Hightech-Bilder zeigen prähistorische Milbe auf dem Rücken einer Spinne

CT-Aufnahme der Milbe auf dem Rücken der Spinne (Henry Moseley X-ray Imaging Facility, School of Materials, University of Manchester)
CT-Aufnahme der Milbe auf dem Rücken der Spinne (Henry Moseley X-ray Imaging Facility, School of Materials, University of Manchester)

Wissenschaftler haben erstaunliche dreidimensionale Bilder einer prähistorischen Milbe gemacht, die gerade auf dem Rücken einer 50 Millionen Jahre alten Spinne reitet.

Gerade einmal 176 Mikrometer lang und kaum mit bloßem Auge sichtbar ist die Milbe in Baltischem Bernstein (fossiles Baumharz), von der die Wissenschaftler der University of Manchester und ihre Kollegen in Berlin glauben, dass sie das kleinste Arthropoden-Fossil ist, das jemals mit CT-Scans untersucht wurde.

Sie sagen,dass ihre Studie – veröffentlicht in den Royal Society Journal Biology Letters vom 9. November 2011 – auch ein minimales Alter von fast 50 Millionen Jahren festsetzt für die Entwicklung des phoretischen Verhaltens – dem Benutzen von anderen Spezies, um sich darauf zu fortzubewegen.

„Das CT gestattete uns, die Milbe digital von der Spinne zu trennen, um die wichtigen Merkmale an der Unterseite der Milbe zu erkennen, die man zur Identifizierung benötigt“, so Dr. David Penney, einer der Autoren der Studie von der Fakultät für Biowissenschaften. „Das Exemplar, welches nur ganz selten in den Fossilienfunden vorkommt, ist vermutlich das älteste der noch lebenden Familie der Histiostomatidae.“

„Bernstein ist eine bemerkenswerte Fundgrube für ökologische Zusammenhänge innerhalb der Fossilienfunde. In vielen Fällen starben die Organismen umgehend und wurden in lebensechter Genauigkeit konserviert, immer noch ihren Tätigkeiten nachgehend, die sie unmittelbar vor ihrem unerwarteten Dahinscheiden ausübten.Wir bezeichnen das oft als „eingefrorenes Verhalten“ oder auch Paläoethologie und solche Beispiele können uns eine Menge über die Ökosysteme der Vergangenheit erzählen. Trotzdem enthalten die meisten Bernsteine nur einzelne Insekten oder mehrere Insekten ohne eindeutig beweisbare Belege für direkte Interaktion. Das bemerkenswerte Exemplar, das wir in unserer Veröffentlichung beschreiben, ist ein Fund, wie er nur einmal in hunderttausend Proben vorkommt.“

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Video-Link: https://youtu.be/zKls45TpXSI

 

Sein Kollege Dr. Richard Preziosi sagte: „Phoresie ist, wenn ein Organismus ein Tier einer anderen Art zum Transport in eine neue Umgebung benutzt. Dieses Verhalten ist heutzutage bei verschiedenen Gruppen verbreitet. Die Untersuchung von Fossilien, wie das, welches wir beschreiben, kann wichtige Hinweise darauf liefern, wie weit zurück in der geologischen Zeit sich solche Verhaltensweisen entwickelt haben. Die Tatsache, dass uns jetzt Technik zur Verfügung steht, die es so vor einigen Jahren noch gar nicht gab, bedeutet, dass wir jetzt mit multidisziplinären Ansätzen möglichst viele Informationen aus solch einem kleinen und ungünstig positionierten Fossil herausholen können, das uns früher nur wenige oder gar keine substanziellen wissenschaftlichen Daten geliefert hätte.“

Der Co-Autor Professor Phil Withers von der Manchester’s School of Materials meinte: „Wir glauben, dass dies die kleinste Bernstein-Inklusie ist, die bis heute untersucht wurde. Mit unserem Submikron-Phasenkontrast-System können wir fantastische 3D-Bilder erreichen und uns mit Synchroton-Röntgenstrahlen-Systemen messen und so Fossilien untersuchen, die früher nicht bildlich erfasst werden konnten. Mit unseren NanoCT-Lab-Systemen versuchen wir jetzt, die Grenzen dieser Technik noch zu erweitern.“

Dr. Jason Dunlop von der Humboldt Universität Berlin fügt hinzu: „Wie jeder weiß, sind Milben normalerweise sehr kleine Tiere und man kann selbst mit lebenden Exemplaren nur schwer arbeiten. Fossile Milben sind extrem selten und diese spezielle Gruppe, zu der dieses bemerkenswerte Bernstein-Exemplar gehört, wurde bis jetzt nur ein paarmal in Fossilien gefunden. Jetzt endlich können wir dank dieser neuen Techniken viele wichtige Merkmale entdecken, so als ob wir ein modernes Tier unter dem Elektronenmikroskop betrachten würden. Arbeiten wie diese lassen die Grenzen zwischen der Paläontologie und der Zoologie noch weiter bröckeln.“

Quelle: http://www.manchester.ac.uk/aboutus/news/display/?id=7643

(THK)

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