Wissenschaftler der Australian National University (ANU) haben eine alternative Erklärung für ein rätselhaftes Gammasignal gefunden, das aus dem Zentrum der Galaxie stammt und lange für eine Signatur von Dunkler Materie gehalten wurde. Gammastrahlen sind die Form elektromagnetischer Strahlung mit der kürzesten Wellenlänge und der höchsten Energie.
Der außerordentliche Professor und Co-Autor Roland Crocker sagte, dass dieses spezielle Gammasignal, das als Galactic Centre Excess bezeichnet wird, in Wirklichkeit von einem bestimmten Typ rasch rotierender Neutronensterne stammen könnte, den superdichten stellaren Überresten mancher Sterne, die viel massereicher als unsere Sonne sind.
Das Signal zeichnet sich durch eine unerwartete Konzentration von Gammastrahlen aus dem Zentrum unserer Milchstraßen-Galaxie aus und hat Astronomen lange Zeit Kopfzerbrechen bereitet. „Unsere Arbeit lässt keine Zweifel an der Existenz des Signals, aber bietet eine andere potenzielle Quelle an“, sagte Crocker.
„Es basiert auf Millisekundenpulsaren – das sind Neutronensterne die wirklich schnell rotieren, etwa 100 Mal pro Sekunde. Wissenschaftler haben bereits zuvor schon Gammaemissionen von einzelnen Millisekundenpulsaren in der Nachbarschaft des Sonnensystems registriert, daher wissen wir, dass diese Objekte Gammastrahlung emittieren. Unser Modell demonstriert, dass die kombinierten Emissionen einer ganzen Population solcher Sterne (etwa 100.000 Stück) ein Signal produzieren würden, das mit dem Galactic Centre Excess völlig kompatibel wäre“, sagte Crocker.
Die Entdeckung könnte bedeuten, dass Wissenschaftler neu überdenken müssten, wo sie nach Hinweisen auf Dunkle Materie suchen. „Die Natur der Dunklen Materie ist komplett unbekannt, also löst jeder potenzielle Hinweis eine Menge Aufregung aus“, sagte Crocker. „Aber unsere Ergebnisse weisen auf eine andere wichtige Quelle zur Erzeugung von Gammastrahlen. Beispielsweise könnte das Gammasignal der Andromeda-Galaxie, der nächstgelegenen großen Galaxie, hauptsächlich auf Millisekundenpulsare zurückzuführen sein.“
Der Master-Student Anuj Gautam leitete die Forschungsarbeit, an der auch Wissenschaftler der Australian Defence Force Academy, der University of Canterbury und der University of Tokyo beteiligt waren. Die Studie wurde im Journal Nature Astronomy veröffentlicht.
(THK)
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