
Das Astro-Bild der Woche zeigt den sogenannten Sanduhrnebel, einen planetarischen Nebel im Sternbild Musca (Fliege). Die Entfernung zwischen ihm und unserem Sonnensystem beträgt ungefähr 8.000 Lichtjahre. Aufgrund seiner Position am Himmel über der Südhalbkugel kann er von Mitteleuropa aus nicht beobachtet werden.
Die Klassifizierung als planetarischer Nebel hat entgegen der naheliegenden Vermutung nichts mit Planeten zu tun. Der Begriff stammt noch aus einer Zeit, als die Teleskope lange nicht so leistungsfähig waren wie heute. Die Astronomen, die im 18. Jahrhundert mit ihren vergleichsweise schwachen Teleskopen solche Objekte betrachteten, sahen etwas, das an die Planetenscheiben der damals bekannten Gasplaneten in unserem Sonnensystem erinnerte. Aus historischen Gründen ist der Begriff heute noch gebräuchlich, auch wenn er für den Laien zunächst irreführend sein kann.
Tatsächlich handelt es sich bei diesen Objekten um das Endstadium sonnenähnlicher Sterne, gewissermaßen ihre letzten Atemzüge. Wenn der Wasserstoff in ihrem Kern langsam zur Neige geht, ist das Gleichgewicht zwischen der nach innen gerichteten Gravitation und dem nach außen gerichteten Strahlungsdruck nicht mehr stabil. Das führt dazu, dass der Stern sich zu einem Roten Riesen aufbläht und nach und nach seine äußeren Atmosphärenschichten in den Weltraum abstößt. Der nun freiliegende Kern des Sterns wird als Weißer Zwerg bezeichnet. Seine energiereiche Strahlung regt die zuvor abgestoßenen Atmosphärenschichten zum Leuchten an, was wir dann als planetarischen Nebel sehen.
Das nebenstehende Bild wurde mit der Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) an Bord des Weltraumteleskops Hubble gemacht. Es basiert auf drei Einzelaufnahmen, die in verschiedenen Wellenlängen aufgenommen wurden: ionisierter Stickstoff (rot), Wasserstoff (grün) und zweifach ionisierter Sauerstoff (blau).
MyCn18, so die Katalogbezeichnung des Sanduhrnebels, offenbart die namensgebende, sanduhrförmige Gestalt und komplexe Strukturen im Innern der ausgedehnten Gaswolken. Einer Theorie zufolge entsteht das sanduhrförmige Aussehen des Nebels durch die Expansion schneller stellarer Winde innerhalb einer sich langsamer ausbreitenden Gashülle. Die Dichte der Gashülle ist am Äquator größer als in den polaren Regionen, weshalb der schnelle Sternwind sie an den Polen schneller durchdringen kann.
Planetarische Nebel sind aber nicht nur für Berufsastronomen mit professionellen Instrumenten interessante Zielobjekte. Einige Exemplare dieser Objektklasse können bereits mit Amateurteleskopen gut beobachtet werden. Der Ringnebel M57 im Sternbild Lyra (Leier) ist sogar ein klassisches Objekt zum Einstieg in die visuelle Hobby-Astronomie, da er recht hell ist und relativ einfach aufgefunden werden kann. Auch der Hantelnebel M27 gehört zu den planetarischen Nebeln und ist einen Blick wert. Man muss allerdings erwähnen, dass die Objekte „live“ im Teleskop weitgehend farblos und deutlich schwächer sind, als sie auf Fotos erscheinen. Das ist der Tatsache geschuldet, dass das menschliche Auge im Gegensatz zu einem Kamerachip nicht mehrere Sekunden oder gar Minuten lang belichten kann.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA14442.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die Sternentstehungsregion Henize 206
Bild 2: Der sternbildende Nebel NGC 7129
Bild 4: wird nächste Woche zum Astro-Bild
(THK)
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