Astro-Bild der Woche: Die Staubverteilung in der Koma des Kometen Hale-Bopp

Farbcodierte Aufnahme des Kometen Hale-Bopp (ESO)
Farbcodierte Aufnahme des Kometen Hale-Bopp (ESO)

Das nebenstehende Bild wirkt auf den ersten Blick sehr psychedelisch und ist ganz offensichtlich eine Falschfarbenaufnahme. Aber wovon? Einem Wurmloch? Einem unregelmäßig geformten Krater mit seinen terrassierten Wällen? Nein, tatsächlich handelt es sich um einen Kometen, genauer gesagt um den Kometen Hale-Bopp, der vor allem 1997 und 1998 einen spektakulären Anblick am nördlichen Nachthimmel bot.

Offiziell wurde er am 23. Juli 1995 von den beiden Amateurastronomen Alan Hale und Thomas Bopp entdeckt und es stand sehr früh fest, dass Hale-Bopp ein relativ heller Komet werden würde. Doch er übertraf alle Erwartungen. Volle 18 Monate lang war er sogar für das bloße Auge sichtbar und wurde daher zum lohnenswerten Ziel zahlloser Hobby- und Berufsastronomen, die sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten. Einmalig im wörtlichen Sinne, denn Hale-Hopp ist ein so genannter langperiodischer Komet, der ursprünglich eine Umlaufdauer von rund 4.200 Jahren besaß. Jedoch wurde er im Laufe einer verhältnismäßig nahen Begegnung mit Jupiter von dessen Gravitationskräften abgelenkt und umkreist die Sonne jetzt auf einer deutlich kürzeren Umlaufbahn. Seine Umlaufperiode beträgt allerdings immer noch circa 2.540 Jahre – keine Chance auf eine weitere Beobachtung.

Man kann erahnen, dass die Aufnahme nicht von einem Amateurastronomen gemacht wurde. Sie wurde mit dem MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) auf dem Gipfel des La Silla in Chile erstellt und zeigt die Verteilung feinster Staubpartikel in der Koma des Kometen. Als Koma bezeichnet man eine mehr oder weniger ausgedehnte Region um den Kometenkern, die im Wesentlichen aus flüchtigen Substanzen und Staubpartikeln besteht. Sie bildet sich durch Interaktionen der Kometenmaterie mit dem energiereichen Sonnenwind und ist abhängig von der chemischen Zusammensetzung und Größe des Kometen. In der Koma von Hale-Bopp wurden viele verschiedene Elemente und Verbindungen nachgewiesen, unter anderem Wasser, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Formaldehyd und Methanol. Er gehört zu den bislang am intensivsten untersuchten Kometen und war darüber hinaus ein faszinierendes Beispiel für die Schönheit, mit der uns das Sonnensystem von Zeit zu Zeit erfreut.

Hier gibt es die Aufnahme in höherer Auflösung:
http://www.eso.org/public/archives/images/screen/eso9726b.jpg

(THK)

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