
Es war mal wieder soweit: Von Deutschland aus konnte man eine totale Mondfinsternis verfolgen. Am Abend des 27. Juli 2018 schob sich die Erde zwischen die Sonne und unseren Trabanten und bedeckte ihn mit ihrem Schatten. Streueffekte der Erdatmosphäre ließen den Mond tiefrot erscheinen, während er sich komplett im Kernschatten der Erde befindet.
In den Medien wurde die Mondfinsternis oft als Jahrhundertereignis angekündigt, wobei die eher durchwachsenen Beobachtungsbedingungen kaum erwähnt wurden. Der Mond stand während der totalen Phase noch relativ niedrig über dem Horizont und ausgerechnet diese interessante Phase der Mondfinsternis fiel teilweise noch in die recht helle Dämmerung.
Wir verfolgten das Ereignis auf dem Camping-Park Weiherhof am See im Westerwald. Für die Begutachtung der Bedingungen direkt am Standort reisten wir schon einen Tag früher an, was sich im Nachhinein als eine gute Entscheidung erwies. Im Vorfeld hatte der Betreiber des Campingplatzes ein paar Infos über die geplanten Beobachtungen für einen Flyer erbeten, der in der letzten Woche an die Gäste verteilt wurde. Und so konnten wir bereits am ersten Abend einige Beobachter aus allen Altersgruppen begrüßen, die uns quasi live über die Schulter und natürlich auch durchs Teleskop schauten.
Der strahlend helle Fast-Vollmond ließ erwartungsgemäß kaum Beobachtungen von schwachen Deepsky-Objekten zu, aber dennoch konnten wir den interessierten Gästen einige Objekte zeigen. Sehr beeindruckt waren sie von Jupiter, der im Teleskop mit seinen prächtigen Wolkenbändern und den vier Galileischen Monden erkennbar war. Auch Saturn mit seinem majestätischen Ringsystem entlockte den Besuchern die typischen „Ausrufe des Erstaunens“, wie sie in Kreuzworträtseln gerne gesucht werden. Die Palette war breit gefächert, von „ooooh“ über „boah“ bis hin zu „krass“. Es ist immer wieder amüsant zu sehen, dass die Leute bei ihren ersten detaillierten Beobachtungen heute ganz ähnlich reagieren wie wir damals in unseren Anfängen.
Trotz des hellen Fast-Vollmonds standen auch Deepsky-Beobachtungen auf der Wunschliste einiger Gäste. Zu den anvisierten Objekten gehörten beispielsweise der Doppelstern Albireo mit seinem schönen blau-orange Farbkontrast im Sternbild Schwan, der Doppel-Sternhaufen h&Chi Persei im Sternbild Perseus oder die berühmte Andromeda-Galaxie M31 – von letzterer natürlich nur der helle Kernbereich als verwaschenes Fleckchen. Außerdem konnten wir gemeinsam mehrere Überflüge der Internationalen Raumstation ISS verfolgen. Hier kam dann die Frage auf, ob man von der ISS auch „mehr“ sehen könne als nur einen hellen Lichtpunkt. Zufälligerweise waren die ISS-Detailaufnahmen von einem der letzten Überflüge noch auf der Kamera gespeichert, so dass wir die Frage mit Ja beantworteten, inklusive der fotografischen Belege: „oooh“, „boah“, „krass“.
Dieser erste Test brachte jedoch auch ein wenig Ernüchterung. Von unserem Platz aus betrachtet, waren die Bäume ziemlich hoch, so dass man den Mond nur durch ein paar größere Lücken komplett sehen konnte. Leider waren die weiter von den Bäumen entfernten Plätze alle belegt oder reserviert, weshalb ein spontaner Umzug nicht infrage kam. Der geplante Zeitraffer der Mondfinsternis, so wie wir es bei der totalen Mondfinsternis 2015 gemacht hatten, fiel damit aus.
Andererseits hatte das wiederum den positiven Nebeneffekt, dass das Teleskop für Beobachtungen und kurze Schnappschüsse genutzt werden konnte, so wie das Titelbild (hier auf Flickr). Und dieses Angebot wurde von zahlreichen Besuchern und Gästen in Anspruch genommen: Über 50 „Sterngucker“ versammelten sich am frühen Abend um die Teleskope, darunter viele Familien mit großen und kleinen Kindern (aus Datenschutzgründen wird an dieser Stelle auf Bilder mit erkennbaren Personen verzichtet). Die oben erwähnten „Ausrufe des Erstaunens“ kamen sozusagen im Sekundentakt, was uns sehr freute. Spontane Unterstützung erhielten wir von Doris, einer Hobbysternguckerin, die über die Facebook-Seite des Campingplatzes darauf aufmerksam wurde und ihr eigenes Teleskop mitbrachte.
Der letzte Tag beziehungsweise Abend fiel dann förmlich ins Wasser respektive in Dunst und Nebel. Zunächst zog ein schweres Unwetter mit Gewitter und Starkregen über den Platz, im Anschluss daran war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass vernünftige astronomische Beobachtungen nicht mehr möglich waren. Aber immerhin lieferte Mutter Natur noch den einen oder anderen spektakulären Anblick, was wir als Entschädigung durchgehen ließen.

Unterm Strich war unsere kleine Mondfinsternis-Aktion also ein voller Erfolg für die Öffentlichkeitsarbeit, auch wenn wir das fotografische Ziel „Mondfinsternis-Zeitraffer“ diesmal verfehlt haben. Nunja, der nächste Versuch kommt bestimmt: Am 21. Januar 2019 findet wieder eine totale Mondfinsternis statt. Man darf gespannt sein.
Ein dickes Dankeschön an die vielen Besucher und natürlich die Betreiber des Campingplatzes.
(THK)
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