Astro-Bild der Woche: Der Spinnennebel IC 417 in Infrarot

Infrarotansicht des Spinnennebels IC 417, basierend auf Daten des Weltraumteleskops Spitzer und des 2MASS Survey. (NASA / JPL-Caltech / 2MASS)
Infrarotansicht des Spinnennebels IC 417, basierend auf Daten des Weltraumteleskops Spitzer und des 2MASS Survey. (NASA / JPL-Caltech / 2MASS)

Dieses Objekt im Zentrum des aktuellen Astro-Bildes der Woche trägt den inoffiziellen Namen Spinnennebel. Offiziell als IC 417 katalogisiert, liegt es ungefähr 10.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Auriga (Fuhrmann) am Himmel über der Nordhalbkugel.

IC 417 ist eine Sternentstehungsregion, wo lokale Gasansammlungen durch äußere Einflüsse – beispielsweise Supernova-Schockwellen – destabilisiert werden und anschließend unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren. Das Ergebnis eines solchen Prozesses ist ein junger Protostern, der tief in umgebende Gas- und Staubwolken eingebettet ist. Im Laufe der Zeit wächst er, indem er Materie aus seiner Umgebung aufnimmt. Irgendwann erreichen die Temperatur- und Druckverhältnisse in seinem Zentrum Werte, die hoch genug für die Zündung der Wasserstofffusion sind. Damit hat er sich zu einem vollwertigen Stern entwickelt und wird (abhängig von seiner Masse) ein paar Millionen oder sogar viele Milliarden Jahre lang leuchten.

Einige der neu gebildeten Sterne befinden sich ein Stück rechts von der Bildmitte in einem Sternhaufen mit der Bezeichnung Stock 8. Die energiereiche Strahlung der Sterne in diesem Sternhaufen gestaltet die ausgedehnten Gaswolken von IC 417 aktiv mit. Bereiche mit geringerer Gasdichte werden schneller durch die Strahlung erodiert als dichtere Gaswolken. Auf diese Weise entstehen in der Nachbarschaft der Sterne ausgehöhlte Strukturen innerhalb von IC 417. Die erkennbaren roten Punkte in dem Gebiet sind ebenfalls junge Sterne.

Infrarotbeobachtungen wie die des Weltraumteleskops Spitzer und des Two Micron All Star Survey (2MASS) eignen sich besonders gut zur Erforschung von Sternentstehungsregionen und den dort ablaufenden Prozessen. Ein Grund dafür ist, dass infrarote Wellenlängen auch dichte Staubwolken durchdringen und so preisgeben können, was sich hinter ihnen abspielt. Weil sich junge Sterne meist hinter Gas- und Staubwolken verbergen, die das sichtbare Licht mehr oder weniger stark blockieren, ist das im optischen Bereich des elektromagnetischen Spektrums nur eingeschränkt möglich.

Große Hoffnungen setzen Astronomen daher in das James Webb Space Telescope (JWST), dessen Start für das Jahr 2018 geplant ist. Es wird im Infrarotbereich beobachten, ist dabei aber wesentlich leistungsfähiger als die derzeit betriebenen Weltraumteleskope. Mit dem JWST können allerdings nicht nur Sternentstehungsregionen untersucht werden, sondern auch allerhand andere astrophysikalische Phänomene, zum Beispiel Exoplanetensysteme oder Galaxien. Dank seiner Empfindlichkeit soll es unter anderem dafür verwendet werden, das Licht der ersten Sterne und Galaxien zu untersuchen, die nach dem Urknall entstanden.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA20357.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2 Die verzerrte Galaxie S0901
Bild 3 Der Irisnebel in Infrarot
Bild 4 Der Stern Jabbah und seine Umgebung

(THK)

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