Neue Erkenntnisse über den Denisova-Menschen

Virtuelle Rekonstruktion des Knochenfragments aus der Denisova-Höhle. (Credits: © Photo of distal fragment of phalanx: Eva-Maria Geigl, Institut Jacques Monod (CNRS / Université de Paris). Micro-CT scan and virtual reconstruction: Bence Viola, Department of Anthropology, University of Toronto (Canada))
Virtuelle Rekonstruktion des Knochenfragments aus der Denisova-Höhle. (Credits: © Photo of distal fragment of phalanx: Eva-Maria Geigl, Institut Jacques Monod (CNRS / Université de Paris). Micro-CT scan and virtual reconstruction: Bence Viola, Department of Anthropology, University of Toronto (Canada))

Die Gensequenzierung der außergewöhnlich gut erhaltenen DNS von einem Fingerknochenfragment aus der Denissowa-Höhle in Sibirien ergab im Jahr 2010, dass es zu einem Exemplar einer bislang unbekannten Menschenpopulation gehörte, die eng mit den Neandertalern verwandt war, den Denisova-Menschen (1).

Weil nur wenige Knochen der Denisova-Menschen gefunden wurden, bleibt die Morphologie dieser Hominiden unklar. Jetzt hat ein Forschungsteam des Institut Jacques Monod (CNRS / Université de Paris) andere Fragmente aus der Denissowa-Höhle vermessen und fotografiert. Die Genanalysen offenbaren, dass sie der fehlende Teil desselben Knochens sind, dessen Fingergrundglied die anfängliche Sequenzierung des Denisova-Genoms ermöglichte.

Zusammen mit Kollegen des PACEA Laboratory (CNRS / University of Bordeaux / French Ministry of Culture) und der University of Toronto (Kanada) verglichen die Wissenschaftler das neue Fragment mit den Fingerknochen von Neandertalern und anatomisch modernen Menschen. Ihre Analyse spricht dafür, dass sie mit letzterem eng verwandt und weniger wie die erstgenannten sind.

Trotzdem betrifft diese strukturelle Ähnlichkeit nicht die Backenzähne und Unterkiefer, die auf dem tibetischen Hochplateau gefunden wurden und die archaischere Merkmale aufweisen (2). Die Forscher sind verblüfft von dem morphologischen Mosaik der Denisova-Menschen und suchen neue Skelettüberreste, um diese “dritte” Menschengruppe besser zu charakterisieren. Ihre Ergebnisse wurden am 4. September 2019 im Journal Science Advances veröffentlicht.

Abhandlung: “Morphology of the Denisovan phalanx closer to modern humans than to Neandertals” von E. Andrew Bennett, Isabelle Crevecoeur, Bence Viola, Anatoly P. Derevianko, Michael V. Shunkov, Thierry Grange, Bruno Maureille und Eva-Maria Geigl. Science Advances, September 4 2019. DOI: 10.1126/sciadv.aaw3950

1) J. Krause et al., The complete mitochondrial DNA genome of an unknown hominin from southern Siberia. Nature 464, 894-897 (2010).
D. Reich et al., Genetic history of an archaic hominin group from Denisova Cave in Siberia. Nature 468, 1053-1060 (2010).
M. Meyer et al., A high-coverage genome sequence from an archaic Denisovan individual. Science 338, 222-226 (2012).

2) D. Reich et al., Genetic history of an archaic hominin group from Denisova Cave in Siberia. Nature 468, 1053-1060 (2010).
V. Slon et al., The genome of the offspring of a Neanderthal mother and a Denisovan father. Nature 561, 113-116 (2018).
S. Sawyer et al., Nuclear and mitochondrial DNA sequences from two Denisovan individuals. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 112, 15696-15700 (2015).
F. Chen et al., A late Middle Pleistocene Denisovan mandible from the Tibetan Plateau. Nature, (2019).

Quelle

(THK)

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