Plötzlicher Klimawandel verursachte Rückgang der Bevölkerung im frühen Südamerika

Landschaft in Patagonien. (Credits: Celine Harrand)
Landschaft in Patagonien. (Credits: Celine Harrand)

Ein plötzlicher Klimawandel vor etwa 8.000 Jahren führte zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang bei den Populationen in Südamerika, wie eine neue Studie des University College London (UCL) ergab. Die Studie wurde im Journal Scientific Reports veröffentlicht und ist die erste, welche die Größenordnung des Bevölkerungsrückgangs vor 6.000-8.000 Jahren demonstriert und wie verbreitet der Rückgang war.

“Aufgrund von Forschungsarbeiten in Südamerika wissen Archäologen, dass verschiedene bewohnte Stätten auf dem ganzen Kontinent vor ungefähr 8.200 Jahren plötzlich verlassen wurden. In unserer Studie wollten wir die Punkte zwischen den unterschiedlichen Aufzeichnungen verbinden, die sich von den nördlichen Anden bis zum Amazonas und der südlichen Spitze Patagoniens erstrecken, sowie alle Regionen dazwischen”, sagte der Hauptautor Dr. Philip Riris vom Institute of Archaeology am UCL.

“Unvorhersehbare Regenfälle, insbesondere in den Tropen, scheinen bis vor 6.000 Jahren einen negativen Einfluss auf die präkolumbischen Populationen gehabt zu haben; danach ist eine Erholung erkennbar. Diese Erholung scheint mit kulturellen Praktiken bezüglich des Pflanzenmanagements in den Tropen und früher Landwirtschaft zu korrelieren. Möglicherweise dienten sie als Puffer, als die freien Ressourcen weniger vorhersehbar waren”, ergänzte Dr. Riris.

Die Studie konzentrierte sich auf den Übergang zum Mittleren Holozän (vor 8.200-4.200 Jahren). Das ist eine Periode des besonders starken Wandels, weil die Populationen aus Jägern und Sammlern bereits mit verschiedenen domestizierten Pflanzen experimentierten und neue kulturelle Verhaltensweisen entwickelten, um sich sowohl an die Landschaft als auch an den Klimawandel anzupassen. Obwohl die Forschungsarbeit zeigt, dass es eine deutliche Störung der Population gab, betont sie, dass die einheimischen Menschenpopulationen Südamerikas vor und nach dem mittleren Holozän aufblühten.

“In den Jahren vor dem Bevölkerungsrückgang können wir sehen, dass die Populationsgrößen unversehrt waren. Das würde darauf hinweisen, dass die frühen Populationen im Holozän erfolgreiche Strategien entwickelten, um mit dem Klimawandel zurechtzukommen, möglicherweise mit sozialen Erinnerungen an den plötzlichen Klimawandel während des Übergangs vom Pleistozän zum Holozän”, sagte Dr. Manuel Arroyo-Kalin (UCL Institute of Archaeology).

“Das Verlassen bestimmter Regionen und die Notwendigkeit, sich rasch an neue Umstände anzupassen, könnten die Entwicklung alternativer Strategien und neuer Daseinsformen angestoßen haben, darunter die frühe Übernahme des kleinräumigen Anbaus domestizierter Pflanzen. Im Kontext von mindestens 14.000 Jahren menschlicher Präsenz in Südamerika sind die Ereignisse des mittleren Holozän ein wichtiger Teil der kulturellen Anpassungsfähigkeit der einheimischen Populationen Südamerikas an plötzliche und unerwartete Veränderungen”, ergänzte Arroyo-Kalin.

In dieser neuen Studie untersuchten Archäologen mehr als 5.000 Radiokarbondatierungen von fast 1.400 Stätten, um zu verstehen, wie sich die Populationen mit der Zeit veränderten, und verknüpften diese Informationen mit Klimadaten.

“Wir untersuchten alte Niederschlagsaufzeichnungen und marine Sedimente nach Hinweisen auf außergewöhnliche Klimaereignisse. Innerhalb Zeitfenstern von 100 Jahren verglichen wir das mittlere Holozän mit den bekannten Mustern vor und nach dem Zeitpunkt vor 8.200 Jahren. Normale Niederschlagsmuster sprachen im Durchschnitt für ein ungewöhnlich trockenes oder nasses Jahr alle 16-20 Jahre. Unter hochgradig veränderlichen Bedingungen verkürzte sich der Zeitraum auf etwa alle fünf Jahre. Das hebt die Herausforderungen hervor, denen die einheimischen Gesellschaften gegenübergestanden hätten.”

Die Autoren vermuten, dass die Forschungsarbeit einen entscheidenden historischen Kontext dazu bietet, wie alte einheimische Populationen in Südamerika mit dem Klimawandel zurechtkamen.

“Unsere Studie liefert eine demografische Dimension, die das Verstehen der Auswirkungen des vergangenen Klimawandels und die Herausforderungen betrifft, mit denen die einheimischen Populationen Südamerikas an verschiedenen Orten konfrontiert waren. Diese Erkenntnisse offenbaren die Belastbarkeit kleinräumiger, produktiver Systeme und können vielleicht helfen, zukünftige Strategien für heutige Gesellschaften zu gestalten”, schlussfolgerte Arroyo-Kalin.

Quelle

(THK)

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