Kartierung der vulkanischen Hitze auf dem Jupitermond Io

Thermale Emissionen von ausbrechenden Vulkanen auf dem Jupitermond Io. Je größer der Punkt, desto stärker die thermale Emission. (NASA / JPL-Caltech / Bear Fight Institute)
Thermale Emissionen von ausbrechenden Vulkanen auf dem Jupitermond Io. Je größer der Punkt, desto stärker die thermale Emission. (NASA / JPL-Caltech / Bear Fight Institute)

Eine neue Studie zeigt, dass das Wärmemuster der Vulkane auf der Oberfläche Ios das allgemein akzeptierte Modell der inneren Aufheizung in Frage stellt. Die Wärme, die aus hunderten ausbrechender Vulkane auf der Oberfläche Ios entströmt, deutet auf eine komplexe, vielschichtige Quelle hin. Diese Ergebnisse stammen aus Daten, die von NASA-Sonden und erdgebundenen Teleskopen gesammelt wurden, und erscheinen in der Juni-Ausgabe des Journals Icarus.

Eine Karte der Hotspots, klassifiziert durch die Menge der abgegebenen Wärme, zeigt die globale Verteilung und die große Vielfalt der vulkanischen Aktivität auf Io. Die meisten Eruptionen auf Io stellen ihre Zeitgenossen auf der Erde in den Schatten.

“Dies ist die bislang umfassendste Studie über vulkanische thermale Emissionen auf Io”, sagte Glenn Veeder vom Bear Fight Institute in Winthrop (Washington), der die Arbeit eines interdisziplinären Teams leitete, zu dem Ashley Davies, Torrence Johnson und Dennis Matson vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien), Jani Radebaugh von der Brigham Young University in Provo (Utah) und David Williams von der Arizona State University in Tempe (Arizona) gehörten. Das Team untersuchte hauptsächlich Daten der NASA-Missionen Voyager und Galileo, aber bezog auch Infrarotdaten von erdgebundenen Teleskopen mit ein.

“Das Faszinierende an der Verteilung des Wärmeflusses ist, dass sie bei relativ geringen Tiefen nicht mit dem derzeit bevorzugten Modell der Gezeitenerwärmung von Io übereinstimmt”, sagte Davies. “Stattdessen tritt die stärkste thermale Emission etwa 40 Grad östlich ihrer erwarteten Positionen auf.”

“Das entstehende Muster spricht für einen komplexen Aufheizungsprozess im Innern von Io”, sagte Matson. “Was wir sehen, lässt auf eine Mischung aus tiefer und oberflächlicher Erwärmung schließen.”

Auch ein Rätsel kam zum Vorschein. Das Team fand heraus, dass aktive Vulkane nur für rund 60 Prozent der Wärme Ios verantwortlich sind. Diese Komponente kommt größtenteils aus Vulkankratern mit flachen Böden – Paterae genannt -, einem häufigen Oberflächen-merkmal auf Io. Aber wo sind die “fehlenden” 40 Prozent? “Wir untersuchen die Möglichkeit, dass es dort viele kleinere Vulkane gibt, die zwar schwierig, aber nicht unmöglich zu registrieren sind”, sagte Veeder. “Wir rätseln jetzt über das beobachtete Wärmeflussmuster.”

Es zu verstehen wird helfen, die Mechanismen der Gezeitenerwärmung nicht nur im Innern von Io zu identifizieren, sondern es könnte auch auf den benachbarten Europa angewandt werden, einem Ziel mit hoher Priorität für die Suche der NASA nach Leben außerhalb der Erde.

Die Galileo-Mission wurde vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien) für das Science Mission Directorate geleitet. Die Mission wurde 1989 vom Space Shuttle Atlantis aus in Richtung Jupiter gestartet, machte zahlreiche Entdeckungen und lieferte den Wissenschaftlern genug Daten für jahrzehntelange Analysen. Galileo war die erste Raumsonde, die Jupiters Atmosphäre direkt mit einer Kapsel maß und führte Langzeit-Beobachtungen des Jupitersystems durch. Die NASA erweiterte die Mission dreimal, um sich Galileos einzigartige wissenschaftliche Fähigkeiten zunutze zu machen. Im September 2003 wurde die Raumsonde auf einen Kollisionskurs in die Atmosphäre des Jupiter gebracht, um jede Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag auf Europa auszuschließen. Das JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena.

Weitere Informationen über die Galileo-Mission gibt es unter:
http://solarsystem.nasa.gov/galileo/

Quelle: http://www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2012-167

(THK)

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