Wie hört sich ein Sonnensturm an? Es ist eine Sonifikation (etwa: “Hörbarmachung” oder “Verklanglichung”; Anm. d. Red.) von Messungen zweier Raumsonden während des jüngsten Sturms. Das untenstehende Video gibt die Antwort.
Der Wissenschaftler, der es erstellt hat, ist Robert Alexander, ein Doktorand an der University of Michigan (U-M) in Ann Arbor. Alexander ist ein Komponist mit einem NASA-Stipendium und untersucht, wie repräsentierende Informationen – beispielsweise Geräusche – bei der Auswertung größerer Datenmengen helfen könnten.
Für dieses Projekt verwendete er Daten des von der U-M entwickelten Fast Imaging Plasma Spectrometer an Bord der NASA-Raumsonde MESSENGER nahe dem Merkur und des Solar and Heliospheric Observatory (SOHO), das rund 1,6 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist.
Um die Daten hörbar zu machen, begann er damit, 90 Stunden Rohinformationen in eine Audio-Wellenform zu schreiben. Aber in ihrer ursprünglichen Sampling-Rate von 44.100 Hertz wurde sie in weniger als einer Viertelsekunde abgespielt. Das ist einer der Vorteile bei der Sonifikation von Daten. Man kann Tage voller Informationen in einem Augenblick durchlaufen. Damit es in diesem Fall einen Sinn ergibt, musste er sie durch zusätzliche Algorithmen laufen lassen und die richtige Abspielgeschwindigkeit finden.
“Dieser Ansatz ändert für uns die Zeitskala”, sagte Jim Raines, ein leitender Betriebsingenieur der Mission am Space Physics Research Lab der U-M. “Es ist wirklich interessant, es zu hören.”
Video-Link: https://youtu.be/4RqFgT4w8FY
Verklanglichung der Aktivitäten während des Sonnensturms vom 7. März 2012 auf Basis der von MESSENGER und SOHO gesammelten Daten (Robert Alexander / University of Michigan)
Sonifikation ist der Prozess der Übersetzung von Informationen in Klang. Er kommt in Geigerzählern zum Einsatz, die in Anwesenheit von hochenergetischen Teilchen Klicks erzeugen. Er wird normalerweise nicht verwendet, um Muster aus Informationen zu extrahieren, aber Wissenschaftler der U-M Solar and Heliospheric Research Group erforschen sein Potenzial auf diesem Gebiet. Sie blicken auf Alexander, um es möglich zu machen.
“Robert gibt uns ein weiteres Forschungswerkzeug”, sagte Raines. “Wir pflegten auf Schlangenlinien und Graphen zu schauen, aber Menschen sind sehr gut darin, Dinge zu hören. Wir fragten uns, ob es eine Möglichkeit gäbe, Dinge in den Daten zu finden, die schwer zu erkennen sind.”
Alexander entwickelte diese Technik über mehrere Jahre hinweg. Ende vergangenen Jahres führte sein Ansatz zu einer neuen Entdeckung. Es stellte sich heraus, dass ein bestimmtes Verhältnis von Kohlenstoff-Atomen, das Wissenschaftler vorher nicht erfasst hatten, mehr über die Quelle des Sonnenwindes verraten kann als die Verhältnisse der Elemente, auf die sie sich derzeit stützen. Der Sonnenwind ist ein Schwall heißen Plasmas oder geladener Teilchen, die kontinuierlich von der Sonne abgestrahlt werden.
Mit dieser Technik hofft Alexander eine Brücke zwischen Wissenschaft und Kunst bauen zu können.
“Eine Zeit lang waren Filme stumm und die Menschen akzeptierten es so”, sagte er. “Es gibt all diese hochaufgelösten Videos über das, was auf der Sonnenoberfläche geschieht und sie sind stumm. Ich erstelle eine Tonspur.”
(THK)
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