Vor mehr als 20 Jahren zeigte die BBC-Dokumentation „Walking with Dinosaurs“ einen 25 Meter langen Liopleurodon. Das zog hitzige Debatten über die Größe dieses Pliosauriers nach sich, weil sie für deutlich überschätzt gehalten wurde und das erwachsene Tier wahrscheinlich nur eine Größe von etwas mehr als sechs Metern erreichte.
Die Spekulationen wäre weitergegangen, aber jetzt hat eine Zufallsentdeckung in einem Museum in Oxfordshire Paläontologen der University of Portsmouth dazu gebracht, eine Studie über eine ähnliche Spezies zu veröffentlichen, die erstaunliche 14,4 Meter Länge erreichte – doppelt so lang wie ein Killerwal.
Professor David Martill von der School of the Environment, Geography and Geosciences der University of Portsmouth sagte: „Ich war ein Berater für das BBC-Pilotprogramm ‚Cruel Sea‘ und ich gebe zu – ich habe mich bei der Größe des Liopleurodon drastisch geirrt. Ich stützte meine Berechnungen auf einige Fragmente, was dafür sprach, das ein Liopleurodon bis zu 25 Meter lang werden konnte, aber die Belege waren karg und zogen zu der Zeit viele kontroverse Debatten nach sich. Die Größenschätzung der BBC im Jahr 1999 war übertrieben, aber nach der zufälligen Entdeckung von vier enormen Wirbeln haben wir jetzt viel zuverlässigere Belege.“
Professor Martills Co-Autorin, Megan Jacobs, fotografierte ein Ichthyosaurier-Skelett im Abingdon County Hall Museum, als Dave Schubkästen mit Fossilien sichtete. Er fand einen großen Wirbel und war aufgeregt, als er erfuhr, dass der Kurator drei weitere von ihnen auf Lager hatte.
Die Wirbel sind deutlich als eng verwandt mit einer Pliosaurerspezies oder einem ähnlichen Tier identifizierbar. Pliosaurier waren wie Plesiosaurier, aber mit einem größeren, länglichen Schädel, ähnlich dem eines Krokodils, und einem kürzeren Hals. Sie hatten vier Flossen, die sie als kräftige Paddel einsetzten, um sie durch das Wasser voranzutreiben, sowie einen relativ kurzen Schwanz.
Nach der Durchführung topografischer Scans berechneten Professor Martill und seine Kollegen, dass dieses Meeresreptil aus dem späten Jura bis auf eine Größe zwischen 9,8 und 14,4 Meter wachsen konnte.
„Wir wissen, dass diese Pliosaurier sehr furchterregende Tiere waren, die in den Meeren schwammen, welche Oxfordshire vor 145-152 Millionen Jahren bedeckten. Sie besaßen einen massiven Schädel mit riesigen, vorstehenden Zähnen wie Dolche – mindestens so groß wie jene eines Tyrannosaurus rex und sicherlich kräftiger“, sagte Martill.
„Sie standen an der Spitze der marinen Nahrungskette und jagten möglicherweise Ichthyosaurier, langhalsige Plesiosaurier und vielleicht sogar kleinere Meereskrokodile, einfach indem sie sie mit einem Biss zerteilten und dann Teile von ihnen fraßen. Wir wissen, dass sie kleinere Meeresreptilien fraßen, weil man Bissspuren an Ichthyosaurierknochen sehen kann, beispielsweise in der Etches Collection in Dorset“, sagte Martill.
Die Wirbel wurden ursprünglich während der zeitweisen Ausgrabungen auf der Warren Farm im River Thames Valley in Oxfordshire entdeckt und stammen aus der Kimmeridge Clay Formation. Diese Ablagerung wird in das späte Jura datiert und ist rund 152 Millionen Jahre alt.
„Es ist wundervoll zu belegen, dass es tatsächlich eine wahrhaftig gigantische Pliosaurierart in den Meeren des späten Jura gab. Auch wenn sie nicht mit den Behauptungen übereinstimmen, die die BBC in der Serie Walking with Dinosaurs für Liopleurodon aufstellte, wäre es für mich keine Überraschung, wenn wir eines Tages überzeugende Belege dafür finden würden, dass diese monströse Art sogar noch größer war“, ergänzte Martill.
Die Studie wurde in den Proceedings of the Geologists‘ Association veröffentlicht.
(THK)
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