Riss im Larsen-C-Eisschelf weitet sich aus und bildet neuen Ast

Luftansicht des Risses im Larsen-C-Eisschelf. (Credit: John Sonntag / NASA)
Luftansicht des Risses im Larsen-C-Eisschelf. (Credit: John Sonntag / NASA)

Der Riss im Larsen-C-Eisschelf auf Antarktika hat jetzt einen zweiten Ast, der sich in Richtung der Eisfront bewegt, wie Forscher der Swansea University nach der Untersuchung der neuesten Satellitendaten bekanntgaben. Der Hauptriss von Larsen C, der wahrscheinlich zu einem der größten bislang registrierten Eisberge führen wird, ist momentan 180 Kilometer lang. Der neue Ast des Risses hat eine Länge von 15 Kilometern.

Im vergangenen Jahr berichteten Forscher des britischen Projekts MIDAS unter Leitung der Swansea University, dass der Riss schnell größer wird. Jetzt hindern das 5.000 Quadratkilometer große Stück nur noch 20 Kilometer Eis am Wegtreiben.

Professor Adrian Luckman vom College of Science der Swansea University, Leiter des Midas-Projekts, beschrieb die neuesten Ergebnisse: “Während sich die vorherige Rissspitze nicht weiter bewegt hat, entstand ein neuer Ast in dem Riss. Er liegt annähernd zehn Kilometer hinter der bisherigen Spitze und bewegt sich auf die Eisfront zu.”

“Dies ist die erste deutliche Veränderung an dem Riss seit Februar diesen Jahres. Obwohl die Länge des Risses über mehrere Monate hinweg konstant blieb, hat er sich mit Raten von mehr als einem Meter pro Tag stetig verbreitert. Derzeit herrscht Winter in Antarktika, deswegen sind direkte visuelle Beobachtungen selten und von geringer Auflösung. Unsere Beobachtungen des Risses basieren auf der SAR-Interferometrie (Synthetic Aperture Radar) an Bord der Sentinel-1-Satelliten der ESA. Satellitendateninterferometrie erlaubt eine sehr präzise Überwachung der Rissentwicklung”, sagte er.

Die Forscher sagen, dass der Verlust eines Gebietes mit einem Viertel der Größe von Wales das gesamte Eisschelf anfällig für zukünftige Abbrüche machen werde. Larsen C ist etwa 350 Meter dick und treibt auf den Gewässern am Rande von Westantarktika, wo es die Gletscherströme zurückhält, die es versorgen.

Diese Grafik zeigt den momentanen Verlauf des Risses im Larsen-C-Eisschelf. Die Positionen seiner Spitze wurden aus Daten von Landsat (USGS) und Sentinel-1 InSAR (ESA) abgeleitet. Das Hintergrundbild überlagert BEDMAP2-Höhendaten (BAS) auf ein Bildmosaik von MODIS MOA2009 (NSIDC). Andere Daten stammen von SCAR ADD und OSM. (Credit: MIDAS Project, A. Luckman, Swansea University)
Diese Grafik zeigt den momentanen Verlauf des Risses im Larsen-C-Eisschelf. Die Positionen seiner Spitze wurden aus Daten von Landsat (USGS) und Sentinel-1 InSAR (ESA) abgeleitet. Das Hintergrundbild überlagert BEDMAP2-Höhendaten (BAS) auf ein Bildmosaik von MODIS MOA2009 (NSIDC). Andere Daten stammen von SCAR ADD und OSM. (Credit: MIDAS Project, A. Luckman, Swansea University)

“Wenn es kalbt, wird das Larsen-C-Eisschelf mehr als zehn Prozent seiner Größe verlieren und die Eisfront in der zurückgezogensten Position zurücklassen, die jemals aufzeichnet wurde. Dieses Ereignis wird die Landschaft der Antarktischen Halbinsel grundlegend verändern”, sagte Luckman.

“Wir haben schon früher gezeigt, dass die neue Konfiguration weniger stabil als vor dem Riss sein wird, und dass Larsen C letztendlich dem Beispiel seines Nachbarn Larsen B folgen könnte, der im Jahr 2002 nach einem ähnlichen durch einen Riss ausgelösten Kalbungsereignis verschwand”, ergänzte er.

Das MIDAS-Projekt wird die Entwicklung des Risses und seine Auswirkungen auf das Eisschelf weiterhin überwachen.

Quelle

(THK)

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