Spiralgalaxien wie unsere Milchstraße sehen meist relativ flach aus, wenn man direkt auf ihre Kante blickt. Nicht so das Exemplar auf der nebenstehenden Aufnahme: Die Galaxie ESO 510-G13 zeigt sich mit stark verzerrten Gas- und Staubstrukturen innerhalb ihrer Ebene. Die Galaxie liegt rund 150 Millionen Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Hydra (Wasserschlange) am südlichen Sternhimmel.
Das ungewöhnliche Erscheinungsbild dieser Spiralgalaxie wurde erstmals auf bodengestützten Aufnahmen der Europäischen Südsternwarte (ESO) festgehalten, die mit den leistungsfähigen optischen Teleskopen in der chilenischen Atacamawüste gemacht wurden. Die hier gezeigte Aufnahme stammt jedoch vom Weltraumteleskop Hubble, das die Galaxie mit Hilfe seiner Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) ablichtete. Mittlerweile wurde das Instrument zwar durch die wesentlich bessere Wide Field Camera 3 (WFC3) ersetzt, aber zum Zeitpunkt der Beobachtung im April 2001 war die WFPC2 noch das stärkste Instrument für Beobachtungen im optischen Wellenlängenbereich.
Dank der hervorragenden Qualität lassen sich zahlreiche Strukturen in Kernregion (Bulge genannt) und in den Außenbereichen der Galaxie erkennen. Vor dem hellen Kernbereich heben sich die ausgedehnten Wolken aus Gas- und Staub als dunkle Silhouetten ab und aus deren Aussehen können die Astronomen Rückschlüsse auf die Art der Wechselwirkungen ziehen, die an der Formgebung der Bänder beteiligt sind. In den Außenbereichen (vor allem im rechten Teil der Galaxie) gibt es einige Regionen mit einer erhöhten Sternentstehungsrate. Hier bilden sich viele neue Sterne, die typischerweise bläuliches Licht emittieren.
Video-Link: https://youtu.be/sWwoSouwzHA
Dieses Video zeigt die verzerrte Struktur von ESO 510-G13 basierend auf Daten des Weltraumteleskops Hubble. (Animation Credit: Bryan Preston (STScI AVL / Max-Q Digital) Image Credit: NASA, The Hubble Heritage Team (STScI / AURA)
Der Grund für die erhöhte Sternentstehungsrate und die stark verzerrte Form dieser Galaxie sind gravitative Wechselwirkungen mit einer anderen Galaxie. Beispielsweise könnte eine vergleichbar große bzw. schwere Galaxie relativ nah an ESO 510-G13 vorbei gedriftet sein. Viel wahrscheinlicher ist allerdings ein Verschmelzungsprozess mit einer anderen Zwerggalaxie, der sich in seinem Endstadium befindet, wobei sich das Erscheinungsbild im Laufe einiger Millionen Jahre wieder an das Aussehen einer normalen Spiralgalaxie angleicht. Die Gravitationskräfte der miteinander verschmelzenden Galaxien verzerrten die Scheibenstruktur der größeren Galaxie und komprimierten die vorhandenen Gas- und Staubwolken dermaßen, dass in den Außenbereichen die Geburt zahlreicher neuer Sterne ausgelöst wurde.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA04213.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Das erste Ziel des Lasers an Bord des Mars-Rovers Curiosity (dazu gibt es eine News: Laser-Instrument von Curiosity beschießt den ersten Stein auf dem Mars)
Bild 3: Der Pferdekopfnebel
Bild 4: Verschiedene Ansichten des Trifidnebels
(THK)
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