Astrofotografie – Das Projekt Sonnenmosaik

Sonnenflecken am 18. April 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 18. April 2022. (Credits: astropage.eu)

Das schöne Wetter am vergangenen Osterwochenende verhalf mir zu einer Premiere: Die größten Mosaikbilder der Sonne, das ich bislang erstellt habe. Im folgenden werde ich ein paar Sätze zur Planung und Umsetzung schreiben, ergänzt durch Links zum Equipment und ein paar Tipps und Tricks.

Warum eigentlich ein Sonnenmosaik? Im Prinzip hat es dieselben Gründe, aus denen ich auch Mondmosaike erstelle. Ein begrenzender Faktor bei der Beobachtung von Mond (und Sonne) ist die Luftunruhe, das sogenannte Seeing. Um diesen Störfaktor zu eliminieren oder zumindest zu reduzieren, greift man auf spezielle Kameras zurück, die man als Planetenkameras bezeichnet. Sie funktionieren ähnlich wie eine Webcam, sind aber technisch ausgereifter, moderner und nehmen unkomprimierte Videos auf, was wichtig für die Ausarbeitung feiner Oberflächendetails ist. Der Nachteil dieser Kameras sind ihre relativ kleinen Sensoren. Während die Planeten noch ganz bequem komplett auf den Sensor passen, sind der Mond und die Sonne viel zu groß. Hier muss man mehrere Ausschnitte aufnehmen und anschließend zu einem Mosaik zusammenfügen, wenn man die Vorteile einer Planetenkamera an diesen Objekten nutzen will.

Digitale Spiegelreflexkameras (DSLR) oder spiegellose Systemkameras (DSLM) haben deutlich größere Sensoren, die den Mond oder die Sonne auch bei höheren Brennweiten noch komplett abbilden können. Allerdings sind sie den Planetenkameras bedingt durch ihre Aufnahmetechnik unterlegen – sie nehmen nur Einzelbilder auf und die Videofunktion erstellt in der Regel stark komprimierte Videos.

Zum Equipment

Ich hatte bereits früher schon Mosaike der Sonne erstellt, allerdings nur mit Teleskopen, die eine erheblich kleinere Brennweite haben: einem 130/650-Newtonteleskop und einem 80/400-Refraktor (die zweite Zahl gibt immer die Brennweite in Millimetern an). Aufgrund der kleinen Brennweite reichten maximal vier Ausschnitte mit der Planetenkamera für ein vollständiges Bild der Sonne. Das Maksutov-Teleskop, das für die neuen Mosaike zum Einsatz kam, hat mit 1.250 Millimetern eine deutlich höhere Brennweite, was wiederum eine höhere Anzahl an Bildausschnitten erforderlich macht.

Equipment in diesem Fall ((*)=Affiliatelink):

Dennoch habe ich testweise mal eine DSLR hinter das Teleskop geklemmt und ein zweiminütiges Video aufgenommen, weil ich auf das Ergebnis gespannt war – auch im Vergleich zu einer Planetenkamera.

Die Sonne am 18. April 2022, aufgenommen mit einer DSLR und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)
Die Sonne am 18. April 2022, aufgenommen mit einer DSLR und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)

Man erkennt zwar die großen Sonnenflecken, aber die typische Granulation der Sonne, also die Gasstrukturen, die durch Konvektion auf- und absteigen, ist kaum zu sehen. Ein Grund dafür wird die Komprimierung der Videodaten sein.

Ein paar Worte zur Planung

Für mich hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Planetenkamera so im Okularauszug des Teleskops steckt, dass die Bewegung der beiden Teleskopachsen (Rektaszension und Deklination) auf dem Monitor eine gerade vertikale beziehungsweise horizontale Bewegung des Bildausschnitts ergeben. Auf diese Weise kann man den Bildausschnitt besser einschätzen und mit entsprechenden Überlagerungen zweier Bildausschnitte die Videoaufnahmen machen. Die Überlagerungen, also die Bereiche, die auf zwei Videoaufnahmen zu sehen sind, sollten nicht zu klein sein, da der anschließende Stackingprozess den Bildausschnitt noch verkleinern kann (abhängig von der Genauigkeit der Nachführung).

Die Einstellung der Helligkeit sollte während der gesamten Aufnahmen auch nicht verändert werden, da sich bereits geringste Helligkeitsveränderungen an den Bildern deutlich bemerkbar machen. Das gilt auch für durchziehende Schleierwolken. Nach Möglichkeit sollte während der gesamten Aufnahmesession klarer, blauer Himmel sein ohne Schleierwolken oder Kondensstreifen von Flugzeugen oder ähnliche Störquellen in der Nähe der Sonne.

Bleibt noch das oben erwähnte Seeing. Darauf hat man leider keinen aktiven Einfluss. Man muss hoffen, dass man eine längere Phase mit ruhiger Luft erwischt, denn das Aufnehmen der Videos nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch. Kurzzeitige Einbrüche des Seeings und damit stärkere Luftturbulenzen lassen sich meist leider nicht verhindern.

Die Vorgehensweise beim Stacking der einzelnen Videos habe ich im Tutorial für Sonnenbilder mit Planetencam anhand eines aktuellen Beispiels beschrieben.

Das neue Tutorial zur Erstellung von Sonnenmosaiken beschreibt die Vorgehensweise ebenfalls an einem aktuellen Beispiel.

Einsteiger und auch Fortgeschrittene finden dort vielleicht hilfreiche Tipps oder neue Ansätze hinsichtlich des Stackings und der anschließenden Bildbearbeitung. Die folgenden Bilder entstanden mit dem Workflow, der in den beiden Tutorials veranschaulicht wird. Die Bilder sind hier auf 2.560 Pixel Kantenlänge skaliert. Ein Klick öffnet die volle Auflösung.

Sonnenmosaik vom 18. April 2022, aufgenommen mit einer Planetencam und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)
Sonnenmosaik vom 18. April 2022, aufgenommen mit einer Planetencam und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)

 

Sonnenmosaik vom 19. April 2022, aufgenommen mit einer Planetencam und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)
Sonnenmosaik vom 19. April 2022, aufgenommen mit einer Planetencam und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)

 

Sonnenmosaik vom 20. April 2022, aufgenommen mit einer Planetencam und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)
Sonnenmosaik vom 20. April 2022, aufgenommen mit einer Planetencam und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)

 

Die große Sonnenfleckengruppe am 21. April 2022, aufgenommen mit einer Planetenkamera und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)
Die große Sonnenfleckengruppe am 21. April 2022, aufgenommen mit einer Planetenkamera und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)

 

Die große Sonnenfleckengruppe am 22. April 2022, aufgenommen mit einer Planetenkamera und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)
Die große Sonnenfleckengruppe am 22. April 2022, aufgenommen mit einer Planetenkamera und einem Mak 90/1250. (Credits: astropage.eu)

Man darf gespannt sein, wie sich die Phase steigender Sonnenaktivität in den kommenden Monaten entwickeln wird. Sofern das Wetter mitspielt, werden natürlich wieder ein paar Bilder folgen.

Clear Skies!

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*