Neue Studie grenzt das Alter des Amazonas ein

Dieses Bild zeigt das Mündungsgebiet des Amazonas. (Credit: ESA)
Dieses Bild zeigt das Mündungsgebiet des Amazonas. (Credit: ESA)

Forscher der University of Amsterdam (UvA) und der University of Brasilia (Brasilien) haben das Alter der Entstehung des Amazonas auf 9,4-9 Millionen Jahre bestimmt. Die verwendeten Daten widerlegen wesentlich jüngere Schätzungen. Die Ergebnisse werden im Journal Global and Planetary Change veröffentlicht. Die Studie umfasste geochemische und pollenkundliche Analysen von Sedimenten aus einem Kohlenwasserstoff-Forschungsbohrloch, das vor der Küste Brasiliens liegt und eine Tiefe von mehr als 4,5 Kilometer unter der Meeresoberfläche erreicht.

Die Ergebnisse zeigen eine eindeutige Veränderung der Sedimentzusammensetzung und der einheimischen Pflanzenmaterie während des späten Miozän (vor 9,4-9 Millionen Jahren). Das repräsentiert einen Wandel des Quellgebiets von den tropischen Tiefländern zu den hohen Anden, was charakteristisch für den Anfang des transkontinentalen Amazonas ist. Die neuen Daten stehen im Gegensatz zu jüngeren Schätzungen (circa 2,6 Millionen Jahre), die kürzlich in anderen Studien vorgeschlagen wurden. Sie datieren die Schätzungen einer früheren Studie dieses Bohrlochs um etwa 1-1,5 Millionen Jahre vor.

Sedimente zeichnen die Entwicklungsgeschichte auf

„Wir konnten das Alter des Amazonas eingrenzen, weil wir das Übergangsintervall in einer klassischen Sektion des submarinen Fächers untersuchten, wo die von dem Fluss transportieren Sedimente abgelagert werden. Infolgedessen zeichnen sie seine Entwicklungsgeschichte präzise auf. Wir wandten hochauflösende Analysetechniken an, die in der Region noch nicht durchgeführt wurden“, sagte Professor Farid Chemale, Seniorautor von der University of Brasilia (jetzt an der Universidade do Vale do Rio dos Sinos, São Leopoldo).

Die Studie gibt auch neue Einblicke in umfassende Veränderungen der Pflanzenzusammensetzung im Einzugsgebiet des Amazonas. Besonders der Anstieg der Grasüberreste spricht dafür, dass die Anhebung von Bergen und klimatische Veränderungen im Quartär die Landschaft stark beeinflussten und wahrscheinlich neue Lebensräume für die Grasausbreitung schufen.

Dramatische Veränderungen

„Die in den Sedimentaufzeichnungen registrierten Veränderungen führen zu der quälenden Frage, ob sich die Amazonas-Region während der globalen Pliozän-Pleistozän-Abkühlung so dramatisch verändert haben könnte“, sagte Dr. Carina Hoorn, die Hauptautorin vom Institute for Biodiversity and Ecosystem Dynamics an der UvA. „Unsere neuen Daten bestätigen ein altes Alter für den Amazonas und weisen auch auf eine Ausweitung der Grasländer während des Pleistozän hin, die bisher nicht bekannt war. Weitere Untersuchungen an Land und im Meer könnten weitere Antworten geben, aber werden Investitionen in kontinentale und marine Bohrungen erfordern.“

Das größte Einzugsgebiet aller Flüsse

Der Amazonas trägt ein Fünftel zur gesamten Süßwasserversorgung der globalen Ozeane bei und besitzt das größte Einzugsgebiet aller Flüsse weltweit. Die Entstehung des Flusses ist ein einschneidendes Ereignis bei der Neuausrichtung der Paläogeografie Südamerikas und bildet sowohl eine Brücke als auch einen Teiler für die Flora und Fauna der Amazonas-Landschaft.

Die Geschichte des Amazonas und seines Einzugsgebiets sind schwer zu enträtseln, weil die kontinentalen Aufzeichnungen selten und fragmentiert sind. Die marinen Aufzeichnungen sind zwar vollständiger, aber gleichermaßen schwer zugänglich. Sedimentschürzen in der Nähe großer Flüsse enthalten oft ununterbrochene Aufzeichnungen des Materials, das von den Flüssen mit der Zeit abgelagert wurde. Diese Aufzeichnungen bieten einen einzigartigen Einblick in das historische Klima, die Geografie und die Biom-Entwicklung auf dem Land.

Clim-Amazon Project

Die Forschungsarbeit wurde in Bezug zum Clim-Amazon Project durchgeführt, einer brasilianisch-europäischen Wissenschaftsinitiative für die klimatische und geodynamische Erforschung der Sedimente am Amazonasbecken. Sie wurde von der Europäischen Union im Rahmen des Seventh Framework Programme for Research and Technological Development (FP7) unterstützt.

Quelle

(THK)

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