
Der Wolfe-Creek-Krater, einer der größten Meteoritenkrater der Welt, ist viel jünger als bisher gedacht. Er befindet sich am Rand der Great Sandy Desert im Norden Western Australias. Er ist der zweitgrößte Krater auf der Erde, aus dem Fragmente geborgen wurden. Der größte ist der Barringer-Krater in Arizona.
Er entstand wahrscheinlich durch den Einschlag eines 15 Meter großen Objekts, das rund 14.000 Tonnen wog. Das Alter des Einschlags ist unklar und unveröffentlichte Daten sprechen dafür, dass der Einschlag vor etwa 300.000 Jahren stattgefunden haben könnte. Einer neuen Studie von Dr. Tim Barrows von der University of Portsmouth zufolge beträgt das höchstwahrscheinliche Alter des Einschlags allerdings 120.000 Jahre.
In der Studie, die im Journal Meteoritics and Planetary Science veröffentlicht wurde, berechneten Forscher der University of Portsmouth (Australien) und aus den USA das neue Alter des Wolfe-Creek-Krater mit zwei geochronologischen Datierungsmethoden.
Zuerst sammelten die Forscher Proben vom Kraterrand und schätzten die Zeitdauer, die die Gesteine an der Erdoberfläche der kosmischen Strahlung ausgesetzt waren. Sie waren auch imstande, das Alter von Sand, der nach dem Einschlag begraben wurde, mittels der optisch stimulierten Lumineszenz zu bestimmen. Diese Datierungsmethode misst, vor welcher Zeitspanne ein Sediment zuletzt dem Sonnenlicht ausgesetzt war.
„Der Krater liegt an einem günstigen Ort, wo wir zwei verschiedene Methoden zur Altersbestimmung heranziehen können. Der Einschlag des Meteoroiden kippte das Gestein und legte Gestein frei, das zuvor vor der kosmischen Strahlung geschützt war. Der neu entstandene Krater lenkte auch das lokale Windfeld um und schuf eine Reihe neuer Sanddünen. Die Ergebnisse der beiden Datierungsmethoden unterstützen sich gegenseitig innerhalb des gleichen Altersbereichs“, sagte der Geologe Dr. Tim Barrows.
Die Forscher konnten eine neue topografische Karte des Kraters erstellen, wofür sie Luftbilder von Ted Brattstrom verwendeten, einem Lehrer aus Hawaii. Er überflog den Krater im Jahr 2007 mit einem Leichtflugzeug und nahm Bilder des Kraters aus allen Richtungen auf. Das resultierende 3D-Modell wurde herangezogen, um ein digitales Höhenmodell des Kraters zu erstellen. Die Forscher berechneten, dass die maximale Breite des Kraters in Nordost-Südwest-Ausrichtung 946 Meter beträgt, was die Richtung des Einschlags widerspiegelt. Der durchschnittliche Durchmesser beträgt 892 Meter.
Sie stellten eine Kratertiefe von 178 Metern fest und dass er mit 120 Metern Sedimentgesteinen gefüllt ist – hauptsächlich Sand, der aus der Wüste hereingeweht wurde. Der Wolfe-Creek-Krater ist einer von sieben Einschlagkratern in Australien, die innerhalb der letzten 120.000 Jahre entstanden. Daraus konnten die Wissenschaftler berechnen, wie oft diese kraterbildenden Ereignisse auftreten.
„Obwohl die Rate in Australien nur bei einem großen Objekt alle 17.000 Jahre liegt, ist der Sachverhalt nicht so einfach. Die Krater befinden sich nur in den trockenen Regionen Australiens. Anderswo werden die Krater durch geomorphologische Aktivitäten wie Flussmigration oder Rutschungsprozesse in den Bergen zerstört. Weil Australien exzellente Aufzeichnungen mit datierten Kratern innerhalb der trockenen Regionen besitzt, können wir eine Rate für die gesamte Erde bestimmen. Wenn wir bedenken, dass das trockene Australien nur etwa ein Prozent der Oberfläche ausmacht, dann steigt die Rate auf ein Objekt alle 180 Jahre bezogen auf die gesamte Erde. Es gab zwei große Objekte, die im letzten Jahrhundert auf die Atmosphäre trafen: Tunguska im Jahr 1908 und Tscheljabinsk im Jahr 2013“, sagte Barrows.
„Das ist eine untere Schätzung, weil einige kleinere Einschläge während der letzten Eiszeit wahrscheinlich von Sand bedeckt wurden. Die Anzahl großer Objekte in der Atmosphäre ist vermutlich 20 Mal höher, weil Steinmeteoriten viel häufiger vorkommen, aber viele überstehen die Reise durch die Atmosphäre nicht oder erzeugen letztendlich keine Krater. Unsere Ergebnisse geben uns eine bessere Vorstellung davon, wie häufig diese Ereignisse geschehen“, ergänzte er.
Mit den gleichen geochronologischen Datierungsmethoden konnten die Wissenschaftler auch das Alter des Barringer-Kraters neu berechnen. Ihnen zufolge ist er wahrscheinlich 61.000 Jahre alt – mehr als 10.000 Jahre älter als bislang angenommen.
(THK)
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