Astro-Bild der Woche: Die H-II-Region Sh2-205 im Sternbild Giraffe

Diese Aufnahme der H-II-Region Sh2-205 stammt vom Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) der NASA. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)
Diese Aufnahme der H-II-Region Sh2-205 stammt vom Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) der NASA. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)

Sharpless 205 oder Sh2-205, hier aufgenommen vom Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) der NASA, ist ein klassisches Beispiel für eine sogenannte H-II-Region. Der Nebel befindet sich ungefähr 3.000 Lichtjahre von der Erde entfernt in Richtung des Sternbildes Camelopardalis (Giraffe). Als Sternbild des Nordhimmels ist es in Mitteleuropa ganzjährig sichtbar und enthält neben Sharpless 205 noch einige andere interessante Beobachtungsobjekte.

Die Bezeichnung H-II-Region leitet sich von dem Element ab, das in diesen ausgedehnten Gebilden am häufigsten vorkommt: Wasserstoff (H), genauer gesagt ionisierter Wasserstoff. In solchen Regionen kann genug Materie in Form von Gas und Staub vorhanden sein, um mehrere Sterngenerationen hervorzubringen. In manchen Fällen kommt die Neubildung von jungen Sternen aber recht schnell zum Erliegen, weil bereits vorhandene Sterne stark mit den umgebenden Gas- und Staubwolken wechselwirken.

Die jungen, massereichen Sterne der Spektraltypen O und B bilden gewaltige Sternwinde aus, die um ein Vielfaches stärker als der Sonnenwind sind. Die Sternwinde können die umgebenden Gasvorkommen sehr schnell erodieren und zerstreuen – sie fressen gewissermaßen Hohlräume in die Gaswolken hinein. Ein solcher Hohlraum ist auch auf dem Astro-Bild der Woche erkennbar: In der Bildmitte zeigen sich diese dramatischen Auswirkungen, die der Stern CY Camelopardalis (CY Cam) auf seine direkte Umgebung hat.

CY Camelopardalis ist ein sehr heißer und leuchtkräftiger Stern. Neben den starken Sternwinden gibt er auch große Mengen ultravioletter Strahlung ab. Es ist diese energiereiche Strahlung, die hauptverantwortlich für die Ionisation des Wasserstoffgases in dieser und vergleichbaren H-II-Regionen ist. Das ultraviolette Licht schlägt die gebundenen Elektronen aus den Wasserstoffatomen heraus, die kurze Zeit später schon wieder mit anderen Wasserstoffatomen rekombinieren können. Dabei wird Licht bei charakteristischen Wellenlängen emittiert. Da diese Ionisations- und Rekombinationsprozesse ständig und in sehr großer Zahl stattfinden, ist es möglich, das emittierte Licht mit speziellen Instrumenten zu registrieren.

Das Weltraumteleskop WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer) der NASA verfügt über empfindliche Detektoren für infrarotes Licht, das von vielen Objekten im Universum abgestrahlt wird, unter anderem auch von den Gas- und Staubwolken in H-II-Regionen. Auf dem Astro-Bild der Woche wurden verschiedene Nebelstrukturen in der Umgebung des Sterns CY Camelopardalis sichtbar gemacht. Der Stern selbst ist der helle Punkt innerhalb der rötlich leuchtenden Wolke in der Bildmitte. In der rötlichen Wolke sind große Mengen Staubteilchen mit hohem Metallgehalt vorhanden. Die grünlichen Filamente weiter außen beinhalten dagegen Staub mit hohen Konzentrationen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen.

Oben links zeigen sich bereits Hinweise auf die nachfolgenden Sterngenerationen: Die hellen, orangefarbenen Flecken sind die Geburtskokons aus dichten Gas- und Staubansammlungen, in denen jetzt gerade neue Sterne entstehen. Sie befinden sich noch in den frühesten Phasen ihrer Entwicklung, in denen die Kernfusionsprozesse in ihrem Inneren noch nicht stabil sind. Im weiteren Verlauf ist es durchaus möglich, dass die entstehenden Sterne irgendwann auch Planetensysteme beherbergen könnten. Das WISE-Teleskop war ein ausgezeichnetes Instrument, um tief in solche Sternentstehungsregionen hineinzublicken. Mittlerweile hat es eine neue, erweiterte Mission erhalten und sucht jetzt unter dem Namen NEOWISE nach erdnahen Asteroiden und Kometen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.nasa.gov/images/content/529132main_pia13933-full_full.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Kranznebel Barnard 3
Bild 2: Sternbildende Wolken im Sternbild Schwan
Bild 4: Der Reflexionsnebel DG 129

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*