige Gewinner eine Sternentstehungsregion, genauer gesagt den Rosettennebel im Sternbild Monoceros (Einhorn). Der Nebel liegt ungefähr 5.000 Lichtjahre entfernt und ist ein beliebtes Beobachtungsziel von Amateurastronomen. In seinem Zentrum befindet sich ein offener Sternhaufen mit der Bezeichnung NGC 2244, dessen Strahlung den Nebel zum Leuchten anregt – es handelt sich also um einen sogenannten Emissionsnebel.

In dem Sternhaufen existieren viele blaue Sterne des O-Typs, zu deren Eigenschaften eine große Masse und eine hohe Leuchtkraft gehören. Sie emittieren große Mengen energiereicher, ultravioletter Strahlung, außerdem gehen von ihnen sehr starke Sternwinde aus. Die komplexen Wechselwirkungen zwischen der Strahlung, den Sternwinden und den umgebenden Gaswolken gestalten den Nebel, indem sie beispielsweise große Hohlräume hineinfressen oder Schockwellen entstehen lassen.

Diese Interaktionen mit der interstellaren Materie können wiederum die Entstehung weiterer Sterne auslösen, wenn sie die Komprimierung und den Kollaps lokaler Gasvorkommen in der näheren Umgebung verursachen. Die “nähere Umgebung” meint in diesem Fall nicht die direkte Nähe zu einem Stern, sondern einen Umkreis von ein paar Lichtjahren. Viele der hier neu entstehenden Sterne sind mit großer Wahrscheinlichkeit aber nicht in der Lage, Planetensysteme zu beherbergen. Der Grund dafür sind die nahen, massereichen O-Sterne.

Neuesten Untersuchungen mit dem Weltraumteleskop Spitzer zufolge beträgt der Sicherheitsabstand zu diesen O-Sternen etwa 1,6 Lichtjahre. Liegt ein neu entstandener Stern innerhalb dieses Radius, reißen die harte Strahlung und die Sternwinde des O-Sterns die Gas- und Staubvorkommen des anderen Sterns mit sich, wodurch recht bald keine Materie mehr zur Bildung von Planeten vorhanden ist. Jenseits des Sicherheitsabstands von 1,6 Lichtjahren sind die Sternwinde nicht mehr stark genug, um signifikante Mengen Materie aus den protoplanetaren Scheiben junger Sterne mitzureißen.

Die nebenstehende Aufnahme stammt von dem eben erwähnten Spitzer-Teleskop, das den Nebel hier in verschiedenen infraroten Wellenlängen beobachtet hat. Man erkennt ausgedehnte Staubhüllen und -schwaden (hier in grünen Farbtönen gekennzeichnet), die von den Sternwinden weggeblasen wurden. Im Inneren des Nebels sind Regionen aus kühlerem Staub sichtbar (rot). Auch einige der betreffenden blauen O-Sterne fallen dem Betrachter ins Auge. Die besonders hellen blauen Sterne oben rechts und etwas links von der Bildmitte gehören jedoch nicht zu dem Sternhaufen, sondern liegen viel weiter im Vordergrund. Der Name Rosettennebel leitet sich übrigens entgegen einer an dieser Stelle nicht näher erläuterten, aber naheliegenden Vermutung von rosenblütenförmigen Schmuckornamenten ab.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA09267.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Junge Sterne in der Molekülwolke Barnard 30
Bild 3: Die Plejaden in Infrarot
Bild 4: Ein leuchtkräftiger blauer Veränderlicher

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*