Forschungsteam der University of Toronto entdeckt Statue, Tempel und Tiermumien in Ägypten

Dieses seltene Exemplar einer königlichen Statue aus Holz könnte die Pharaonin Hatschepsut darstellen (Photo: Mary-Ann Pouls Wegner)
Dieses seltene Exemplar einer königlichen Statue aus Holz könnte die Pharaonin Hatschepsut darstellen (Photo: Mary-Ann Pouls Wegner)

Die Holzstatue eines Königs, ein privater Opfertempel, ein gewaltiges Gebäude und die Überreste von über 80 Tiermumien, die von einem Grabungsteam unter Leitung der University of Toronto in Abydos entdeckt wurden, enthüllen faszinierende Informationen über rituelle Handlungen im Zusammenhang mit bedeutenden Göttern.

Die Professorin Mary-Ann Pouls Wegner vom Department of Near and Middle Eastern Civilizations präsentierte die Entdeckungen ihres Teams vor Kurzem bei einer Versammlung der Society for the Study of Egyptian Antiquities.

Die hölzerne Statue ist eine von nur wenigen existierenden königlichen Holzstatuen und stellt vermutlich die Pharaonin Hatschepsut dar. Sie wurde auf Steinreliefs oft als Mann porträtiert, weil der ägyptische Pharao als Sohn des Gottes Amun Re verstanden wurde (es ist sogar bekannt, dass sie sich für diese Rolle als Mann verkleidet hat). Doch diese Statue besitzt eine schmalere Taille und eine zarte Kinnlinie, somit bestätigen diese Aspekte ihren femininen Körperbau. Vermutlich wurde sie bei zeremoniellen Prozessionen verwendet, bei denen Holzstatuen der königlichen Vorfahren (Geister der Könige) und Götter in bootförmigen Schreinen von Priestern vom Tempel des Osiris zu seinem Grab getragen wurden. Diese Prozession war Teil eines Festes, welches das Leben des Gottes Osiris nach dem Tod feierte.

Ägypter aus allen Schichten der Gesellschaft errichteten kleine Kapellen und Denkmäler entlang der Prozessionsstrecke als eine Methode, sich ihre ewige Teilnahme an dem Fest zu sichern und ihre Identifikation mit Osiris zu zeigen. Zu nahe an der Route zu bauen war allerdings vom Staat verboten und ein Zuwiderhandeln barg die Gefahr der Todesstrafe. Die Opferkapelle, die sie entdeckt haben, gehörte vermutlich einer Person aus der Oberschicht, stammte ungefähr aus der Zeit von 1990 bis 1650 v. Chr. und zeigt, wo die Grenze der Route war.

Intakte Opferkapelle aus dem Mittleren Königreich links unterhalb von Gebäuden, die 400-800 Jahre später erbaut wurden. (Photo: Mary-Ann Pouls Wegner)
Intakte Opferkapelle aus dem Mittleren Königreich links unterhalb von Gebäuden, die 400-800 Jahre später erbaut wurden. (Photo: Mary-Ann Pouls Wegner)

“Die Opferkapelle beweist, dass Menschen – vermutlich aus der Oberschicht – im Mittleren Königreich Denkmäler direkt neben die Prozessionsroute bauen konnten und dass mindestens eine solche Kapelle in diesem unglaublich dicht bebauten Gebiet stehen durfte und noch 800 Jahre nach ihrer Erbauung in ihr geopfert wurde”, so Pouls Wegner.

Ein weitaus größeres Gebäude, das entdeckt wurde, ist vermutlich ein Tempel oder eine königliche Kapelle aus der Periode der Ramessiden. Lange nach seiner eigentlichen Erbauung wurde das Gebäude als Aufbewahrungsort für Tiermumien wiederverwendet. In diesem Zusammenhang fanden die Wissenschaftler eine große Anzahl von Tierknochen und Überreste von Leinenbinden. Es wurde zwei Katzen, drei Schafe oder Ziegen und mindestens 83 Hunde gefunden, altersmäßig vom Welpen bis zum ausgewachsenen Tier. Mehrere Tiere hatten verheilte Verletzungen was beweist, dass sich jemand um sie gekümmert hatte, bevor sie vermutlich dem Schakalgott Wepwawet (besser bekannt als Upuaut; Anm. d. Red.) geopfert wurden, der als Anführer der Prozession und Beschützer des Friedhofs eine wichtige Gottheit bei diesem Fest war.

Die Grabung wurde im Juni und Juli 2011 in Ägypten durchgeführt. Unterstützt wurde sie durch einen Forschungszuschuss der Wenner-Gren Foundation of Anthropological Research und Foto- und Vermessungsausrüstung wurden vom Archaeology Centre der University of Toronto zur Verfügung gestellt. Zu Wegners Team gehörten Ayman Damarany, Barakat ‘Eid Ahmed und Mahmoud Mohamed vom Supreme Council of Antiquities of Egypt, die archäologische Zeichnerin Tamara Bower und die Doktoranden Meredith Brand, Amber Hutchinson, Christina Geisen und Janet Khuu von der University of Toronto.

Quelle: http://www.artsci.utoronto.ca/main/newsitems/statue-chapels-animal-mummies-found-egypt-u-of-t

(SOM)

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