Bildveröffentlichung / VLT: Herbig-Haro-Objekte in der Sternentstehungsregion NGC 6729

Die Sternentstehungsregion NGC 6729. (ESO)
Die Sternentstehungsregion NGC 6729. (ESO)

Eine neue Aufnahme vom Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) liefert eine Nahansicht der dramatischen Auswirkungen, die neu geborene Sterne auf die Gas- und Staubwolken haben, aus denen sie entstanden. Obwohl die Sterne selbst nicht sichtbar sind, erzeugt das von ihnen fortgeschleuderte Material durch Kollisionen mit den umgebenden Gas- und Staubwolken surreale Landschaften aus leuchtenden Bögen, Flecken und Streifen.

Die Sternentstehungsregion NGC 6729 ist Teil einer der nächstgelegenen stellaren Kinderstuben und daher auch eine der am besten untersuchten. Das nebenstehende neue Bild des VLT zeigt einen Ausschnitt dieser seltsamen und faszinierenden Region (eine Weitwinkelaufnahme gibt es hier: eso1027). Die Daten wurden von Sergey Stepanenko im Rahmen des Hidden Treasure Wettbewerbs aus dem ESO Archiv ausgewählt. Sergeys Bild von NGC 6729 erreichte den dritten Platz in dem Wettbewerb.

Sterne bilden sich tief im Inneren von molekularen Wolken und die frühesten Stadien ihrer Entwicklung können von Teleskopen nicht im sichtbaren Lichtspektrum beobachtet werden, weil sie von dichtem Staub verdeckt werden. Auf diesem Bild befinden sich sehr junge Sterne im oberen linken Bereich der Aufnahme. Auch wenn sie nicht direkt beobachtet werden können, wird das Bild von dem Chaos dominiert, das sie in ihrer Umgebung anrichten. Hochgeschwindigkeits-Jets aus Materie, die sich mit Geschwindigkeiten bis zu einer Million Kilometern pro Stunde von den jungen Sternen entfernen, prallen auf das umgebende Gas und erzeugen Schockwellen. Diese Schockwellen regen das Gas zum Leuchten an und bilden die seltsam gefärbten leuchtenden Bögen und Flecken, die als Herbig-Haro-Objekte bekannt sind. Die Astronomen George Herbig und Guillermo Haro waren nicht die ersten, die eines dieser Objekte gesehen haben, welche nun ihre Namen tragen. Aber sie waren die ersten, die das Spektrum eines dieser seltsamen Objekte im Detail studierten. Sie erkannten, dass es nicht nur Klumpen aus Gas und Staub waren, die Licht reflektierten oder unter dem Einfluss ultravioletter Strahlung von jungen Sternen aufglühten, sondern dass sie eine neue Objektklasse darstellten, die mit ausgeworfenem Material in Sternentstehungsregionen zusammenhängt.

Auf der Aufnahme bilden die Herbig-Haro-Objekte zwei Linien, welche die wahrscheinlichen Richtungen von fortgeschleudertem Material markieren. Eine erstreckt sich von oben links bis unterhalb des Zentrums und endet in der hellen kreisförmigen Gruppe leuchtender Bögen und Flecken. Die andere beginnt nahe der oberen linken Bildecke und erstreckt sich nach rechts. Die auffällige säbelartige Struktur oben links ist kein Herbig-Haro-Objekt und hängt mit Sternenlicht zusammen, das von Staub reflektiert wird.

Sowohl die ionisierte Schwefelatome als auch die Wasserstoffatome in diesem Nebel emittieren rotes Licht. Um zwischen ihnen unterscheiden zu können, wurden die Schwefelemissionen blau eingefärbt. Das so verbesserte Farbbild wurde aus Aufnahmen erstellt, die man mit dem FORS1-Instrument des Very Large Telescope gemacht hat. Die Bilder wurden mit zwei verschiedenen Filtern aufgenommen, die das Licht von leuchtendem Wasserstoff (orange) und ionisierten Schwefel (blau) isolieren. Die unterschiedlichen Farben in den verschiedenen Gebieten dieser chaotischen Sternentstehungsregion spiegeln andere Bedingungen wider. Beispielsweise sind die Geschwindigkeiten der kollidierenden Materialien relativ gering, wo der ionisierte Schwefel hell leuchtet (blaue Gebiete). Das hilft den Astronomen dabei, zu enthüllen, was sich in diesem dramatischen Szenario abspielt.

Quelle: http://www.eso.org/public/news/eso1109/

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*