MSU-Wissenschaftler knacken mittelalterlichen “Knochen-Code”

Dieser 1.000 Jahre alte Knochen wurde von Brucellose befallen (Photo by G.L. Kohuth)
Dieser 1.000 Jahre alte Knochen wurde von Brucellose befallen (Photo by G.L. Kohuth)

Zwei Forschungsteams der Michigan State University (MSU) – eines arbeitet an einer mittelalterlichen Begräbnisstätte in Albanien, das andere in einem DNA-Labor in East Lansing – haben gezeigt, wie moderne Wissenschaft die Rätsel der Vergangenheit entschlüsseln kann.

Die Wissenschaftler sind die ersten, welche die Existenz der Brucellose (auch Bruzellose), einer noch heute vorkommenden, ansteckenden Krankheit, in alten Knochenüberresten bestätigten.

Die Ergebnisse erscheinen im American Journal of Physical Anthropology und deuten darauf hin, dass Brucellose mindestens seit dem Mittelalter in Albanien heimisch gewesen ist.

Obwohl sie in den Vereinigten Staaten selten ist, bleibt die Brucellose ein großes Problem im Mittelmeerraum und anderen Teilen der Welt. Sie äußert sich durch chronische Atemwegserkrankungen und Fieber und wird durch den Verzehr von infiziertem Fleisch oder unpasteurisierten Milchprodukten oder den Kontakt mit Tieren übertragen, welche die Brucella-Bakterien besitzen.

Todd Fenton, Dozent für Anthropologie, sagte, dass die fortschrittliche DNA-Analyse an der MSU es den Forschern erlaubte, die Existenz der Erkrankung in Skeletten zu bestätigen, die rund 1.000 Jahre alt sind.

“Jahrelang mussten wir Vermutungen über die Ursache solcher pathologischen Gegebenheiten aufstellen”, sagte Fenton. “Die Ära der DNA-Analyse und die Beiträge, welche die DNA zu meiner Arbeit liefern kann, sind wirklich aufregend.”

Die Entdeckung wurde wie folgt gemacht.

Fenton und eine Gruppe Studenten der MSU fungierten als Bioarchäologen oder Knochenspezialisten für ein multinationales Archäologenteam, das Ausgrabungsstätten in der alten albanischen Stadt Butrint untersucht. Einst eine große römische Kolonie, diente Butrint während der letzten Jahrhunderte als Außenposten des byzantinischen Imperiums, bis die Stadt im Mittelalter aufgrund von Überschwemmungen verlassen wurde.

Fenton und sein Team entwickelten biologische Profile der menschlichen Überreste, was die Bestimmung des Geschlechts, des Alters und Skelett-Pathologien oder Krankengeschichten mit einschloss. Wirbelknochen von zwei Skeletten aus der byzantinischen Ära – beides jugendliche Männer aus der Zeit zwischen dem 10. und dem 13. Jahrhundert – wiesen erhebliche Läsionen auf, was die Forscher zu der Vermutung führte, dass die Jungen an Tuberkulose gelitten hatten.

Proben der alten Knochen wurden an das forensische DNA-Labor in East Lansing geschickt, das von David Foran, dem Direktor des Forensic Science Program der MSU, geleitet wird. Foran und sein Team aus Studenten nahmen winzige Mengen der Knochen, extrahierten DNA und testeten sie auf jedwede Rest-DNA, die von dem erwarteten Pathogen noch existieren könnte. Aber die Ergebnisse kamen mit einem negativen Nachweis für Tuberkulose zurück.

Brucellose hat einen Großteil dieser Wirbelsäule angegriffen (MSU)
Brucellose hat einen Großteil dieser Wirbelsäule angegriffen (MSU)

Fentons Team untersuchte die negativ auf Tuberkulose getesteten Knochen erneut und schlussfolgerte, dass es sich bei der Krankheit stattdessen um Brucellose handeln könnte. Die Infektion durch Brucellose und Tuberkulose verursacht ähnliche Schäden – grundsätzlich greift sie den Knochen an – wobei noch niemand zuvor Brucellose in menschlichen Knochen aus einer archäologischen Ausgrabungsstätte bestätigt hatte.

Forans Team entwickelte dann andere Tests, um die Brucella-Bakterien nachzuweisen und unterzog die erkrankten Wirbelknochen einer neuen Testrunde. Dieses Mal kamen die Ergebnisse mit einem positiven Nachweis für Brucellose zurück.

Foran sagte, die Zusammenarbeit bei dem Projekt untermauert den Nutzen von moderner Wissenschaft und interdisziplinärer Forschung, sogar wenn die Forschungsteams 8.000 Kilometer getrennt sind.

“In diesem Fall war es eine Kombination aus Wissensdurst, Beharrlichkeit und natürlich Zusammenarbeit”, sagte Foran. “Es ist erstaunlich, etwas völlig Neues in etwas zu finden, das Tausend Jahre alt ist.”

Mitarbeiter an dem Projekt waren Michael Mutolo, früherer Master-Student in forensischer Wissenschaft; Lindsey Jenny, die kürzlich ihren Doktorgrad in Anthropologie abschloss und Amanda Buszek, aktuelle Master-Studentin in forensischer Wissenschaft.

Quelle: http://news.msu.edu/story/10172/

(THK)

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