Forscher der University of Alberta spüren frühestes bekanntes Tier auf

Geologen der U of A fanden diese Kriechspuren der ersten tierischen Lebensformen, die bislang entdeckt wurden. Bilateria, zentimetergroße, Nacktschnecken-ähnliche Tiere hinterließen ihre Spuren vor 585 Millionen Jahren in Flachwassersedimenten, wo heutzutage Uruguay liegt. Das Forschungsergebnis der U of A datiert alle früheren gefundenen Beweise für tierisches Leben auf der Erde um 30 Millionen Jahre vor. (Photo by Richard Siemens)
Geologen der U of A fanden diese Kriechspuren der ersten tierischen Lebensformen, die bislang entdeckt wurden. Bilateria, zentimetergroße, Nacktschnecken-ähnliche Tiere hinterließen ihre Spuren vor 585 Millionen Jahren in Flachwassersedimenten, wo heutzutage Uruguay liegt. Das Forschungsergebnis der U of A datiert alle früheren gefundenen Beweise für tierisches Leben auf der Erde um 30 Millionen Jahre vor. (Photo by Richard Siemens)

Wissenschaftler der University of Alberta (U of A) haben den physikalischen Beweis dafür entdeckt, dass bereits vor 585 Millionen Jahren Tiere existierten – 30 Millionen Jahre früher, als bisher gedacht.

Diese Entdeckung wurde von den beiden U of A-Geologen Ernesto Pecoits und Natalie Aubet in Uruguay gemacht. Sie fanden fossile Kriechspuren, die vor 585 Millionen Jahren von zentimeterlangen, Nacktschnecken-ähnlichen Tieren in schlammigen Flachwassersedimenten hinterlassen wurden.

Ein Forschungsteam der U of A stellte fest, dass diese Spuren von einem primitiven Tier der Bilateria (einer Unterabteilung der Gewebetiere; Anm. d. Red.) stammen, das sich von anderen, nicht-tierischen, einfachen Lebensformen durch seine Symmetrie – seine Oberseite ist verschieden von seiner Unterseite – und einen unverwechselbaren Satz “Fußabdrücke” unterschied.

Der Paläontologe Murray Gingras sagt, dass die fossilen Kriechspuren darauf hinweisen, dass die Muskulatur des Weichtieres es dazu befähigte, sich durch das Sediment des flachen Meeresbodens zu bewegen. “Die Bewegungsmuster zeigen eine evolutionäre Anpassung an die Suche nach Futter an, das wohl aus organischem Material im Sediment bestand”, sagte er.

Es gab keine fossilen Überreste des Bilateria-Körpers selbst, nur seine Spuren. “Üblicherweise finden wir bei Spuren von Weichtieren keine Spur des Körpers, denn sie versteinern unter anderen Bedingungen”, sagte Gingras. “Normalerweise findet man entweder nur die Spuren oder nur den Körper, nicht beides zusammen.”

Mehr als zwei Jahre benötigten die Mitglieder des U of A-Teams und ein Gremium aus kontrollierenden Wissenschaftlern, bis sie sicher sein konnten, das richtige Alter der Bilateria-Fossilien herausgefunden zu haben.

Der Geochronologe Larry Heaman war Mitglied einer Gruppe, die nach Uruguay zurückkehrte, um dort mehr fossile Proben zu sammeln, die in einer Sandsteinschicht eingeschlossen waren. Heaman sagt, dass sie ihre Nachforschungen auf Granitsteinpartikel konzentrieren mussten, die sich in den Sandsteinproben fanden, weil der Ablagerungszeitpunkt von Sandstein selbst schwer zu bestimmen ist.

Heaman erklärt, dass der Granitstein durch die Massenspektrographen-Ausrüstung der Universität gejagt und einem Prozess unterzogen wurde, bei dem die Proben mit Laserstrahlen bombardiert werden und in winzigen Partikeln von der Größe eines Atoms oder Moleküls enden, welche dann untersucht und datiert werden.

Im Lauf seiner Karriere an der U of A hat Heaman an einer Reihe von bahnbrechenden Forschungsprojekten Fossilien betreffend teilgenommen. Im letzten Jahr zog er die Aufmerksamkeit der Paläontologie-Welt auf sich, als er eine überraschende Datierung eines Dinosaurierknochens bestätigte, der in New Mexico gefunden worden war. Unter Verwendung der Gerätschaften an der U of A bestimmte Heaman, dass der Knochen von einem Sauropoden stammte, also einem pflanzenfressenden Dinosaurier, der noch ungefähr 700.000 Jahre nach dem Massensterben gelebt haben muss, von dem man annahm, dass es das komplette Dinosaurierleben auf der Erde ausgelöscht hatte.

Heaman sagt, dass die Herausforderung der Datierung des Bilateria-Fossils aus seinen anderen Arbeiten herausragt. “Das war die größte wissenschaftliche Herausforderung, weil sie mehr direkte Bedeutung für die Evolution des Lebens hatte, wie wir es kennen”, sagte er. “Es war ein solch großer gemeinsamer Erfolg für das Team und keiner von uns hätte das alleine schaffen können.”

Vor dem Bilateria-Fund der U of A war das älteste Anzeichen tierischen Lebens anhand eines Fundes aus Russland auf ein Alter von 555 Millionen Jahren datiert worden. Der U of A-Geomikrobiologe Kurt Konhauser sagt, dass die Entdeckung des Teams neue Fragen zum Zeitpunkt der Evolution von Tieren und die Umgebungsbedingungen aufwerfen wird, unter denen sie sich entwickelt haben.

“Die Forschung war eine riesiger interdisziplinärer Erfolg und zeigt die Breite der Forschungsmöglichkeiten hier an der U of A auf”, sagt Konhauser. “Die Herausforderung brachte die Wissenschaften Geologie, Paläontologie, Geomikrobiologie und Geochronologie zusammen, um das Alter des Fossils zu konkretisieren.”

Konhauser erklärt, dass Forschungen nach den frühesten Anzeichen für Tierleben die Datierung bislang normalerweise immer nur um einige wenige Millionen Jahre verändert haben, das Ergebnis der U of A mit 30 Millionen Jahren also ein echter Durchbruch sei.

Zum Forschungsteam der University of Alberta gehören Ernesto Pecoits, Natalie Aubet, Kurt Konhauser, Larry Heaman, Richard Stern und Murray Gingras. Die Arbeit wurde am 28. Juni im Wissenschaftsjournal Science veröffentlicht.

Quelle: http://www.news.ualberta.ca/article.aspx?id=E273072B08DC4163AFEB98005661BF15

(SOM)

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