Astro-Bild der Woche: Das interagierende Galaxienpaar Arp 81

Die beiden verschmelzenden Galaxien NGC 6621 (links) und NGC 6622 (rechts) sind ein eindrucksvolles Beispiel für stark wechselwirkende Galaxienpaare. (NASA, ESA, the Hubble Heritage Team (STScI / AURA) - ESA / Hubble and W. Keel (University of Alabama, Tuscaloosa))
Die beiden verschmelzenden Galaxien NGC 6621 (links) und NGC 6622 (rechts) sind ein eindrucksvolles Beispiel für stark wechselwirkende Galaxienpaare. (NASA, ESA, the Hubble Heritage Team (STScI / AURA) - ESA / Hubble and W. Keel (University of Alabama, Tuscaloosa))

Das Astro-Bild der Woche zeigt die beiden Galaxien NGC 6621 und NGC 6622, die sich mitten in einem gigantischen Kollisionsprozess befinden. Sie liegen ungefähr 300 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt in Richtung des Sternbildes Draco (Drache), einem Sternbild des Nordhimmels. Das Galaxienpaar ist allerdings viel zu schwach, um mit dem Fernglas oder gar mit bloßem Auge wahrgenommen werden zu können. Für die Beobachtung muss schon auf etwas größere Teleskope mit einigen Zoll Öffnung zurückgegriffen werden, oder – wie in diesem Fall – auf ein leistungsfähiges Weltraumteleskop wie Hubble.

Diese Aufnahme wurde mit der Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) gemacht und ist Teil einer Bilderserie aus 59 Aufnahmen, auf denen stark wechselwirkende Galaxien zu sehen sind. Das Hubble-Team veröffentlichte die Aufnahmen zum 18. Jubiläum des Weltraumteleskops am 24. April 2008. Das hier abgebildete Galaxienpaar ist auch unter der etwas geläufigeren Bezeichnung Arp 81 bekannt. Der sogenannte Arp-Katalog besonderer Galaxien (Atlas of Peculiar Galaxies) umfasst 388 Objekte, die durch ein Teleskop betrachtet ein sehr ungewöhnliches Aussehen haben. Er basiert auf Beobachtungen, die der US-amerikanische Astronom Halton Arp in den 1960er Jahren mit dem 5-Meter-Teleskop des Mount Palomar Observatory durchführte.

An Arp 81 lassen sich viele Strukturen und Merkmale erkennen, die für stark interagierende oder miteinander verschmelzende Galaxien charakteristisch sind. Ein solches Merkmal sind sogenannte Gezeitenschweife, die sich über viele zehntausend Lichtjahre in den intergalaktischen Raum erstrecken können. Sie entstehen, wenn die immensen Gravitationskräfte der beteiligten Galaxien auf die in ihnen vorhandenen Sternpopulationen und Gas- und Staubwolken einwirken. Zahlreiche Sterne und riesige Mengen Gas werden auf diese Weise aus den Galaxien herausgerissen und bilden einen sehr langen Schweif.

Bei Arp 81 ist der Schweif im oberen Teil der Aufnahme sichtbar – im dreidimensionalen Raum betrachtet, liegt er aber nicht direkt oberhalb der beiden Galaxien, sondern mehr hinter ihnen. Innerhalb des Schweifs sind zudem mehrere helle Gebiete zu erkennen, in denen sich vermehrt Sterne bilden. Auch dafür sind die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Galaxien verantwortlich: Sie destabilisieren lokale Gasvorkommen, die anschließend unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren und neue Sterne hervorbringen.

Diese Eigenschaft – eine erhöhte Sternentstehungsrate – kann sogar in noch stärkerem Maße in den Galaxien selbst beobachtet werden, insbesondere in jenen Regionen, die sich infolge der Begegnung am nächsten kamen. Besonders auffällig sind die hellen Regionen zwischen den beiden Galaxien. Wir sehen das Galaxienpaar etwa 100 Millionen Jahre nach der letzten nahen Begegnung. In den nächsten zig Millionen Jahren werden die beiden Galaxien weiter auseinanderdriften, bis die zwischen ihnen bestehende Gravitationskraft erneut die Überhand gewinnt und sie wieder aufeinander zu stürzen. Sie werden noch mehrere Begegnungen oder Kollisionen erfahren, die ganz ähnlich wie die vergangene ablaufen, bis sie letztendlich zu einer einzigen Riesengalaxie verschmelzen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA10393.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Der Coronet-Sternhaufen
Bild 3: Der versteckte Sternhaufen AFGL 490
Bild 4: Die Umgebung des Sterns V380 Orionis

(THK)

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