Eine Neubewertung des Strahlungsrisikos auf Flugrouten

Künstlerische Darstellung eines Flugzeugs, das in großer Flughöhe der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist (nicht maßstabsgetreu). (Credits: Illustrated by Nami Kimura)
Künstlerische Darstellung eines Flugzeugs, das in großer Flughöhe der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist (nicht maßstabsgetreu). (Credits: Illustrated by Nami Kimura)

“Flieg’ nicht zu nah an der Sonne”, sagte Daedalus zu Ikarus. Zu hoch zu fliegen würde das Wachs in seinen Flügeln schmelzen lassen, während bei einem zu tiefen Flug Luftwiderstand aufgrund der Feuchtigkeit über dem Meer entstehen würde. Kommerzielle Flugbesatzungen tauchen in der Griechischen Mythologie für gewöhnlich nicht auf, aber sie haben mit dem berufsbedingten Risiko zu tun, der Strahlung ausgesetzt zu sein.

Die Richtlinien in der Luftfahrt zielen darauf ab, die Auswirkungen der Strahlung zu minimieren, die hauptsächlich durch galaktische kosmische Strahlen und energiereiche Sonnenteilchen verursacht wird. Die eintreffenden kosmischen Strahlen sind stabil und vorhersagbar: Die Strahlendosen sind nicht höher als zehn Mikrosievert pro Stunde in der normalen Flughöhe von zwölf Kilometern.

Aber rechtfertigt die Häufigkeit der registrierten Sonnenflares im Fall der energiereichen Sonnenteilchen die Kosten der Gegenmaßnahmen? Die aktuellen Praktiken zur Reduzierung der Auswirkungen bringen Flugzeuge in geringere Höhen oder verändern beziehungsweise streichen die Flugrouten, was die Kosten deutlich erhöht.

Ein Forschungsteam unter Leitung von Yosuke Yamashiki von der Kyoto University wollte diese Frage durch die Untersuchung von acht Flugrouten während fünf sogenannter Ground Level Enhancements beantworten. Ground Level Enhancements sind unvorhergesehene Strahlungsspitzen, die von bodenbasierten Detektoren registriert wurden.

“Während eines starken Sonnenteilchenereignisses sehen wir plötzliche Ströme mit Strahlungsdosen, die größer als zwei Millisievert pro Stunde sind”, sagte Yamashiki. “Aber diese sind selten und kurzlebig.”

Im Journal Scientific Reports berichten die Wissenschaftler, dass die maximale Strahlungsdosis einer Flugroute aufgrund starker Ground Level Enhancements 1,0 Millisievert beziehungsweise 80 Mikrosievert pro Stunde übersteigen muss, damit Gegenmaßnahmen als notwendig erachtet werden. Die jährliche Häufigkeit von Ground Level Enhancements dieser Größenordnung wurden jedoch auf eins alle 47 Jahre für die maximale Dosis und eins alle 17 Jahre für die Dosenrate geschätzt.

Rechtfertigen die Risiken also die Kosten? “Die potenziellen schädlichen Effekte der Strahlung werden nicht bestritten, aber die Daten sprechen dafür, dass die aktuellen Maßnahmen die tatsächlichen Risiken überkompensieren”, sagte Yamashiki.

Quelle

(THK)

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