Das Astro-Bild der Woche zeigt eine komplexe Region, die in Richtung des Sternbildes Sagittarius (Schütze) zu finden ist. Bei dem rund 11.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernten Gebiet handelt es sich um eine Sternentstehungsregion, die für Astronomen sehr interessant ist, weil sie viele Aspekte des Sternentstehungsprozesses umfasst.
Die im Titel erwähnte „Schlange“ befindet sich oben links auf der Aufnahme. Diese gewundene Struktur ist der Kern einer sehr dichten Staubwolke, die groß genug ist, um Dutzende junge Sternsysteme zu enthalten. Der Staub ist hier so dicht, dass man mit optischen Teleskopen keine nennenswerten Informationen erhalten würde. Berechnungen zufolge würde man dort inmitten der Staubwolke nicht einen einzigen Stern am Himmel sehen können.
Das Weltraumteleskop Spitzer ist jedoch imstande, bis zu einem gewissen Grad auch in dichte Staubwolken hineinzublicken. Dafür nutzt es infrarote Wellenlängen, für die der dichte Staub kein so großes Hindernis ist wie für die kürzeren Wellenlängen des sichtbaren Lichts. Astronomen können damit beobachten, was sich hinter den dichten Staubwolken abspielt. Da die Entstehung von Sternen aber mindestens 100.000 Jahre dauert, müssen die Wissenschaftler auch etwas auf ihr Glück vertrauen, denn den gesamten Entstehungsprozess eines einzelnen Sterns können sie logischerweise nicht verfolgen.
In Sternentstehungsregionen ist das Glück sehr oft auf der Seite der Wissenschaftler. Meist entstehen dort sehr viele Sterne über große Zeiträume hinweg, und verschiedene Sterne durchlaufen damit zum Zeitpunkt der Beobachtungen auch unterschiedliche Entwicklungsstadien. Auf dem Bild gibt es sogar einen unübersehbaren Hinweis darauf: Die auffällige rote Blase links unterhalb der „Schlange“ ist der Überrest einer Supernova-Explosion. Die Geburt und der Tod von Sternen liegen hier förmlich nebeneinander.
Der Supernova-Überrest entstand bei der Explosion eines massereichen Sterns. Dieser Stern könnte möglicherweise eine nicht unwesentliche Rolle bei der Gestaltung der „Schlange“ gespielt haben: Massereiche Sterne emittieren große Mengen energiereicher ultravioletter Strahlung und enorm starke Sternwinde, die die nähere Umgebung erodieren. Dabei halten dichtere Strukturen – beispielsweise die dunkle Wolke – der Strahlung und den stellaren Winden länger stand als Gebiete mit geringerer Teilchendichte. Auch die gewaltige Schockwelle der Supernova selbst könnte das Aussehen der „Schlange“ mit beeinflusst haben.
Aber nicht nur das Aussehen alleine, sondern auch die Prozesse, die innerhalb der Wolke ablaufen: Schockwellen wie jene, die von Supernova-Explosionen erzeugt werden, sind stark genug, um Gas- und Staubansammlungen zu destabilisieren und zu komprimieren. Nicht selten zieht sich die destabilisierte Wolke dann lokal begrenzt unter dem Einfluss ihrer Eigengravitation zusammen und bildet gewissermaßen den Kokon für die Geburt eines neuen Sterns. Auch dieser Stern könnte irgendwann als Supernova explodieren und auf diese Weise wiederum die Geburt nachfolgender Sterngenerationen einleiten – es ist ein ständiger Kreislauf aus Werden und Vergehen.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA01318.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Kollision im Galaxienhaufen CL0958+4702
Bild 2: Der Kugelsternhaufen NGC 362
Bild 3: wird nächste Woche zum Astro-Bild (Stimmengleichstand)
(THK)
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