
Nachdem Forscher die Existenz von „australischen“ Arten auf der Weihnachtsinsel entdeckt haben, müssen Lehrbücher korrigiert und die Verbreitungskarte von Tieren auf der Erde neu gezeichnet werden. Professor Jonathan Aitchison von der University of Queensland sagte, die Ergebnisse verbessern das lange bestehende Verständnis vom Verlauf einer der wichtigsten biogeografischen Grenzen, der sogenannten Wallace-Linie.
„Die Wallace-Linie, benannt nach ihrem Entdecker Alfred Russel Wallace, beschreibt eine wichtige biologische Teilung, welche die Arten asiatischen Ursprungs von jenen mit australischem Ursprung trennt“, sagte Aitchison. „Sie verläuft entlang der seichten Seewege, die Bali von Lombok und Borneo von Sulawesi trennen. „In Richtung Westen gibt es Tiger, Elefanten, Rhinozerosse und Orang-Utans in Eurasien und zum Osten hin existieren die Beuteltiere und Kloakentiere, für die Australien bekannt ist.“
Professor Aitchison und seine Kollegen Dr. Jason Ali von der University of Hong Kong und Professor Shai Meiri von der University of Tel Aviv arbeiteten auf der Weihnachtsinsel rund 1.000 Kilometer westlich des Verlaufs der Wallace-Linie und bemerkten Arten mit australischem Ursprung.
„Unerwarteterweise hat die Hälfte der Landsäugetiere und Landreptile auf der Weihnachtsinsel (zwei Rattenarten, zwei Skinkarten und eine Geckoart) ein genetisches Vermächtnis auf der australischen Seite der Grenze“, sagte Dr. Ali. „Es war eine sehr überraschende Entdeckung. Die Vorfahren dieser Arten sind höchstwahrscheinlich durch eine starke Meeresströmung auf entwurzelten Bäumen und Vegetationsmatten dorthin gelangt. Die Meeresströmung wird als Indonesian Throughflow bezeichnet.“
„Der Indonesian Throughflow ist Teil des globalen Wärmeförderbandes und folgt tieferen Gewässern, welche die Wallace-Linie beschreiben“, ergänzte Ali. „Er wird durch die Oberflächentopografie des westlichsten Pazifik erzeugt, die etwas höher ist als das Pendant des Indischen Ozeans. „Das stimmt – es ist ein wenig schwer vorstellbar – aber die ‚Meereshöhe‘ variiert zwischen den verschiedenen Regionen der Erde etwas.“
Professor Aitchison sagte, die Reise der Arten müsse innerhalb der letzten fünf Millionen Jahre stattgefunden haben, weil dies der Zeitraum war, als die Weihnachtsinsel auftauchte und eine neue Landmasse bildete. „Die Weihnachtsinsel existierte vor 40-17 Millionen Jahren als Korallenatoll“, sagte er. „Aber infolge eines tektonischen Phänomens, das ursprünglich von Darwin beschrieben wurde, verschwand es unter die Meeresoberfläche.“
Erst vor etwa fünf Millionen Jahren tauchte es dank mehrerer aneinander reibender tektonischer Platten wieder auf – 300 bis 350 Kilometer weiter südlich, wo sich die Insel nun befindet. Von dem Zeitpunkt an konnten Landpflanzen und Tiere beginnen, neue Populationen zu bilden. Die Weihnachtsinsel ist ein seltsamer und einzigartiger Ort, nicht nur aufgrund ihrer geologischen Geschichte, sondern auch wegen ihrer biologischen Geschichte. Wir sind gespannt zu sehen, welche anderen verrückten und wundervollen Entdeckungen noch vor uns liegen.“
Die Forschungsarbeit wurde im Journal Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology und im Biological Journal of the Linnean Society veröffentlicht.
(THK)
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