Der atlantische Regenwald ist ein Hotspot der biologischen Vielfalt und einer der artenreichsten Großlebensräume (Biome) für Froschlurche (Frösche, Baumfrösche und Kröten) auf der Erde. Die aktuellen Zahlen der Biodiversität könnten allerdings noch zu niedrig geschätzt sein. In den vergangenen paar Jahren gab es einen Anstieg der Beschreibungen von neuen, einheimischen Spezies dieses Großlebensraums, sowie Fortschritte bei molekularen Untersuchungsmethoden und eine bessere Verfügbarkeit von Proben für DNA-Analysen.
Mit einer größeren Anzahl von Proben für die molekulare und morphologische Analyse haben Wissenschaftler der University of Richmond und der George Washington University eine winzige, neue Engmaulfroschart aus der Familie der Microhylidae im Open-Access-Journal ZooKeys beschrieben.
Chiasmocleis quilombola bewohnt den atlantischen Regenwald des Bundesstaates Espírito Santo im Südosten Brasiliens. Trotz ihrer bescheidenen Größe (ausgewachsene Tiere erreichen nur etwa 14 Millimeter Länge) trägt die neue Spezies einen heroischen Namen, der von den Quilombo-Gemeinschaften inspiriert wurde, welche typisch für Espírito Santo in Brasilien sind, wo die Frösche gesammelt wurden.
Der Beiname „quilombola“, der für die Spezies verwendet wird, bezieht sich auf die Menschen, die in diesen Gemeinschaften lebten: Sklaven, die es wagten, während der Kolonialzeit zu fliehen und die eine Zuflucht in den Tiefen des atlantischen Regenwaldes fanden.
Quilombos wurden als eine Zuflucht für geflohene Sklaven genutzt, als zwischen 1530 und 1815 die Kolonialmacht Portugal in Brasilien herrschte. Im Norden des Bundesstaates Espírito Santo gibt es die Quilombo-Gemeinschaften noch heute und sie halten ihre Traditionen wie Quilombo-Nahrung und Kunsthandwerk aufrecht.
„Wir hatten über die morphologische Variation dieser Frösche gerätselt; sie sind klein, aber nach den ersten Ergebnissen der molekularen Phylogenese war die höhere genetische Ungleichheit unter ihnen klar“, sagte João Tonini, Doktorand an der George Washington University. Chiasmocleis quilombola bewohnt Küstengebiete im Norden des Bundesstaates Espírito Santo. Das ist eine Region, die unter starkem menschlichen Druck steht – deswegen könnte die Spezies der unmittelbaren Gefahr gegenüberstehen, ihren Lebensraum zu verlieren.
Abhandlung: A new species of Chiasmocleis (Microhylidae, Gastrophryninae) from the Atlantic Forest of Espírito Santo State, Brazil von Tonini JFR, Forlani MC, de Sá RO (2014) ZooKeys 428: 109132. doi: 10.3897/zookeys.428.7352
Quelle: http://www.pensoft.net/news.php?n=406
(THK)
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